Wenn diesen Sonnabend die Messe „Boot“ in Düsseldorf eröffnet, werden in den Hallen Jachten zur Schau gestellt, die Hunderttausende oder sogar Millionen kosten. Auch viele wassersportbegeisterte Sachsen machen sich dafür auf den Weg. Manch einer mit der Idee, sich zumindest den Traum von einem kleinen Boot zu erfüllen. Doch die Hobbykapitäne sind mit einer langen Liste zusätzlicher Kosten konfrontiert.
Führerschein
Will jemand mit mehr als 15 PS übers Wasser tuckern, braucht es dafür einen Sportbootführerschein, kurz SBF. „Dies gilt sowohl für Binnengewässer wie auf der Elbe, als auch für Ost- und Nordsee“, sagt Peter Löwe, Inhaber einer Fahrschule aus Kreischa bei Dresden. Die 15-PS-Grenze gilt aber nicht immer und überall. „Will ich zum Beispiel durchs Zentrum von Berlin fahren, brauche ich für jedes motorgetriebene Boot einen SBF. Gleiches gilt auf dem Rhein, wenn mein Motor als Verbrenner über fünf PS oder als E-Antrieb dauerhaft mehr als zehn PS hat.“
In manchen Gebieten, etwa in Brandenburg oder Mecklenburg, genüge die Einweisung für einen sogenannten Charterschein, so Löwe. „Der zählt dann aber nur für diesen Törn.“ Der SBF-Lehrgang für Binnengewässer kostet etwa 300 Euro, der für die See 350. Wer den kombinierten Schein für beide will, ist mit 500 Euro dabei. Dazu kommen noch Prüfungsgebühren von 130 bis 180 Euro.
Insgesamt bieten rund 30 Fahrschulen in Sachsen Lehrgänge für künftige Skipper an. Führerscheinanwärter müssen ein Wochenende für die Theorie, zwei Tage für die Praxis und einen Tag für Theorie- und Praxisprüfungen einplanen. Prüfungstermine gebe es bei ihm viermal im Jahr, sagt Peter Löwe.
Was viele nicht wissen: Auch Segelschein-Kurse werden weiterhin angeboten. Ab sechs Quadratmetern Segelfläche ist der Schein in bestimmten Bereichen von Binnenschifffahrtstraßen und im Großraum Berlin erforderlich.
Boot
Olaf Winkler und seine Schwester Claudia Döring betreiben einen Bootshandel in Dresden. „Wir reparieren auch, was wir verkaufen“, sagt der 52-Jährige. Vom Schlauchboot bis zum 60.000 Euro teuren Kajütboot besorgt er so ziemlich alles, was die Kundschaft aus Sachsen und Umgebung haben will.
Für ein Schlauchboot der Einsteigerkategorie, das dank 15-PS-Motor führerscheinfrei bewegt werden darf, sollten Interessenten mindesten 5.000 Euro kalkulieren, sagt er. „Kleine Kajütboote mit 25 bis 30 PS und Platz für zwei beginnen bei 20.000 Euro. Größere mit sieben, acht Metern Länge liegen bei mindestens 40.000 bis 50.000 Euro.“ Nach oben gibt es keine Grenzen, gerade bei bewohnbaren Segel- und Motorjachten.
Liegeplatz
Für ihre Dauerliegeplätze führen Betreiber an Sachsens und Südbrandenburgs Seen teilweise Wartelisten, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt. So zum Beispiel am Bärwalder See, wie Hafenmeister Gerhard Stübner sagt.
Auch im Stadthafen Senftenberg kommt man nicht sofort zum Zuge. Wer dort schon einen Platz hat, zahlt pro Saison 135 Euro je Meter Bootslänge. Damit ist der „Parkplatz“ von Anfang April bis Ende Oktober gesichert. Ebenfalls ausgebucht sind die 150 Wasserliegeplätze am Cospudener See südlich von Leipzig. Am Pier 1 werden Mietern für ein maximal fünf Meter langes Boot pro Saison 815 Euro berechnet. Ist das Gefährt doppelt so lang, steigt der Preis auf 1.150 Euro.
