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Schlappe für Dresden? Intel will Chipfabrik angeblich in Magdeburg bauen

Sachsen hatte sich gute Chancen im Wettbewerb um die neue Mikrochipfabrik von Intel ausgerechnet - geht Berichten zufolge allerdings leer aus. Was das Wirtschaftsministerium dazu sagt.

Von Georg Moeritz
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Intel will in Europa eine riesige Chipfabrik bauen. Die Entscheidung neigt sich angeblich in Richtung Magdeburg in Sachsen-Anhalt.
Intel will in Europa eine riesige Chipfabrik bauen. Die Entscheidung neigt sich angeblich in Richtung Magdeburg in Sachsen-Anhalt. © dpa

Dresden. Die Konkurrenz um neue Fabriken ist hart: Tesla baut seine Elektroautos in Brandenburg, Sachsen hat Bosch als Investor der vierten Mikrochipfabrik in Dresden gewonnen – und nun liegt Sachsen-Anhalt angeblich vorne im Rennen um eine große Mikrochipfabrik des Intel-Konzerns aus den USA.

Am Mittwoch berichteten der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) und die Magdeburger Zeitung Volksstimme, Intel habe sich für einen Neubau in Magdeburg entschieden. Am Freitag nächster Woche solle diese Fabrik-Ansiedlung bekanntgegeben werden.

Vom Konzern und von Behörden war keine Bestätigung zu bekommen. Sachsens Wirtschaftsministerium betonte auf Nachfrage, der Aufsichtsrat von Intel werde erst in den nächsten Tagen über den Standort entscheiden. Sachsen seit weiterhin in der engeren Wahl und liege gleichauf mit Sachsen-Anhalt.

Dresdens Argument: Schon vier Mikrochipfabriken

Bayern hatte ebenfalls um die Intel-Fabrik geworben und den ehemaligen Fliegerhorst Penzing westlich von München als Bauplatz angeboten. Die Umweltorganisation BUND kündigte dort allerdings Proteste gegen einen möglichen Fabrikneubau an und verwies darauf, dass in Bayern kaum die nötigen Arbeitskräfte zu bekommen wären: Intel will in Etappen eine Mikrochipfabrik mit insgesamt 12.000 Arbeitsplätzen aufbauen.

Der US-Konzern Intel hat in Europa schon eine Chipfabrik, in Irland, will aber seine Produktion besser verteilen und dafür auch in Europa stark investieren. 80 Milliarden Euro soll die Fabrik kosten, Konzernchef Pat Gelsinger hat in Gesprächen mit der EU-Kommission aber 30 Prozent staatlichen Anteil verlangt. Kommissar Thierry Breton hat ein Europäisches Chip-Gesetz vorgelegt, das 43 Milliarden Euro an staatlichen und privaten Geldern für die Branche mobilisieren soll.

Bei einem Besuch in Dresden sagte Breton, dieser Standort sei ein "fantastischer Kandidat". Das finden auch der Branchenverband Silicon Saxony und die Wirtschaftsförderung Sachsen, die im Dezember auf einer Messe in San Francisco für die Region warben. Ihr wichtigstes Argument: In Dresden gibt es schon vier Mikrochipfabriken mit insgesamt rund 7.000 Beschäftigten, dazu Lieferanten und Forschungseinrichtungen. Das sei der wichtigste Halbleiterstandort in Europa.

Magdeburg bietet großes Grundstück an der Autobahn

Doch was auf den ersten Blick für Dresden spricht, können Konkurrenten auch ins Gegenteil verkehren: Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Marco Langhof, Geschäftsführer einer Dienstleistungsfirma in der Informationstechnologie, sieht in Dresden "einen gewaltigen Verdrängungswettbewerb". Die Konkurrenz der Betriebe um Arbeitskräfte führe nicht etwa dazu, dass es mehr davon gebe, sondern dass sie teurer würden.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsförderung wirbt damit, dass an den Hochschulen des Landes 7.000 Studierende etwas mit Informationstechnologie lernen. Etwa 2.000 innovative Unternehmen gehörten in Sachsen-Anhalt zur Informations- und Kommunikationsbranche. Darunter ist auch der US-Computerhersteller Dell.

Magdeburg soll Intel 350 Hektar Fläche im Gewerbegebiet Am Eulenberg westlich der Autobahn 14 angeboten haben, verkehrsgünstig gelegen. Prompt kritisierte Albrecht Pallas, der für die SPD in Dresden Oberbürgermeister werden will, der Amtsinhaber Dirk Hilbert (FDP) habe es "bis heute nicht geschafft, ein ausreichend großes Gewerbegebiet zu entwickeln".

Hinter der Dresdner Bosch-Fabrik ist zwar noch Platz, auch mit Autobahn- und Flughafennähe. Aber Intel braucht angeblich 500 Hektar. Dafür würde auch das Magdeburger Grundstück nicht reichen. Der Konzern erwägt allerdings, einen Teil der Arbeiten, etwa Verpackung, von der eigentlichen Fabrik zu trennen.

Sollte Intel sich tatsächlich gegen den Standort Dresden entscheiden, bliebe Sachsen noch die Hoffnung auf den Mikrochip-Hersteller TSMC aus Taiwan. Der will ebenfalls seine Produktion besser auf der Welt verteilen und sucht nach früheren Angaben in Deutschland nach einem Fabrikstandort.