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Wie ich die Grundsteuer in 29 Minuten geschafft habe

An der Grundsteuererklärung verzweifeln viele. Aber wenn die Dinge nicht zu kompliziert liegen, kann sie in einer halben Stunde gelingen – selbst mit „Elster“.

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Grundstückseigentümer müssen bald ihre Grundsteuererklärung abgeben. Auch wenn das Verfahren kompliziert ist, gibt es Hoffnung.
Grundstückseigentümer müssen bald ihre Grundsteuererklärung abgeben. Auch wenn das Verfahren kompliziert ist, gibt es Hoffnung. © Jan Woitas/dpa-Zentralbild (Symbolfoto)

Von Kai Portmann

Ich habe es geahnt. „Du hast ja heute frei“, sagt meine Frau beim Frühstück über ihre Kaffeetasse hinweg. Das soll beiläufig klingen, aber im Unterton schwingt schon eine Aufforderung mit. Ich weiß, was jetzt kommt. „Dann könntest du doch die Sache mit der Grundsteuer erledigen.“ Genau das hatte ich erwartet.

Vom 10. Juni datiert der Brief des Finanzamts. Eigentümerinnen von 36 Millionen Grundstücken in Deutschland haben solche Post gekriegt, denn die Grundsteuer soll ab 2025 fairer erhoben werden, nachdem das Verfassungsgericht das lange geltende Verfahren moniert hat.

„Mit diesem Schreiben wollen wir Sie dabei unterstützen, die Erklärung zur Feststellung des Grundsteuerwerts für Ihr Grundstück zu erstellen“, heißt es freundlich in dem Schreiben vom Fiskus. Abgabefrist 31. Oktober.

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Jetzt ist es Mitte September, in gut einer Woche wollen wir in den Urlaub. Also ja, meine Frau hat recht. Es wäre mal an der Zeit, die Sache hinter uns zu bringen. Hinter mich, besser gesagt, denn Steuersachen fallen bei uns in meinen häuslichen Aufgabenbereich.

Und ich bin ja nicht unvorbereitet. Das Finanzamt hat alle wichtigen Daten für unser Haus im Münsterland praktischerweise gleich mitgeschickt. Also fast alle Daten, die es von uns erfragen will. (Nicht weiter drüber nachdenken, einfach freuen, dass der Fiskus ­das mit dem „unterstützen“ vielleicht wirklich so gemeint hat. Und zum Glück liegt unser Haus in Nordrhein-Westfalen, andere Bundesländer liefern die Angaben nicht mit.)

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Weiter: Steuernummer, Steuer-ID, Aktenzeichen, alles zur Hand. Und gelesen habe ich auch viel, Tipps hier, Ratschläge dort, Anweisungen in Hülle und Fülle, auch ein kundiger Kollege hat seine Erfahrungen niedergeschrieben.

Doch viele resignieren derzeit bei der Grundsteuer, kapitulieren vor dem Wust an Bürokratie oder scheitern am Beamtendeutsch. Freunde schütteln fassungslos den Kopf, wenn sie ihre Erfahrungen schildern, Nachbarn buchen Onlineseminare, um die Erklärung richtig ausfüllen zu können. Und alle schimpfen über die behördliche Steuersoftware „Elster“.

Ein Haus in Westfalen kann nicht so schwierig sein

Aber so kompliziert kann es doch nicht sein, denke ich mir, die Grundsteuer für ein Haus im Westfälischen zu erklären, als dessen alleinige Eigentümerin meine Frau im Grundbuch steht.

Und ich bin auch „Elster“-erfahren, kenne mich aus mit den Tücken der digitalen Einkommensteuerklärung, bin also unerschrocken genug, mich der Herausforderung Grundsteuer ohne Umweg über Portale für „Elster“-Scheue – wie etwa dem des Finanzministeriums – zu stellen.

Um 9.16 Uhr bin ich bei „Elster“ angemeldet, wähle „Hauptvordruck (GW1)“ sowie „Anlage Grundstück (GW2)“ aus und drücke auf „Weiter“. Und dann geht es Schlag auf Schlag, Gemarkung, Flur, Flurstück, Bodenrichtwert, alles zur Hand und ins Formular geschrieben.

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Ja, etwas Konzentration gehört dazu. Wo es knifflig wird („Zur wirtschaftlichen Einheit gehörender Anteil: Zähler, Nenner“), bringt mich eine der Ausfüllhilfen weiter, die ich parat habe, denn die bei „Elster“ verfügbaren Tipps sind nicht immer erhellend.

Schon bin ich am Ende des Hauptvordrucks und trage fast beseelt unter „Mitwirkung bei der Anfertigung dieser Erklärung“ meine Daten ein.

Ein wenig Rechnerei ist noch notwendig bei der „Anlage Grundstück“, denn die Wohnfläche des Hauses muss genau ermittelt werden (Achtung bei Treppen, Balkonen und Schrägen!), aber das habe ich vorher schon mithilfe der vergilbten Grundrisszeichnungen meines Schwiegervaters erledigt.

Vorfreude auf die nächste Steuererklärung

So, alles eingetragen, Stolperfalle für Stolperfalle abgehakt. Ich klicke hoffnungsfroh auf „Alles prüfen“ – und „Elster“ gibt mir sofort ein grünes Häkchen, alles schlüssig, alles gut. Also drücke ich auf „Absenden“.

Prompt bekomme ich eine Versandbestätigung, Abgabezeit „09:45:42“ – keine halbe Stunde gebraucht. „Gibt es ja nicht“, sagt meine Frau.

Gut, ein Haus im Münsterland ist kein komplizierter Steuerfall. Anteile an Grundstücken, Wohnungen oder Häusern und landwirtschaftliche Flächen sind gewiss komplexer. Aber mit guter Vorbereitung, begleitender Hilfslektüre oder Beratung kann man gewiss auch da durchkommen. Und auch bei „Elster“.

Ich freue mich schon auf die nächste Steuererklärung.