Im Hafen Görlitz am Berzdorfer See müssen Interessenten pro Meter Boot 75 Euro Saisongebühr zahlen. Plätze seien noch verfügbar, nicht nur im Wasser, sondern auch an Land, sagt ein Mitarbeiter. Wer zudem jenseits des Heimathafens festmacht, zahlt Tagesliegegebühren. 15 Euro sind es zum Beispiel am Cospudener, zwei Euro pro Meter Bootslänge am Elbe-Steg des Dresdner Segelvereins Pillnitzer Insel. Dazu kommen pro Person berechnete „Gemeinkosten“ und ein Stromentgelt.
Wartung
Auch diese Kostenposition sei „sehr dehnbar“, sagt Olaf Winkler. Für den planmäßigen Werkstattstopp eines Bootes mit 15-PS-Antrieb seien bei ihm grob 150 bis 200 Euro zu veranschlagen. „Bei einem Motor der nächstgrößeren Kategorie sind es 200 bis 300 Euro.“ Bei noch größeren Aggregaten werde es selbstredend noch mal teurer. Ein übliches von den Herstellern gewünschtes Wartungsintervall sei „einmal im Jahr oder alle 100 Betriebsstunden“, so Winkler.
Kraftstoff
Privat genutzte Bootsmotoren sind meist Benziner. Super E10 zu tanken, sei möglich, aber nicht zu empfehlen, so Winkler. Besser sei Super mit fünfprozentigem Bioethanolanteil. Ein 15-PS-Antrieb begnügt sich seiner Erfahrung nach mit etwa 1,5 Litern Sprit je Betriebsstunde. Bei über 50 PS seien es dagegen acht Liter und mehr. „Je nachdem, wie der Gashebel betätigt wird.“ Wichtig zu wissen: Wer an einer Bootstankstelle Sprit aufnimmt, zapft teurer als mit dem Pkw an der Straßentanke.
Versicherung
Eine Versicherung könne man abschließen, müsse es aber nicht, sagt Olaf Winkler. „Bei neuen Booten ist eine Kasko aber schon sinnvoll, um sich gegen Diebstahl und Vandalismus zu wappnen.“ Wichtig: Die private Haftpflicht deckt in den meisten Fällen keine Fremdschäden ab, die durchs Bootsfahren verursacht werden. Diese Lücke schließt eine Bootshaftpflicht.
Versicherer decken dann zum Beispiel Schäden ab, wenn das eigene Boot ein anderes beschädigt oder wenn bei einer Kollision auf dem Wasser andere Menschen verletzt werden. Einen aktuellen Konditionen-Vergleich der Stiftung Warentest sucht man im Internet vergeblich: Versicherungsschutz für Wassersportler hat die Finanztest zuletzt 2013 geprüft.
Platz zum Überwintern
Mindestvoraussetzung für einen Winterstellplatz sei ein abgegrenztes Grundstück, sagt Olaf Winkler. „Optimal ist eine beheizte Halle, wie beim Wohnmobil.“ Allerdings seien viele Scheunen und Hallen voll. Wer doch etwas findet, muss sich damit arrangieren, dass die Nachfrage den Preis treibt.
Fazit
Vor dem Kauf sollten Hobbyskipper erst mal ein Boot leihen und anfängertaugliche Reviere befahren, empfiehlt Olaf Winkler. Dazu zählten die Senftenberger Gewässer, aber auch die Elbe bei Normalpegel, sagt Fahrlehrer Peter Löwe. Winkler nennt zudem noch die Mecklenburger Seen, der landschaftlichen Schönheit wegen. Nur das dort verbreitete Herumschippern mit Hausbooten findet der passionierte Jollenkreuzer-Segler absonderlich. „Das hat mit christlicher Seefahrt nichts zu tun.“
Mehr als 1.500 Aussteller aus aller Welt präsentieren auf der Düsseldorfer "Boot" in 16 Messehallen Neuheiten aus dem Bootsbau und Wassersport. Die Tageskarte für Privatbesucher kostet 21 Euro, ermäßigt 14 Euro. Alle weiteren Infos finden Sie hier.