Sachsen
Merken

Warum die Tierwohlabgabe eine gute Idee ist

Die Bauern gehen weiter gegen die Agrardiesel-Kürzung auf die Straße. Doch sie bedrücken auch andere Probleme. Eine neue Idee könnte ihnen helfen.

Von Jonas Niesmann
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Tierwohl-Abgabe könnte den Konsum tierischer Produkte reduzieren.
Die Tierwohl-Abgabe könnte den Konsum tierischer Produkte reduzieren. © Bildmontage: Marijan Murat/dpa

Am Montag sind sie noch einmal nach Berlin gerumpelt, tausende Traktoren mit Bauern aus Sachsen und der ganzen Republik, um ihren Unmut über die Agrardiesel-Kürzungen kundzutun. Dabei ist deren Abbau eigentlich nicht kriegsentscheidend. Der große Brocken der EU-Subventionen für Landwirtschaft fließt über die Flächenprämie, kurz gesagt: Je größer der Betrieb, desto mehr Geld gibt es. Ganz fair ist das nicht, denn große Höfe können meist ohnehin effizienter wirtschaften als kleine Familienbetriebe.

Nun hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir einen Vorschlag gemacht, der so erfrischend viel Sinn ergibt, dass man im Sumpf des politischen Dauerfiaskos der letzten Monate hoffnungsvoll die Nase hebt: Eine Tierwohl-Abgabe für Fleisch- und Milchprodukte, die direkt im Supermarkt entrichtet wird und direkt an die Bauern fließt. Mit den Einnahmen könnten gezielt solche Höfe gefördert werden, die Ställe tierfreundlich umbauen oder – warum nicht gleich den Umweltschutz mitdenken – naturnahe Flächen für Insekten und Moore lassen. Fleisch und Käse würden für den Endverbraucher nur minimal teurer, die Rede ist von wenigen Cent.

Ein weiterer Vorteil: weniger tierische Produkte

Und das ist völlig gerechtfertigt. Denn hinter dem eingeschweißten Kotelett im Discounter-Regal steckt eben nun mal ein echtes Schwein, das gefüttert und gepflegt werden musste, und nach Willen der meisten Verbraucher am besten gerade noch mit einer Blume hinter dem Ohr über die Weide gehopst ist. Wer nicht bereit oder nicht in der Lage ist, dafür angemessen zu bezahlen, kann problemlos auf pflanzliche Produkte ausweichen. Fleisch ist weder ein Grundrecht noch eine ernährungswissenschaftliche Notwendigkeit.

Darin liegt auch der zweite Vorteil der Tierwohl-Abgabe: Sie könnte den Konsum tierischer Produkte reduzieren, mit ganz erheblichen Vorteilen für die Umwelt: Pflanzliche Lebensmittel benötigen bei ihrer Herstellung weniger Energie, weniger Fläche, weniger Wasser und stoßen weniger CO₂ aus. Fleisch und Käse, die noch konsumiert würden, wären zu guten Bedingungen produziert: faire Bezahlung für die Bauern, bessere Bedingungen für die Umwelt und glücklichere Tiere.

Teile der Ampel-Regierung haben bereits Zustimmung signalisiert. Die Dynamik, die die Bauernproteste bekommen haben, könnte am Ende eine Chance sein: Endlich klima- und tiergerechte Landwirtschaft zu fördern und die Bauern dabei nicht im Stich zu lassen.

Mail an Jonas Niesmann