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Entsteht auf dieser Bautzener Brache ein Bauforschungszentrum?

Das „Lausitz Art of Building“ kam im Wettbewerb um ein Großforschungszentrum im Zuge der Strukturwandel-Förderung nicht zum Zuge. Die Stadt Bautzen setzt sich aber weiter dafür ein - und schlägt auch einen Standort vor.

Von David Berndt
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Die Perfecta-Brache in Bautzen nahe dem Bahnhof ist seit 2010 ungenutzt. Das hat auch mit Auflagen im Zuge der Förderung zu tun, die es für den Abriss der alten Gießerei gab, die hier stand. Doch diese Frist ist nun vorbei.
Die Perfecta-Brache in Bautzen nahe dem Bahnhof ist seit 2010 ungenutzt. Das hat auch mit Auflagen im Zuge der Förderung zu tun, die es für den Abriss der alten Gießerei gab, die hier stand. Doch diese Frist ist nun vorbei. © Steffen Unger

Bautzen. Die Perfecta-Brache in der Nähe des Bautzener Bahnhofes kommt als möglicher Standort für das „Lausitz Art of Building“ (LAB) infrage. Das erklärte der Bautzener Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU) beim Pressegespräch vor der jüngsten Stadtratssitzung. Demnach sei die Fläche an der Ecke Dr.-Peter-Jordan-Straße/Paulistraße dafür geeignet.

Die Stadt Bautzen hatte die Gießerei der Perfecta, die einst auf dem Areal stand, gekauft, 2010 abreißen und Altlasten aus dem Boden beseitigen lassen. Dafür gab es Fördermittel unter der Auflage, nicht vor 2023 auf der Fläche neu zu bauen.

Obwohl das LAB im Wettbewerb um ein Großforschungszentrum im Zuge des Strukturwandels in der Lausitz im September 2022 gegen das Deutsche Zentrum für Astrophysik verloren hatte, will die Stadt Bautzen das Projekt weiterführen. Kurz vor der Entscheidung hatte sich damals auch der Bautzener Stadtrat für das LAB ausgesprochen. Das Thema Bauforschung könne dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu senken, so Vogt. Die Stadt sei nun in Kontakt mit dem Landratsamt Bautzen, um Fördermittel zu bekommen.

So sehen die bisherigen Pläne für das Bauforschungszentrum „Lausitz Art of Building“ (LAB) aus. Das LAB-Team hatte geplant, sich in Görlitz und Bautzen anzusiedeln.
So sehen die bisherigen Pläne für das Bauforschungszentrum „Lausitz Art of Building“ (LAB) aus. Das LAB-Team hatte geplant, sich in Görlitz und Bautzen anzusiedeln. © CGI HENN

Die Kosten belaufen sich demnach auf 1,2 Milliarden Euro - oder die Hälfte davon, wenn eine reduzierte Variante des LAB entstehen würde. Mehrere Standorte und Kooperationen mit anderen Städten in der Oberlausitz seien vorstellbar. Die Stadt habe zudem Kontakte zur Bauhaus-Universität Weimar und zur Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg geknüpft.

Bauzentrum wollte 10.000 Jobs in die Lausitz holen

Ziel des LAB ist es, neue Baustoffe und Techniken zu erforschen, um den Klimawandel zu begrenzen. „Die Bauindustrie hat über 25 Prozent des CO2-Ausstoßes zu verantworten“, erläuterte LAB-Ideengeber Prof. Dr. Manfred Curbach im Frühjahr 2022 im Gespräch mit Sächsische.de. Auch eine konkrete Job-Perspektive nannte er damals: Bis zu 10.000 Arbeitsplätze könnten im Umfeld des Forschungszentrums entstehen.

LAB-Sprecherin Sandra Kranich bestätigt, dass es weiterhin viele Gespräche auf verschiedenen Ebenen gebe, einschließlich der Stadt Bautzen. „Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir eine nachhaltige und klimafreundliche Bauwirtschaft fördern und somit einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels leisten.“

Allerdings könne man derzeit keine konkreten Angaben zu möglichen Fördermitteln, Standorten oder Zeitplänen machen. „Wir freuen uns aber, dass die Stadt Bautzen mögliche Standorte für das LAB eruiert.“ Die Initiatoren des LAB hatten sich im Zuge des Wettbewerbs für Görlitz und Bautzen als Standorte ausgesprochen.

Der Landkreis Bautzen wertet das Engagement der Stadt Bautzen ebenfalls als positiv, erklärt Sprecherin Sabine Rötschke. „Landrat Udo Witschas hat sich seit dem Abschluss des Wettbewerbes dafür eingesetzt, dass neben dem Deutschen Zentrum für Astrophysik auch dem LAB-Projekt weiter Chancen auf eine Umsetzung eingeräumt werden.“ Fest stehe, dass das LAB sowohl beim Bund als auch im Freistaat Sachsen nach wie vor viele Befürworter habe. Das Projekt sei aber noch längst nicht in trockenen Tüchern.

Finanzierung fürs „Lausitz Art of Building“ gesucht

Zu diesen Befürwortern zählt die Bundestagsabgeordnete Kathrin Michel (SPD) aus Kamenz. Das Projekt habe sie von Beginn an aus zwei Gründen interessiert, sagt sie. Mit Blick auf die Auswirkungen der Baubranche aufs Klima sei „ein Umdenken existenziell“. Bestandsbauten müssten zukunftstauglich und Neubauten klimaneutral und ressourceneffizient gebaut werden.

Zudem brauche man „vertrauensstiftende Projekte, die im Strukturwandel direkt wahrgenommen werden und Arbeitsplätze schaffen“. In der Oberlausitz gebe es mit den Umgebindehäusern nicht nur Tradition, sondern auch Fachexpertise, die wunderbar mit dem Ansinnen des LAB korrespondieren könne.

Laut Kathrin Michel liegen mehrere Möglichkeiten zur Finanzierung vor, unter anderem mit Beteiligung des Freistaates Sachsen. „Als Mitglied des Haushaltsausschusses versuche ich, Brücken zu bauen, um eine Finanzierung noch möglich zu machen.“ Entsprechende Kontakte bestünden zum Landratsamt Bautzen, zur Staatskanzlei Sachsen und zum Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB).

Bundesregierung verständigt sich zum LAB

Im aktuellen Regierungsentwurf für den sächsischen Haushalt 2024 sei zwar keine Summe fürs LAB veranschlagt. Aber sie wolle versuchen, das noch zu ändern, so Michel. „In der derzeitigen Finanzlage kein einfaches Unterfangen.“

Aus Sicht des BMWSB „ist ein Großforschungszentrum entsprechend der LAB-Idee wichtig“, sagt Sprecherin Larissa Schulz-Trieglaff. Daher habe das Ministerium in den Ressortrunden darauf verwiesen, dass die Bauforschung einen großen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele im Gebäudesektor und zum nachhaltigen wie innovativen Bauen leisten könne. „Abstimmungen dazu laufen innerhalb der Bundesregierung. Konkrete Aussagen zur Frage des Standortes, zum Zeitplan und zu möglichen Fördermitteln lassen sich aktuell allerdings nicht treffen.“