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Landspekulation: Bauern überreichen Leipziger Immobilienfirma Negativpreis

Die Quarterback Immobilien AG in Leipzig ist zum "Landgrabber des Jahres" gekürt worden. An der Spitze des Protests steht auch eine Bäuerin aus Lommatzsch.

Von Ulrich Wolf
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Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft protestieren gegen die Spekulation mit Agrarland vor der Zentrale der Quarterback AG.
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft protestieren gegen die Spekulation mit Agrarland vor der Zentrale der Quarterback AG. © PR/AbL Mitteldeutschland

Leipzig/Lommatzsch. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland (ABL) hat am Mittwoch dem Management des Leipziger Immobilienunternehmens Quarterback den Negativpreis "Landgrabber des Jahres 2003" übergeben. ABL-Vorstand Josephine Moog, Bäuerin aus Lommatzsch im Kreis Meißen, sagte, sie beobachte mit Sorge, "wie kapitalstarke Konzerne landwirtschaftliche Betriebe in Ostdeutschland aufkaufen".

Die ABL kritisiert mit dem Preis Firmen, die aus ihrer Sicht mit dem Erwerb von Agrarland spekulieren. Die Preise für Land seien so hoch, "dass ich als Landwirtin den Kaufpreis durch landwirtschaftliches Arbeiten nicht mehr in einer Generation erwirtschaften kann", monierte Moog. Das führe zu einer Flächenkonzentration in den Händen weniger Konzerne.

Die Quarterback Immobilien AG hatte in diesem Frühjahr einen Agrarbetrieb in Südbrandenburg gekauft und dabei einen konkurrierenden Landwirt um zwei Millionen Euro überboten. Das sei kein Einzelfall, betonte ABL-Geschäftsführerin Anne Neuber. Nicht landwirtschaftliche Investoren könnten beliebige Summen zahlen. "Damit treiben sie die Bodenpreise nach oben und gefährden die Existenz bäuerlicher Betriebe." Dieses Vorgehen wird allgemein als Landgrabbing bezeichnet.

Die Quarterback Immobilien AG hat auch das Dresdner Wohnquartier "Mariengärten" in der Albertstadt projektiert.
Die Quarterback Immobilien AG hat auch das Dresdner Wohnquartier "Mariengärten" in der Albertstadt projektiert. © SZ-Archiv: Marion Döring

Quarterback gehört zu 40 Prozent der Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen SE, bei der wiederum Dresdens größter Vermieter, der in Bochum ansässige Vonovia-Konzern, das Sagen hat. Immobilienprojekte von Quarterback sind in Dresden derzeit das Hochhaus am Pirnaischen Platz sowie am ehemaligen "Dreckschen Löffel" im Zentrum, die Mariengärten in der Neustadt sowie das Annenquartier im Stadtteil Löbtau. In Leipzig hat Quarterback eine eigene Arena, in der der Handballbundesligist SC DHFK spielt. Zudem projektiert der Konzern dort derzeit die Quartiere Krystallpalast, Westside Living und Mühlen-Quartier sowie die Vorhaben Kupferhaus und Kreuzstraße.