SZ + Bautzen
Merken

Bautzen: Investor für Wohngebiet in Stiebitz springt ab

Die Fläche an der Dresdener Straße in Bautzen ist schon lange als Baugebiet im Gespräch. Doch auch ein erneuter Anlauf blieb erfolglos. Was die Stadt nun vorhat.

Von Lucy Krille
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auf diesem Areal im Bautzener Stadtteil Stiebitz soll ein neues Baugebiet für Eigenheime entstehen. Doch es fehlt an einem Investor, der die Fläche erschließt.
Auf diesem Areal im Bautzener Stadtteil Stiebitz soll ein neues Baugebiet für Eigenheime entstehen. Doch es fehlt an einem Investor, der die Fläche erschließt. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Die Fläche zwischen der Dresdener und der Rattwitzer Straße im Bautzener Stadtteil Stiebitz bleibt erst mal leer. Die Stadt Bautzen findet keinen Investor für das dort geplante Wohngebiet. Ein Interessent, der sich im Herbst 2020 bei der Stadt gemeldet hatte, ließ die Frist der Kaufoption nun verstreichen.

Das mehr als 100.000 Quadratmeter große Areal im Westen von Bautzen bietet genügend Platz für den Bau von Eigenheimen. Die Stadt kaufte die Fläche schon in den 1990er-Jahren von den damaligen Eigentümern und stellte Pläne zur Bebauung auf. Doch dann passierte viele Jahre nichts – bis die Stadtverwaltung vor zwei Jahren noch einmal aktiv nach einem Investor zu suchen begann. Im Herbst 2020 kam dann wieder Hoffnung auf, denn ein Interessent hatte sich gemeldet.

Investor ließ Frist der Kaufoption verstreichen

Es starteten Gespräche zwischen ihm und der Stadtverwaltung. Nach Aussage der Stadt war von "200 bis 220 Eigenheimen in unterschiedlicher Form" die Rede. Die Stadt räumte dem Interessenten schließlich eine Kaufoption bis Ende 2021 ein. Die Frist wurde dann nochmal bis zum 30. Juni dieses Jahres verlängert. Allerdings ließ der Investor auch diese Frist verstreichen. „Unkommentiert“, wie die Stadt mitteilt. Zum möglichen Kaufpreis für das Gelände äußert sie sich nicht.

Für Bautzen ist der Rückzug des Investors ein Rückschlag. Das Ziel, an dieser Stelle einen Standort für Eigenheime zu entwickeln, rückt nun weiter in die Ferne. Ursprünglich wollte die Stadt das Gebiet mal selbst erschließen. Doch dazu würden das Personal und die finanziellen Mittel fehlen, weswegen ein Investor gesucht wurde.

Vor allem junge Familien ziehen aus Bautzen weg

Bautzen hat seit Jahren mit einem Rückgang der Einwohnerzahl zu kämpfen. Vor allem junge Familien verliert die Stadt an die umliegenden Gemeinden. Im letzten Jahr zogen 80 Kinder mehr weg aus Bautzen, als neue hinzukamen. Die Zahl der potenziellen Eltern, die wegzieht, ist noch höher. Allein 2021 zogen von den 27- bis 40-Jährigen 128 mehr weg als zu.

Vor allem das Umland ist beliebt zum Wohnen, da es auf dem Land Bauflächen zu bezahlbaren Preisen gibt. Am beliebtesten bei den Bautzenern, die wegzogen, waren im vorigen Jahr die Gemeinden Doberschau-Gaußig, Großpostwitz und Obergurig.

In der Stadt fehlt es dagegen an attraktiven Bauflächen, da sich keine privaten Investoren finden, die diese entwickeln. Auch das Angebot an großen Familienwohnungen ist begrenzt.

Nähe zur Autobahn und Hanglage sind Knackpunkte

Das Areal in Rattwitz hat gleich mehrere Problemstellen, die Unternehmer abschrecken, in die Fläche zu investieren. „Sicherlich hat das Areal in direkter Nachbarschaft zur Autobahn seine Tücken“, sagt Bautzens Pressesprecherin Josephine Brinkel. Zwei Gutachten bestätigen bereits, dass Lärmwerte überschritten werden. Es gebe aber Vorschläge, wie in der Planung damit umgegangen werden kann. Lärmschutzmaßnahmen sind allerdings teuer, was sich auch auf den Kaufpreis der Grundstücke auswirken würde. Auch ein Regenwasserrückhaltebecken müsste wahrscheinlich gebaut werden.

Schon vor zwei Jahren äußerten sich Investoren skeptisch zur Erschließung der Fläche, weil das Gebiet Hanglage hat und das Regenwasser schwer ablaufen kann. Doch trotz dieser Schwierigkeiten hat die geplante Wohnbebauung in Rattwitz für die Stadt nach wie vor höchste Priorität. Dafür setzt sie weiter auf einen privaten Investor.

Stadt Bautzen hofft nach wie vor auf einen Investor

„Tatsächlich ist der Verwaltung ein weiterer Interessent bekannt“, sagt Josephine Brinkel. Auf den wolle die Stadt zeitnah zugehen und fragen, ob er noch Interesse hat. Bei den Gesprächen mit ihm wolle die Stadt auch Erkenntnisse aus den letzten Verhandlungen nutzen und Argumente für den Bau liefern. Das größte Argument dürfte der große Bedarf an Baugrundstücken sein.

Auch Torsten Höhne, Ortsvorsteher in Stiebitz, beobachtet, dass die Nachfrage da ist. "Ich würde es begrüßen, wenn es irgendwie weitergeht, egal in welcher Größenordnung", sagt Höhne. Seiner Meinung nach wären auch kleine Schritte ein Erfolg. Denn angesichts der steigenden Kosten, auch beim Bau, müsse man derzeit vielleicht nochmal neu bewerten, wie groß die Nachfrage nach Eigenheimen wirklich ist. So könnte sich Höhne auch vorstellen, dass ein potenzieller Investor erstmal nur 30 oder 40 Grundstücke für den Eigenheimbau erschließt.

Abgesehen von der Lage an der Autobahn sei Stiebitz aber ein guter Standort und ein attraktiver Wohnort, sagt Höhne. Knapp 600 Einwohner hat der Bautzener Ortsteil derzeit, davon sind knapp 100 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.