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Zittauer Wohnbau saniert Häuser mit Gebirgsblick

Die WBG investiert in Objekte an der Verlängerten Eisenbahnstraße in Zittau. Zudem hat sie ein Gebäude in der Innenstadt gekauft. Aber auch Abrisse sind weiter ein Thema.

Von Thomas Christmann
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Das Haus an der Verlängerten Eisenbahnstraße 77 bis 79 ist bereits teilsaniert. Dieses Jahr werden dort Balkone an 12 der 14 Wohnungen angebracht. Nur das Dachgeschoss muss wegen der baulichen Situation ohne auskommen.
Das Haus an der Verlängerten Eisenbahnstraße 77 bis 79 ist bereits teilsaniert. Dieses Jahr werden dort Balkone an 12 der 14 Wohnungen angebracht. Nur das Dachgeschoss muss wegen der baulichen Situation ohne auskommen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Die Elektrik und Böden in den Wohnungen sind bereits erneuert und die Fassade hat einen neuen Anstrich erhalten. An der Giebelseite der Verlängerten Eisenbahnstraße 77 bis 79 in Zittau ist nun das Logo der städtischen Wohnbaugesellschaft (WBG) angebracht, dem Eigentümer des Gebäudes.

Vorbereitet sind auch schon die Zugänge zu den XXL-Balkonen, die dieses Jahr in Süd-Ausrichtung angebracht werden. Geschäftsführerin Uta-Sylke Standke verspricht einen sensationellen Blick ins Zittauer Gebirge, der sich den Mietern künftig bietet. Zudem erhalten die beiden Eingänge neben neuen Briefkästen noch beleuchtete Schilder mit Straßenname und Nummer für die bessere Erkennbarkeit. Im Treppenflur zeigt künftig ein digitaler Bildschirm Informationen über Unternehmen, Hausordnung, Fahrpläne, Wetter und Geschehnisse aus aller Welt an.

Über eine halbe Million Euro kostet die WBG die Sanierung des Gebäudes inklusive Außenanlage. Genau so viel will sie dieses Jahr in das Nachbarhaus 81 bis 83 stecken, wo die Arbeiten ab März beginnen. Für nächstes Jahr ist bereits die 85 bis 87 eingeplant. Die Objekte stammen alle aus den 1960er Jahren. Die Besonderheit: Die Bauarbeiten laufen, obwohl die Häuser bewohnt sind. "Die Skepsis der Mieter war anfangs groß, wie das gehen soll", berichtet Uta-Sylke Standke. Aber die Bedenken konnten bereits beim ersten Objekt ausgeräumt werden: So halfen die Hausmeister beim Umräumen mit, dichteten die Handwerker betroffene Räume staubdicht ab und bündelten lautstarke Arbeiten. "Wir haben daher um Vertrauensvorschuss gebeten", so die Geschäftsführerin.

Das Haus an der Verlängerten Eisenbahnstraße 81 bis 83 soll dieses Jahr saniert werden.
Das Haus an der Verlängerten Eisenbahnstraße 81 bis 83 soll dieses Jahr saniert werden. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Die Wohnbau hat voriges Jahr rund 1,8 Millionen Euro ausgegeben, plant dieses mit 1,5. Das Geld investiert sie nicht nur weiter in ihren Bestand von rund 1.650 Wohnungen, sondern hat 2023 von der Summe auch das Haus Inneren Weberstraße 19 gekauft. Das ist baulich im ordnungsgemäßen Zustand, besteht aus elf Wohnungen, einer Gewerbeeinheit und ist voll vermietet. Nur die Gasheizung im Keller war nach Auskunft von Uta-Sylke Standke kurz vor dem Aussteigen. "Ersatzteile gibt es dafür keine mehr", sagt sie. Deshalb fiel die Entscheidung, auf die umweltfreundlichere Fernwärme umzusteigen. Zwar mussten die Stadtwerke für den Anschluss die 2021 fertiggestellte Straße wieder aufreißen. Dafür ist garantiert, dass die beim Einbau neuer Heizungen geforderten 65 Prozent erneuerbare Energien eingehalten werden. Wo möglich, will die WBG weitere Objekte an die Fernwärme anschließen. Schon jetzt hängt ein Großteil ihrer Wohnungen daran.

Die WBG-Leerstandsquote ist voriges Jahr um über drei Prozent auf unter ein Fünftel gesunken. Zum einen liegt das an mehr Vermietungen als Kündigungen. Zum anderen am Abriss an der Kantstraße. Dort waren 2022 die ersten beiden Häuser mit den Nummern 16 bis 20 sowie 28 bis 32 verschwunden, 2023 folgten die 6 bis 8, 10 bis 14 und 22 bis 26 - zum Ärger von Denkmalschützern, die für den Erhalt kämpften. Uta Sylke-Standke spricht hingegen von Altsubstanz, die nicht mehr zu retten war. "Die Angebotslücke wollen wir wieder schließen", sagt die Geschäftsführerin. Das Haus an der Inneren Weberstraße ist ein Beispiel dafür, für weitere Ankäufe in der Kernstadt zeigt sich die Wohnbau offen. "Um jeden Mietinteressenten ein Angebot machen zu können", erklärt sie.

Andere Vorhaben müssen dahingehend weiter warten wie die Sanierung der leerstehenden Häuser Jahnstraße 3 und 5 sowie die Gerhart-Hauptmann-Straße 64. Grund sind laut Uta-Sylke Standke die gestiegenen Baupreise und verschärften Vorschriften, angefangen von der Wärmedämmung über den Brandschutz bis zur Entsorgung. Auch der seit 2021 bestehende Eigenheimstandort in dem Wohngebiet kommt nicht voran: Nach wie vor sind nur drei der acht Parzellen verkauft, gebaut hat immer noch keiner. "Das ist traurig", sagt die Geschäftsführerin.

Als große Herausforderung sieht Uta-Sylke Standke die Pläne für Zittau-Ost an. Dort stehen noch sieben Blöcke von Wogeno und WBG. Doch das Wohn- soll bis 2035 dem von der Stadt geplanten "grünen" Gewerbegebiet weichen. "Wir sind bereit, das Vorhaben zu unterstützen", sagt sie. "Obwohl es für das Unternehmen hohe Risiken birgt." So liegen die beiden Häuser der WBG einerseits an der Fernwärme an, andererseits Altschulden darauf - Gründe, die gegen einen Abriss sprechen. Zudem sind 21 ihrer 45 Wohnungen vermietet.

Dennoch soll als Nächstes Ende 2025 das Gebäude Am Dreiländereck 14 bis 18 verschwinden. Mancher Mieter zieht laut der Geschäftsführerin dann das vierte oder fünfte Mal um, um im Quartier bleiben zu können. "Jeder wird so begleitet, dass er für sich eine neue Wohnung findet", erklärt sie. Dabei ist noch nicht mal klar, ob weitere Blöcke in Zittau-Ost abgerissen werden dürfen. Die dienen nämlich erfahrungsgemäß auch als Quartiere für Fledermäuse, Mauersegler, Mehlschwalben und Co., die bisher über Ersatzbehausungen in umliegende Objekte ausweichen konnten. Doch die Möglichkeiten sinken mit jedem Rückbau. "Wir wollen eine Lösung finden", sagt Uta-Sylke Standke. "Denn wir haben Lust auf Zukunft."