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Radeberg
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Zumpe Entsorgung in Radeberg: Müll kennt keine Krise

Auf dem Wertstoffhof Zumpe in Radeberg können Abfälle aller Art abgegeben werden. Wie der Entsorger Zumpe entstanden ist und wie sich das Geschäft mit wiederverwertbaren Materialien entwickelt hat.

Von Rainer Könen
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Gerd Zumpe auf seinem Wertstoffhof in Radeberg. Im Geschäft ist er schon seit Anfang der 1990er-Jahre.
Gerd Zumpe auf seinem Wertstoffhof in Radeberg. Im Geschäft ist er schon seit Anfang der 1990er-Jahre. © René Meinig

Radeberg. "Was hast du heute dabei?", will Gerd Zumpe von dem Mann wissen, der sein kleines Büro betritt. "Ein bisschen Bauschutt." Zumpe schaut auf die rot-flackernden Ziffern der Waage. Notiert sich die Zahl. "Du weißt ja, wohin damit", erwidert Gerd Zumpe. Der Mann nickt, geht raus.

An diesem Vormittag ist einiges los auf dem Wertstoffhof Zumpe in Radeberg. Autos mit Anhänger, Kleintransporter und Lkw warten auf dem Hof, bis sie an der Reihe sind. Von Zumpes vier Mitarbeitern sind an diesem Tag zwei krank, da muss der Chef mit anpacken. Heißt: Wiegen, kassieren und Neukunden zeigen, in welchen Container sie ihren Müll bringen müssen.

Dabei dürften die eigentlich gar keine Orientierungsprobleme haben. Container und abgrenzte Bereiche des Platzes sind beschriftet. Damit jeder weiß, wo was hingehört: Metall, Alu-Kabel, Elektroschrott, Bauschutt, Holz, Baumischabfälle, Sperrmüll, Asbest, Pappe, Papier.

Fachkräftemangel? Nicht bei Gerd Zumpe

In seinem Büro schaut Zumpe hin und wieder auf einen Monitor, hier kann er via Kamera sehen, ob alles an der richtigen Stelle abgelagert wird. Seitdem sein einziger Konkurrent, der Wertstoffhof der Firma Nehlsen, im Oktober 2022 nach Kamenz umgezogen ist - auf Zumpes Nachbargrundstück hat der Betrieb noch eine Dependance, auf der nur noch Elektronikschrott angenommen wird - ist Gerd Zumpe in Radeberg zum Wertstoffmonopolisten geworden.

Und damit ist auch das Arbeitsaufkommen gestiegen. "Aber wir haben das personell im Griff", erzählt er. Ist der Fachkräftemangel eigentlich für ihn ein Thema? Kopfschütteln. Nein, man finde immer jemanden für einen Job auf dem Wertstoffhof, berichtet der Unternehmer. Gesucht werden da zumeist Lkw-Fahrer.

Nach der Wende per Zufall in der Branche gelandet

Die Hoch-Zeit auf einem Wertstoffhof wie dem von Gerd Zumpe geht Mitte März los. Bis Anfang November herrscht reges Treiben auf seinem Platz, in dieser Zeit wachsen insbesondere die Bauschutt-, Holz- und Reisigstapel. Beim Rundgang über den weitläufigen Platz wird deutlich, dass auf seinem Wertstoffhof alles penibel und akkurat aufgehäuft wird. "Das geht auch nicht anders", meint der 60-jährige Zumpe. Wenn doch mal Gartengestrüpp beim Holz oder Alu-Kabel beim Elektroschrott landen, muss man es aus dem Stapel herausholen.

In die Wertstoffhändlerszene war Zumpe seinerzeit "per Zufall" reingerutscht, wie er das salopp beschreibt. Das ist ja ein Arbeitsbereich, in dem man sich nicht nur vieles selbst aneignen muss, sondern handwerklich begabt und von einer gewissen körperlichen Robustheit sein sollte. Übrigens: Eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Schrott- oder Wertstoffhändler gibt es nicht. Viele kommen wie Zumpe als Quereinsteiger aus handwerklichen Berufen oder aus dem Groß- und Außenhandel.

Als gelernter Maschinen- und Anlagenmonteur musste sich Gerd Zumpe nach der Wende, wie so viele in jener Zeit, beruflich neu orientieren. 1991 gründete er in Radeberg einen Entsorgungsfachbetrieb, sechs Jahre später den Containerdienst, die heutige Firma Zumpe Entsorgungs- und Verwertungs-GmbH. Sein Einzugsgebiet: Radeberg und die umliegenden Dörfer.

Altmetallrecycling steht hoch im Kurs

Seit nunmehr 32 Jahren arbeitet er in einer Branche, der die Arbeit nie ausgeht - er hat einen krisenfesten Job. Bundesweit sind rund 280.000 Personen in etwa 10.000 Unternehmen damit beschäftigt, Abfälle zu sammeln, zu sortieren und wiederzuverwerten - bei einem Branchenumsatz von 70 Milliarden Euro pro Jahr.

Und als Wertstoffhändler arbeitet Gerd Zumpe, wenn man so will, im ältesten Recyclinggewerbe der Welt. Denn schon vor 2.000 Jahren schmolzen die Römer ihre Bronzestatuen ein, um daraus neue Gegenstände herzustellen. Auch heute steht Altmetallrecycling hoch im Kurs. Die Nachfrage nach Metallschrott wächst in der heutigen Zeit stetig, die Ressourcen sind knapp.

Im vergangenen Jahr wurden auf Zumpes Wertstoffhof über 850 Tonnen Bauschutt, 570 Tonnen Holz sowie 840 Tonnen Grünschnitt abgegeben. Und über 200 Tonnen Altpapier. Für ein Kilo Altpapier bezahlte er vor einigen Jahren noch bis zu acht Cent, jetzt nur noch vier bis fünf Cent.

Wertstoffhändler wie er sehen sich "als Sammler". Als Sammler und Experten für recyclebare Wertstoffe. Aber es werden nicht nur große Mengen an Wiederverwertbarem vorbeigebracht. Manche kommen, wie an diesem Freitagvormittag, zu Fuß oder mit dem Rad in die Oststraße, um Bauschutt oder Grünschnitt abzugeben. In einfachen Mülltüten.

Zumpes Wertstoffhof an der Oststraße 1e hat von Montag bis Freitag von 6.30 bis 15.30 Uhr und von März bis Dezember am Montag und Mittwoch bis 18 Uhr geöffnet.