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Seifhennersdorfs Brand-Bahnhof steht im Internet zum Verkauf

Seit Kurzem wird das schwer geschädigte Gebäude auf "Kleinanzeigen.de" angeboten. Parallel dazu läuft die Frist an die Eigentümer für die Notsicherung ab.

Von Frank-Uwe Michel
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Ende Mai war das Bahnhofsgebäude in Seifhennersdorf in Brand geraten. Jetzt wird es im Internet zum Kauf angeboten.
Ende Mai war das Bahnhofsgebäude in Seifhennersdorf in Brand geraten. Jetzt wird es im Internet zum Kauf angeboten. © Matthias Weber/photoweber.de

Ein Blick auf die Internet-Plattform "Kleinanzeigen.de" zeigt: Das Engagement der Seifhennersdorfer Bahnhofsretter, das schwer geschädigte Objekt zu übernehmen, könnte schon bald ins Leere laufen. Denn seit dem 20. Dezember taucht hier eine Offerte der jetzigen Besitzer auf, die die Immobilie für 46.000 Euro zum Kauf anbieten.

Dass das 1874 in Betrieb gegangene Bahnhofsgebäude durch den Brand Ende Mai schlimm gezeichnet ist, wird in der Offerte mit keinem Wort erwähnt. Vielmehr appellieren die Verkäufer an die Kreativität der Interessenten: "Kreieren Sie sich selbst Ihre Immobilie, wertsteigernd, im Alleingang oder in einer Gemeinschaft, zu einem Renditeobjekt." Dabei seien Anlage, private Nutzung oder auch Ferienwohnungen möglich. Wegen des unter Denkmalschutz stehenden Gemäuers könnten zudem Fördermittel beantragt werden.

Etwas weiter hinten steht dann noch das, was auf die miserable - aber nicht explizit genannte - Ausgangslage des Objektes schließen lässt: "Es ist viel zu tun, packen Sie es an", lassen die Besitzer ihre potenziellen Kunden wissen. Weil sie den Bahnhof allem Anschein nach auf jeden Fall loswerden wollen, beharren sie nicht unbedingt auf Geld. Vielmehr funktioniere das Geschäft "gerne auch im Tausch gegen einen anderen wertigen Artikel, Objekt, Fahrzeuge, Boote, etc.". Alles dürfe angeboten werden.

Wer hinter der Offerte steckt, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Naheliegend ist, dass Michael Renn und die Erbengemeinschaft Philipp - zu gleichen Teilen Besitzer des 3.600 Quadratmeter großen Grundstücks mit der darauf stehenden Immobilie - gemeinsame Sache bei dem Vorstoß über "Kleinanzeigen.de" machen. Andererseits könnte auch Renn allein dahinter stecken.

Denn während die Erbengemeinschaft Philipp bereits bekundet hat, ihren Anteil zu einem symbolischen Preis an die Bürgerinitiative Bahnhof Seifhennersdorf (BIBS) übergeben zu wollen, beharrt Renn auf einem den Tatsachen nicht entsprechenden Preis. Er hatte BIBS-Chef Olaf Forker vor einigen Wochen mit 650 Euro je Quadratmeter konfrontiert. Was allein für seine 50 Prozent des Anwesens eine siebenstellige Summe ergäbe.

Gegenüber der SZ gibt sich der Berliner Geschäftsmann unwissend: "Der Bahnhof bei Kleinanzeigen? Ich weiß von nichts." Ob er denn der Besitzer sei? "Keine Ahnung", nuschelt er ins Telefon. Er habe viele Objekte, aber nicht den absoluten Überblick. Die SZ bohrt weiter: Er müsse doch wissen, dass ihm der Bahnhof gehöre, wolle wahrscheinlich nichts darüber sagen. "Sie haben's erkannt", meint Renn. Und legt schnell auf.

Dass das Angebot ausgerechnet ein paar Tage vor dem Jahreswechsel im Internet erscheint, könnte mit der Zeit zu tun haben, die den Besitzern durch die Finger rinnt. Und die sie eigentlich nicht haben.

Denn weil das durch den Brand stark in Mitleidenschaft gezogene Mittelteil des Bahnhofsgebäudes einsturzgefährdet ist, hat die Bauaufsicht des Landkreises Görlitz eine Notsicherung verfügt, die Frist erst bis Anfang Dezember verlängert und - als nichts passierte - noch ein paar Tage bis zum Jahreswechsel zugegeben. Sollte - wie es sich abzeichnet - nichts geschehen, müsste die Behörde Anfang 2024 eine Ersatzvornahme anordnen. Die Sicherung also auf eigene Kosten durchführen lassen und sie dann den Besitzern in Rechnung stellen.

Vermutlich wären die deshalb die Immobilie am liebsten schon los, um dieses Geld nicht bezahlen zu müssen. Die Bahnhofsretter indes können keinen Einfluss nehmen, beobachten vielmehr mit Spannung, was beim Tauziehen von Eigentümern, Landkreis und möglicherweise auch neuen Kaufinteressenten passiert. "Falls sich ein Käufer findet, treten wir mit ihm natürlich in Kontakt", erklärt Olaf Forker. "Wir haben uns die Rettung, Sanierung und Wiederbelebung des Bahnhofs auf die Fahnen geschrieben. Mit diesem Anspruch müssen auch künftige Besitzer leben."