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Müll in Sachsen: "Wir reden seit 30 Jahren über dasselbe"

Sachsens Müll könnte noch vielmehr wiederverwendet werden. Warum das nicht passiert.

Von Luisa Zenker
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Die sächsische Staatsregierung hat im November den Kreislaufwirtschaftsplan beschlossen, Ziel ist es, das Aufkommen an Restabfällen aus privaten Haushalten und Kleingewerbe um 80.000 Tonnen zu senken. Dafür müssen die Sachsen aber nicht nur besser Müll tr
Die sächsische Staatsregierung hat im November den Kreislaufwirtschaftsplan beschlossen, Ziel ist es, das Aufkommen an Restabfällen aus privaten Haushalten und Kleingewerbe um 80.000 Tonnen zu senken. Dafür müssen die Sachsen aber nicht nur besser Müll tr © dpa-Zentralbild

Wie kann mehr Müll in Sachsen recycelt werden? Damit beschäftigten sich knapp 80 Vertreter aus der Abfallwirtschaft an diesem Mittwoch in Freiberg zum Sächsischen Kreislaufwirtschaftstag, darunter auch Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) und die Staatssekretärin Ines Fröhlich aus dem Wirtschaftsministerium. Denn laut dem Landesverband für Recyclingwirtschaft werden in Sachsen noch immer mehr als die Hälfte der Kunststoffe verbrannt.

Viele von den Vertretern aus der Abfallbranche scheinen deshalb frustriert. „Wir reden seit 30 Jahren über dasselbe, und wir haben keine Zeit mehr. Es fehlen auf der Veranstaltung die Produzenten“, sagt Organisator Dietmar Lohmann vom Landesverband Recyclingwirtschaft. Denn in der Industrie beginne die Entscheidung, Produkte so herzustellen, dass sie recyclingfähig sind.

Die Abfallverbände sehen jedoch genauso den Staat in der Pflicht, etwa indem Recyclingquoten in öffentlichen Projekten vorgeschrieben werden oder höhere Preise für Primärrohstoffe gelten. Geschäftsführer Stefan Becker vom Dresdner Baustoffhändler Amand schlägt deshalb eine Vorschrift für neue kommunale Straßen und Gebäude. Sie verpflichtet, zehn Prozent recycelte Baustoffe zu verwenden.

Das Problem mit der Biotonne

Beispiel: die vorgeschriebene Mülltrennung. So gibt es etwa im Landkreis Nordachsen keine Biotonnen, obwohl die Pflicht dazu bestehe. Auch in Mittelsachsen biete nicht jede Kommune eine Biotonne an. Ein weiteres Hemmnis seien die fehlenden Biogasanlagen, gerade in Zeiten der Energiewende „Sachsen hat vier Vergärungsanlagen für Biomüll, wir könnten noch zwei mehr vertragen“, sagt der Dresdner Umweltberater Jörg Wagner von Intecus.

Eine weitere Herausforderung für die Abfallunternehmen stellt die gestiegene Nutzung von Lithium-Ionen-Batterien dar, sind sie doch hochentzündlich und sorgen für Brände in den Anlagen. Das wiederum führt dazu, dass die Unternehmen hohe Preise für Gebäudeversicherungen bezahlen müssen, berichtet Geschäftsführer Marion Nestler vom gleichnamigen Verwertungsunternehmen aus Dresden.

Am Ende des Tages heben die Branchenvertreter aber nochmal die Vorteile hervor: Kreislaufwirtschaft bedeute eben nicht allein Unabhängigkeit von internationalen Märkten, sondern auch Klimaschutz. Spart man doch durch die Wiederverwendung der Materialien immens viel Energie.Doch das allein reicht wohl nicht, damit am Markt mehr Recyclingstoffe nachgefragt werden.