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Doch keine Nichtschwimmer-Generation?

Sachsen hat jetzt Regelungen für die betroffenen Zweit- und Drittklässler erlassen. Für Löbau-Zittau können die nur greifen, weil Zittauer vorgesorgt haben.

Von Jan Lange
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Schwimmunterricht der Grundschule Eibau in der Schwimmhalle Hirschfelde.
Schwimmunterricht der Grundschule Eibau in der Schwimmhalle Hirschfelde. © Matthias Weber (Archiv)

Seit dieser Woche können Zweitklässler wieder schwimmen lernen. Der Freistaat Sachsen hat in seiner Corona-Schutz-Verordnung die Voraussetzungen geschaffen, dass Schwimmhallen für den Schwimmunterricht geöffnet werden dürfen - und das auch unabhängig vom Inzidenzwert.

Bis zum Ende des Schuljahres haben die Zweitklässler noch sieben Stunden Schwimmunterricht. Mit den Stunden, die bereits im vorigen Herbst bis zur Schließung der Hallen stattfanden, kommen sie auf etwa 15 Stunden Schwimmunterricht. Im sächsischen Lehrplan sind für den Schwimmunterricht regulär 35 Stunden verankert. Um dieser Vorgabe etwas näherzukommen, soll der Schwimmunterricht für die jetzigen zweiten Klassen im neuen Schuljahr bis zu den Herbstferien fortgesetzt werden. Erst danach kann davon ausgegangen werden, dass der Großteil der Kinder schwimmen kann, teilt Susann Meerheim vom Sächsischen Kultusministerium mit.

Zweitklässler sollen möglichst Basisstufe erreichen

Zwischenzeitlich hatten Schulträger und Kommunen befürchtet, dass wegen der ausgefallenen Schwimmstunden ein Jahrgang von Nichtschwimmern drohen könnte. Mit dem nun gefundenen Kompromiss ist diese Gefahr erst mal abgewendet.

Die Zweitklässler sollten in den noch verbleibenden Schwimmstunden möglichst die Anforderungen der Basisstufe erreichen. Hierzu gehören ein beliebiger Sprung ins tiefe Wasser, das Zurücklegen von 100 Metern in einer beliebigen Schwimmart, wobei keine Zeitbegrenzung besteht und der Wechsel der Schwimmart erlaubt ist, sowie die Fähigkeit das Wasser ohne Hilfsmittel selbstständig zu verlassen.

Eine Lösung wurde auch für die jetzigen Drittklässler gefunden, bei denen im vorigen Jahr zwischen März und Juli ebenfalls Schwimmstunden ausgefallen sind. Für alle, die noch nicht schwimmen können, werden in den Sommerferien Schwimmkurse angeboten. Diese Kurse sind kein Ersatz für den schulischen Schwimmunterricht, sondern ein zusätzliches Element, um Kindern das Schwimmen zu erlernen, erklärt Susann Meerheim.

Über das Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona" sollen Maßnahmen zur Beseitigung von Lerndefiziten finanziert werden. Sachsen hatte vorige Woche grünes Licht für das gemeinsame Programm von Bund und Ländern gegeben. Es ist geplant, dass ein Teil der Gelder des Bund-Länder-Programms auch für die außerschulischen Schwimmkurse in den Ferien genutzt werden, teilt die Pressereferentin des Kultusministeriums mit.

1.600 Schüler erhalten Angebot für Schwimmkurs

Betroffen sind rund 1.600 der insgesamt knapp 4.700 Drittklässler in den Landkreisen Görlitz und Bautzen, wie Vincent Richter vom Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) auf SZ-Anfrage mitteilt. Wie viele Schüler am Ende teilnehmen, ist derzeit noch offen. Die Eltern erhalten demnächst ein Schreiben der Schulbehörde, mit dem sie auch über die Möglichkeit der Anmeldung informiert werden, erklärt der Lasub-Sprecher. Da es sich um keinen Unterricht handelt, ist die Annahme der Angebote freiwillig. Erst wenn die Rückmeldungen eingegangen sind, könne die Detailplanung erfolgen, so Richter.

Aus diesem Grund sind derzeit auch noch andere Fragen offen: Wie kommen die Kinder zu den Schwimmkursen? Dürfen die Eltern bei den Kursen dabei sein? Und müssen sie dann Eintritt in die Schwimmhalle bezahlen? Laut Kultusministerium laufen dazu noch Abstimmungen. Eines kann Susann Meerheim aber bereits sagen: Für die teilnehmenden Kinder gibt es keinen Ferienausgleich.

Im Zittauer Stadtbad und in der Hirschfelder Schwimmhalle sind die Ferienkurse nur möglich, weil der Stadtkonzern SBG die sonst im Sommer üblichen Wartungsarbeiten in den Schwimmhallen bereits während des Corona-Lockdowns durchgeführt hatte.

Beabsichtigt ist auch, den jetzigen Zweitklässlern, die den schulischen Schwimmunterricht als Nichtschwimmer verlassen, außerschulische Schwimmkurse anzubieten.

Zittau stellt Oberschulschwimmen ein

Während es für die Zweit- und Drittklässler gute Nachrichten in Sachen Schwimmunterricht gibt, hat der Zittauer Stadtrat jetzt mehrheitlich entschieden, das Schulschwimmen für Oberschüler abzuschaffen. Damit setzt Zittau eine weitere Maßnahme aus dem Haushaltskonsolidierungskonzept um. Die Stadt rechnet allein in diesem Jahr mit einer Einsparung von knapp 8.000 Euro, danach mit reichlich 22.000 Euro pro Jahr.

Das Oberschulschwimmen ist nicht zwingend im Lehrplan vorgegeben und gehört damit zu den freiwilligen Aufgaben einer Kommune. Durch die Inbetriebnahme der neuen Turnhalle an der Weinauschule und der Sanierung der Turnhalle Lisa-Tetzner-Straße werden zusätzliche Sport-, Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für den Schulsport geschaffen. Die Einstellung des Oberschulschwimmens habe aus Sicht der Stadtverwaltung somit keinerlei negative Auswirkungen für die sportliche Entfaltung der Zittauer Oberschüler.

Die meisten Stadträte sehen es genauso. Dietrich Thiele (FUW), ehemaliger Vorsitzender des Sportbeirates, kann mit dem Kompromiss mitgehen und meinte: „Wer in der sechsten Klasse noch nicht schwimmen kann, da müssen sich die Eltern kümmern.“ (mit SZ/tm)