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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Kritik nach A4-Ausbaustopp + Weltweite Kooperationen gegen Fachkräftemangel + Ärger um Mehrweg-Schachteln + Sachsen erfinden Inselhopping bei der Bahn

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Die Autobahn A4 östlich von Dresden wird nun doch nicht sechsspurig ausgebaut. Die Kritik daran ist groß.
Die Autobahn A4 östlich von Dresden wird nun doch nicht sechsspurig ausgebaut. Die Kritik daran ist groß. © dpa

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Guten Morgen,

ich musste ja schmunzeln, als ich gestern die Begründung von Sachsens Handwerkspräsident las, warum die A4 ausgebaut werden muss. "Wenn die Handwerker im Stau stehen, arbeiten sie nicht an der Energiewende", ließ Jörg Dittrich mitteilen. Das stimmt. Aber selbst wenn die Autobahn achtspurig wäre, kämen sie vermutlich nicht schneller in punkto Energiewende voran. Denn dafür fehlt es ihnen doch an Personal, wie es immer heißt.

Ansonsten schließe ich mich der Forderung von Dittrich an, die Fakten und Prüfungsergebnisse der Deges schnell öffentlich zu machen. Denn ohne sie zu kennen, kann man die Beweggründe der Bundesverkehrsplaner nicht nachvollziehen, warum es keinen Bedarf für einen Ausbau der A4 geben sollte. Jetzt gibt es den Bedarf, aber vielleicht nicht mehr in 20 oder 30 Jahren, wenn die Bahnstrecke in Richtung Polen ertüchtigt ist.

Der Freistaat kämpft bekanntermaßen vehement für die Milliarden Euro teure ICE-Strecke von Berlin durch die Oberlausitz nach Görlitz und für die Elektrifizierung der Strecke Dresden-Görlitz. Das sollte idealerweise zu einer Umverteilung des Verkehrsaufkommens von der Autobahn auf die Schiene führen. Und vielleicht haben das die Beamten im Bundesverkehrsministerium in ihren Analysen schon miteinkalkuliert? Wir wissen es nicht und deshalb bedarf es der Erklärung.

Wie die Elektrifizierung von Dresden nach Görlitz beschleunigt werden könnte, erfahren Sie übrigens im Artikel meines Kollegen Michael Rothe. Er stellt eine Lösung vor, die in Dresden entwickelt wurde. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag und bleiben Sie uns gewogen.

Herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de

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Kritik an Ausbau-Stopp für A4

Nach dem Ausbau-Stopp für die A4 zwischen Dresden und Bautzen ist die Kritik groß. So nennt etwa Bautzens Landrat Udo Witschas die Entscheidung "eine Form der Realitätsverweigerung". Auch sein Görlitzer Amtskollege Stephan Meyer ( beide CDU) zeigt sich erschüttert. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, schiebt den Schwarzen Peter in Richtung Sachsen. Ebenso wie das Bundesverkehrsministerium weist er darauf hin, dass der Freistaat hätte Strukturmittel-Gelder des Bundes für den A4-Ausbau beantragen können. Das sächsische Wirtschaftsministerium widerspricht, denn aus seiner Sicht ist der Autobahn-Ausbau erst einmal Sache des Bundes und habe daher "nichts mit dem Strukturwandel in der Lausitz zu tun".

Fachkräfte: Sachsen sucht weltweit Kooperationen

Sachsen will künftig gezielt mit Ländern und Regionen weltweit zusammenarbeiten, um den hiesigen Fachkräftemangel zu lindern. Das kündigt der Chef des neu gegründeten Zentrums für Fachkräfte und Gute Arbeit Sachsen (Zefas), Matthias Geißler, an. "Es geht darum, zusammen mit der Bundesagentur, sächsischen Behörden, Einrichtungen und Initiativen, nachhaltige Formen der Zusammenarbeit mit anderen Staaten oder Regionen zu finden." Im Interview mit Sächsische.de nennt Geißler beispielhaft ein gerade gestartetes Projekt mit Kirgisistan. "Wenn wir gut und schnell sind, haben wir in Kirgisistan vielleicht bald ein Alleinstellungsmerkmal. Das ist ein eher kleines Land, Sachsen kann es als Modell nutzen. Es soll ein Beispiel für ein Projekt zum gegenseitigen Vorteil werden."

Können neue Bäume das Klima retten?

Baumpflanzaktionen liegen bei Unternehmen im Trend - auch in Sachsen. Doch retten sie wirklich das Klima? Nein, sagt überraschenderweise der Initiator solcher Projekte. 40 bis 60 Jahre bräuchte ein neuer Wald, um wirklich das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid zu speichern. Denn nicht der Baum speichert das meiste der Treibhausgase, sondern der Waldboden darunter. Zudem müssten die Flächen gefunden werden - eine schwierige Aufgabe. Abgesehen davon: Selbst wenn man ganz Sachsen wieder bewaldet, könnte der Wald die 52,6 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid, die der Freistaat verbraucht, nicht kompensieren. Trotzdem sind die neuen Bäume unerlässlich.

Holpriger Start für die Mehrweg-Schachtel

Seit Januar müssen auch sächsische Gastronomen Mehrweg-Schachteln für Speisen zum Mitnehmen anbieten. Doch das Konzept scheint beim Kunden zu scheitern. Eine der Probleme: Auf dem Markt des Mehrweggeschirrs gibt es derzeit eine Vielzahl von Anbietern. Doch das Mehrwegsystem lebe davon, dass es überall angeboten wird, sagt ein Gastronom aus Pirna. Er befürchtet, dass am Ende drei verschiedene Schüsseln bei den Leuten zu Hause stehen. "Eine gemeinsame Lösung wäre klasse." Unter anderem die Stadt Chemnitz hat deswegen im Sommer eine ortsansässige Firma beauftragt, ein einheitliches Mehrweg-Becher-System einzuführen. Siebzig Anbieter nutzen seitdem in der Stadt wieder verwendbare Kaffeebecher. Nun sollen Mehrweg-Boxen folgen.

Sachsen erfinden Inselhopping bei der Bahn

Eine Innovation der F&S-Gruppe in Dohna spart Zeit und Geld bei der Elektrifizierung von Bahnstrecken. Mit der Technik aus Sachsen, sogenannten Frequenzumrichtern, reichen nur ein paar Hundert Meter oder Kilometer Fahrdraht, damit Hybridloks per "Inselhopping" ihre Batterien aufladen und mit der gespeicherten Energie die übrige Strecke bewältigen können – schneller und billiger als bei durchgehender Elektrifizierung. Fachleute sehen in der Lösung viel Potenzial.


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