Sachsen
Merken

Wirtschaft in Sachsen: Mehr Firmenpleiten, Baupreise steigen, Kaufverhalten zögerlich

Das Kaufverhalten der Menschen bleibt vorsichtig + Baupreise steigen um ein Fünftel + Die Zahl der Firmeninsolventen ist 2022 gestiegen

Von Erik Geipel
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Es kann zwar wieder ohne Einschränkungen eingekauft werden, doch das Kaufverhalten der Deutschen bleibt vorsichtig.
Es kann zwar wieder ohne Einschränkungen eingekauft werden, doch das Kaufverhalten der Deutschen bleibt vorsichtig. © dpa

Newsletter "Wirtschaft in Sachsen - News für Entscheider" - hier kostenlos anmelden

Guten Morgen,

eine Pulverfabrik für Munition ist sicher nicht die Investition, die sich die Großenhainer für ihre neue Industrieansiedlungsfläche wünschen. Noch ist keine Entscheidung gefallen, dass Rheinmetall die Fabrik wirklich in Deutschland baut. Aber wenn es wirklich so kommt, wird es schwierig werden, diese Ansiedlung politisch durchzusetzen. In der Landesregierung wird schon jetzt mit erheblichem "Raumwiderstand" vor Ort gerechnet, der vermutlich in den kommenden Wochen noch mehr mobilisiert werden wird. Letztendlich müssen dann die Staatsregierung und der Stadtrat von Großenhain abwägen, ob sie diese 600 gut bezahlten Arbeitsplätze haben wollen, die die Kaufkraft in der Region heben wird oder darauf verzichten können und wollen. Das wird auch eine Frage von Alternativen sein. Am Beispiel der Pulverfabrik wird deutlich, was die "Zeitenwende" bei der Bundeswehr konkret bedeutet.

Für Aufregung in Sachsen sorgt nicht nur Rheinmetall, sondern auch der neue Vorstandschef des Energiekonzerns EnBW. Er hat im Interview mit dem Handelsblatt angekündigt, einen Kohleausstieg der EnBW-Kraftwerke schon für 2028 anzupeilen. Das würde auch das Kraftwerk in Lippendorf betreffen. Es wird immer klarer, letztendlich ist der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung eine privatwirtschaftliche Entscheidung, auch wenn die Politik auf das Datum 2038 pocht. Zwar kommen täglich mehr und mehr Strukturwandelprojekte in den sächsischen Kohleregionen ins Laufen, doch die Zeit drängt. Der Strukturwandel muss dringend beschleunigt werden über flexiblere Förderregeln sowie einen vereinfachten und schnelleren Genehmigungsprozess.

Andreas Pinkwart kennt den Prozess im Rheinischen Revier. Der frühere Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen und langjährige Rektor der Handelshochschule Leipzig ist als Professor der TU Dresden nach Sachsen zurückgekehrt. In seinem ersten Interview in neuer Position zeigt Pinkwart auf, wo er die zentralen Hebel für den Erfolg des Wandels im Lausitzer und Mitteldeutschen Revier sieht.

Ralf Fücks gilt als Vordenker der Grünen. In einem Interview kritisiert er nach dem gescheiterten Volksentscheid für ein klimaneutrales Berlin die Klimaschützer von der Bewegung "Letzte Generation". Sie würden mit ihren Aktionen die Akzeptanz von Klimapolitik zerstören. Die Dialogbereitschaft scheint ausbaufähig zu sein. Das stellte auch meine Kollegin Luisa Zenker fest. Sie besuchte das Kieswerk Ottendorf-Okrilla, deren Ausdehnung die Klimaschützer im Waldbesetzungscamp Heibo verhindern wollten. Der Geschäftsführer und die zuständige Geologin waren einmal bei den Besetzern. „Niemand wollte mit uns sprechen“, berichten sie. Aber lesen Sie selbst.

Starten Sie gut in den Tag und bleiben Sie uns gewogen,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion für Sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

Private Käufer halten sich zurück

Die Verbraucherstimmung in Deutschland kommt trotz der besseren konjunkturellen Vorzeichen nicht so recht in Fahrt. Das Konsumklima verbessert sich laut der neuesten Studie des Nürnberger Konsumforschungsunternehmens GfK zufolge nur marginal. Der private Konsum wird demnach in diesem Jahr keinen Beitrag zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation liefern können. "Die zu erwartenden Kaufkraftverluste verhindern eine nachhaltige Erholung der Binnennachfrage", sagte der GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Dies könnten auch die weiterhin weitgehend stabilen Beschäftigungsverhältnisse nicht völlig aufwiegen.

Bildung als Hebel für den Strukturwandel

Andreas Pinkwart war Wirtschaftsminister in NRW, Professor an der Universität Siegen und Rektor an der Handelshochschule in Leipzig. An der Technischen Universität Dresden übernahm er am 1. März die neu geschaffene Professur für Innovations- und Technologiemanagement. Im Gespräch mit Sächsische.de erklärt er, warum Bildung der essenzielle Grundpfeiler ist, um einen erfolgreichen Strukturwandel zu gestalten.

Mehr Firmenpleiten im Freistaat

Die Zahl der Unternehmenspleiten in Sachsen ist laut Statistischem Landesamt um 16.1 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr gestiegen. Die von den Gläubigern 2022 angemeldeten Forderungen hätten sich mit 630,8 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Gesunken ist hingegen die Zahl der Verbraucher- oder Privatinsolvenzen in Sachsen. 18.1 Prozent weniger Menschen haben im letzten Jahr ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Der Newsletter "Wirtschaft in Sachsen"

© sächsische.de

>> Die wichtigsten Personalien, alle Wirtschafts-News aus Sachsen und die Terminvorschau gibt es in der Komplettversion von "Wirtschaft in Sachsen" jeden Donnerstag 6 Uhr bequem als E-Mail-Newsletter. Interesse? Dann hier kostenlos den Newsletter bestellen. <<