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Ökostrom-Firmen fordern Großspeicher für Sachsen

Besuch bei Sachsens Ministerpräsident Kretschmer: Die VEE Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien hat einen ganzen Forderungskatalog überreicht. Es geht um Batterien und Berufsschulen.

Von Georg Moeritz
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Gas und Strom zu jeder Tageszeit: In Dresden-Klotzsche betreibt Sachsen-Energie diese Biogasanlage. Die Vereinigung VEE fordert mehr Speicher für Strom und Wärme.
Gas und Strom zu jeder Tageszeit: In Dresden-Klotzsche betreibt Sachsen-Energie diese Biogasanlage. Die Vereinigung VEE fordert mehr Speicher für Strom und Wärme. © Sachsen-Energie

Dresden. Ein paar Dutzend Wünsche und Vorschläge zur Energiewende: Kaum hat Sachsens Regierung das Verbot von Windkraft in Wald aus ihrem Koalitionsvertrag wieder gestrichen, drängen die Ökostrom-Lieferanten auf mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Am Montag überreichte die VEE Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien einen Forderungskatalog an Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).

VEE-Präsident Wolfgang Daniels, ehemals Bundestagsabgeordneter der Grünen, forderte von Kretschmer und dessen Ministern eine "proaktive positive Ausstrahlung". Sie müssten sich öffentlich zum Ausbau der erneuerbaren Energien bekennen. Vor allem die drei zuständigen Ministerien in der Hand dreier Parteien müssten gemeinsam agieren: das Energieministerium von Wolfram Günther (Grüne), das Regionalentwicklungsministerium von Thomas Schmidt (CDU) und das Wirtschaftsministerium von Martin Dulig (SPD).

Daniels forderte, die Vorteile der Energiewende stärker sichtbar zu machen und in der Bevölkerung möglichst "Begeisterung" für den Ausbau zu erreichen. In den vergangenen Monaten hatte die Koalition einerseits vorgeschrieben, 1.000 Meter Mindestabstand zwischen Windkraftanlagen und Siedlungen einzuhalten, andererseits wurden den Gemeinden Ausnahmen freigestellt.

Hoffnung: Neuer Schwung in Genehmigungsbehörden

Die Energiewende-Vereinigung wies darauf hin, dass die Nachfrage nach Öko-Energie in der sächsischen Wirtschaft so groß sei wie nie. Der Ausbau könne Investitionen "auch außerhalb der Ballungsräume" möglich machen, etwa in die Produktion von Wasserstoff für energieintensive Industrie. Die Genehmigungsbehörden müssten mehr Personal bekommen - oder ihre Arbeit müsse an externe Dienstleister ausgelagert werden. Die Landesregierung solle per Erlass die Verwaltung anweisen, Anlagen schneller und einfacher zu genehmigen. Ein "neuer Schwung" in den Genehmigungsbehörden sei nötig, um die energiepolitischen Ausbauziele zu erreichen.

Im Forderungskatalog der VEE steht auch der Ausbau von Energiespeichern in Sachsen. Der Freistaat müsse Batteriegroßspeicher, Wärme- und Gasspeicher aufbauen. Vorbilder gibt es: Der Braunkohlenkonzern Leag hat beispielsweise eine "Big Battery" mit einer Kapazität von 53 Megawattstunden in Schwarze Pumpe aufgestellt. Beim Ausbau erneuerbarer Energien muss die Landesregierung nach Ansicht der VEE vorangehen, landeseigene Immobilien mit Fotovoltaik und Wärmepumpen bestücken und Windenergieanlagen im Staatswald bauen.

Bildungsoffensive für die Branche der Öko-Energie

Erneuerbare Energien seien schon jetzt ein "Jobmotor" für Sachsen, schreibt der Verband. Um die nötigen Fachkräfte zu finden, sei eine Bildungsoffensive nötig: in Universitäten, Fachhochschulen und Berufsschulen. Schließlich sei im Land die "gesamte Wertschöpfungskette" der Branche schon vorhanden: von Forschung über Anlagenbau bis zu Montage und Betriebsführung.

Im vergangenen Jahr wurden laut VEE in Sachsen lediglich elf Windkraftanlagen gebaut und zwei alte abgerissen. Um die Ziele des Energie- und Klimaprogramms des Landes zu erreichen, müssten mehr als 200 bis Ende 2024 hinzukommen. Die Berater der Sächsischen Energieagentur Saena reichen dem Verband anscheinend nicht, er fordert zusätzlich "Windkümmerer in den Landkreisen". Die Kümmerer sollen vom Land bezahlt werden und "moderierend" über Genehmigungsverfahren, Steuerung der Windenergie und Ertrag informieren.

Im Forderungskatalog stehen auch Erleichterungen für Solar- und Wasserkraftanlagen. Beispielsweise fordert die VEE, Staustufen im Staatseigentum, die bisher nicht zur Energieerzeugung genutzt werden, privaten Investoren zu überlassen. Neue Studien und eine Pilotanlage sollten "Verunglimpfungen" von Wasserkraftnutzern aus der Welt schaffen. Fotovoltaik-Anlagen müssten auch in Landschaftsschutzgebieten und bei Denkmalschutz zugelassen werden.