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Sachsens Autobahnstaus reichen bis zum Südpol

Wegen Baustellen und vielen Lkw gibt es so viel Stillstand wie lange nicht. Das schlimmste Hindernis ist bald behoben.

Von Michael Rothe
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Seit Monaten fast täglich das gleiche Bild auf der A4: Kilometerlange Staus zwischen Dreieck Nossen und Dresden. Auf dem Bild vom Juni ist im Hintergrund noch gesprengte Sendemast bei Wilsdruff erkennbar.
Seit Monaten fast täglich das gleiche Bild auf der A4: Kilometerlange Staus zwischen Dreieck Nossen und Dresden. Auf dem Bild vom Juni ist im Hintergrund noch gesprengte Sendemast bei Wilsdruff erkennbar. © kairospress

Dresden. Autofahrer müssen in diesem Jahr auf Sachsens Autobahnen besonders geduldig sein. Sie standen dort bis Ende Juli zusammen 5.626 Stunden im Stau – umgerechnet 234 Tage und fast so lange wie im gesamten Vorjahr. Das geht aus einer Statistik des ADAC hervor, die der SZ vorliegt.

Bei der Gesamtlänge der Autoschlange wird der Jahreswert von 2020 bereits jetzt um fast 1.400 Kilometer übertroffen. Die bis zum 29. Juli insgesamt gemessenen 16.916 Kilometer entsprechen mehr als der Luftlinien-Entfernung von Dresden zum Südpol. Dabei war die Staulänge auf der A4 in Sachsen zwischen Crimmitschau und Görlitz mit 7.350 Kilometern fast so groß wie auf den anderen sechs Autobahnen im Freistaat zusammen – eine mehrspurige Blechlawine, die bis Peking reichen würde.

Vor allem zwischen dem Dreieck Nossen und Dresden müssen Autofahrer seit Monaten mitunter eine Stunde und zusätzlich einplanen. Der Rückstau reicht oft auf die A 14 aus Richtung Leipzig. Der Grund: An der Triebischtal- und der Triebischtalseitenbrücke werden seit April die Fahrbahnkonstruktionen im Ganzen ausgetauscht: je 19 Meter breit, zwölf Tonnen schwer. „Alternativlos“, schreibt die Autobahn GmbH des Bundes, die seit Januar das Baugeschehen auf Deutschlands Fernstraßen verantwortet. Der ADAC und der Bauindustrieverband Ost haben Verständnis für die Bauorganisation und halten sich mit Kritik zurück. Oft geforderte Nachtbaustellen seien wegen Lärmbelästigung und hoher Kosten keine Alternative, heißt es.

Dreieck Nossen ab 20. August wieder frei

Mit knapp 100.000 Fahrzeugen täglich gehört der Autobahnabschnitt Nossen–Dresden bundesweit zu den meist befahrenen. Auf der Transitroute von und nach Polen, Tschechien und weiter zum Balkan ist der Lkw-Anteil überdurchschnittlich hoch. Die Staus hatten im Juni auch Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) alarmiert. Er verwies auf die Folgen für das umliegende Straßennetz und zahlreiche schwere Unfälle.

Dulig forderte die Autobahn GmbH und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf, „umgehend Maßnahmen zur Entschärfung der Situation auf der Autobahn als auch im umliegenden Straßennetz vorzunehmen“. Die Zustände seien „nicht mehr tragbar und bedürfen dringender Anpassungen“. Der Minister erinnerte an 2018, als es ähnliche Probleme gab. Damals – mit sachsenweiten Rekordstaus von 34.289 Kilometern – sorgten geänderte Verkehrsführung, zusätzliche Beschilderung und vorausgehende Geschwindigkeitsanpassung für Besserung.

Laut Autobahn GmbH stehen die Arbeiten zwischen Wilsdruff und dem Dreieck Nossen vor dem Abschluss. Ab 20. August sollen wieder alle drei Fahrspuren pro Richtung nutzbar sein.