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In der Oberlausitz kündigt jeder Dritte das Deutschlandticket nach einem Monat

Die Zahl der Nutzer des Deutschlandtickets in der Oberlausitz steigt. Doch der größte Teil abonniert das Ticket nur für kurze Zeit.

Von Tim Ruben Weimer
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Das Deutschlandticket hat einen Großteil der vom Verkehrsverbund Zvon verkauften Monatskarten abgelöst. Doch in der Oberlausitz halten nur wenige dem neuen Ticket dauerhaft die Treue.
Das Deutschlandticket hat einen Großteil der vom Verkehrsverbund Zvon verkauften Monatskarten abgelöst. Doch in der Oberlausitz halten nur wenige dem neuen Ticket dauerhaft die Treue. © Boris Roessler/dpa

Bautzen. Rund jeder dritte Nutzer eines 49-Euro-Tickets in der Oberlausitz kündigt das Ticket-Abo nach nur einem Monat wieder. Das berichtet der Zweckverband Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon). Ein weiteres Drittel der Nutzer verwende das Ticket zwei bis drei Monate, das übrige Drittel fährt längere Zeit mit dem Ticket.

Die Möglichkeit, das Abo für das Ticket jeden Monat zu kündigen, und die Option, dies in der App zu tun, hätten die Nutzungsdauer der durch den Zvon im Abo verkauften Tickets stark nach unten gedrückt. Bisherige Monatskarten seien im Schnitt zwischen drei und vier Jahren genutzt worden, so der Zvon.

Auch Jobticket findet immer größeren Anklang

Die Zahl der Nutzer von beim Zvon ausgestellten Deutschlandtickets steigt jedoch trotz der kurzfristigen Kündigungsmöglichkeit jeden Monat an. Im September 2023 hatten 4.435 Menschen beim Zvon ein Abo für das Ticket abgeschlossen, im Juni waren es erst 3.523 Leute gewesen. Auch die Variante als Jobticket zum ermäßigten Preis finde immer mehr Anklang. Im September nutzten 207 Menschen dieses Angebot, das über den Arbeitgeber ausgestellt wird.

Inzwischen habe sich die Zahl der Nutzer des Deutschlandtickets bei rund 4.500 eingepegelt und stagniere, so Daniela Meyer, die beim Zvon für die Tarife zuständig ist.

"Das Deutschlandticket ist ein gutes Instrument", sagt der Görlitzer Landrat Stephan Meyer (CDU), "für uns auf dem Land hat aber weiterhin der Ausbau der Angebote Priorität." Aus seiner Sicht hätte zuerst das ÖPNV-Netz auf dem Land verbessert werden müssen, bevor mit dem Deutschlandticket ein preislich attraktives Ticket etabliert wurde. "Aber das wird im politischen Berlin offensichtlich anders gesehen."

Die Einnahmen durch das Deutschlandticket belaufen sich beim Zvon je nach Monat zwischen 173.000 und 217.000 Euro, wovon der größte Anteil an die Görlitzer Verkehrsbetriebe fließt. Berücksichtigt sind dabei allerdings nur die Verkäufe durch die vom Zvon umfassten Busunternehmen, Anbieter wie die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) oder die Deutsche Bahn sind darin nicht enthalten.

Ab 2024 sollen die Einnahmen durch das Deutschlandticket neu verteilt werden. Ausschlaggebend sei dann die Postleitzahl des Wohnorts des Kunden, sagt Zvon-Geschäftsführer Hans-Jürgen Pfeiffer. Abonniert ein Oberlausitzer das Ticket etwa bei einem Hamburger Verkehrsunternehmen, fließen die Einnahmen dann trotzdem zum Zvon in die Oberlausitz.

Bis Ende 2023 gelten noch Kulanzregelungen

Upgrades zum Deutschlandticket, wie sie beispielsweise der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) für die Mitnahme eines Fahrrads oder einer zweiten Person am Wochenende und nach Feierabend anbietet, sind im Zvon weiterhin nicht geplant. Man warte eine einheitliche Lösung ab, heißt es dazu.

Bis Ende 2023 gelten weiterhin umfassende Kulanzregelungen zum Deutschlandticket. So werden Tickets auch dann anerkannt, wenn der Barcode eines von einem anderen Verbund ausgestellten Tickets nicht lesbar ist oder wenn nur die Bestellbestätigung eines erst kürzlich abonnierten Tickets vorgezeigt wird. 60 Euro Strafe zahlen muss dagegen, wer das Ticket offensichtlich missbraucht. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Gültigkeitsmonat bereits abgelaufen ist, ein Fremder das Ticket nutzt oder kein Lichtbildausweis zur Kontrolle des Namens vorgewiesen werden kann.