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Dresden: Zahl der Erstimpfungen nimmt zu

Der Betrieb im Impfzentrum in der Messe läuft gut, wie ein SZ-Reporter getestet hat.

Von Julia Vollmer & Sandro Pohl-Rahrisch & Christoph Springer
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SZ-Reporter Christoph Springer hat den Betrieb im Impfzentrum in der Messe getestet und kann Positives berichten.
SZ-Reporter Christoph Springer hat den Betrieb im Impfzentrum in der Messe getestet und kann Positives berichten. © René Meinig

Dresden. Geimpft wird im Drei-Minuten-Takt. Alle drei Minuten ein Arztgespräch, alle drei Minuten eine Spritze gegen Corona. Macht an einem normalen Tag, rechnet man die Pausenzeiten der Ärzte, Schwestern und Helfer ab, etwa 1.000 Impfungen. So ist die Rechnung im Dresdner Impfzentrum. Warteschlangen gibt es nicht mehr, sagt der Chef der Einrichtung, ein Mitarbeiter des DRK. Aber etwa 50 Impfwillige kommen immer noch an jedem Tag, ohne einen Termin zu haben. Dabei gibts die Spritze nur noch nach Anmeldung über das Impfportal des Freistaats.

Ein Test zeigt: Hat man diese Hürde genommen, ist der Besuch im Impfzentrum in der Messe tatsächlich eine Sache von wenigen Minuten. Terminabgleich, Überprüfung der Dokumente, Abgabe des Anamnesebogens - das alles dauert bei meinem Impftermin an diesem Donnerstagmittag nicht mehr als fünf Minuten. Dann darf ich schon an einer der bunten Linien entlang laufen zur Kabine B4. Dort wartet meine Impfärztin für das Vorgespräch.

Die Linien, das entscheidende Leitsystem in der Messe, hat sich der Chef, der seinen Namen nicht nennen möchte, im Internet abgeguckt. "Ich habe viele, viele Abende auf dem Sofa gesessen mit dem Zeichenbrett", erzählt der Mann vom DRK, den entscheidenden Treffer landete er beim Studium eines Impfzentrums in Kanada. "Die Wege sind jetzt kürzer, die Wartezeit ist kürzer", beschreibt er den Vorteil der neuen Organisation. In fünf großen Blöcken sind die Impfkabinen aufgebaut, jeder Block hat seinen eigenen Wartebereich. Aber nicht jeder Block ist an diesem Donnerstag in Betrieb, ein Team ist zum mobilen Impfen in Ostsachsen unterwegs.

Aus vier Helfern, zwei Ärzten und drei Schwestern besteht jedes Team, insgesamt 50 bis 60 Mitarbeiter sind stets im Impfzentrum im Einsatz, sagt der Chef vor Ort. Die Impfärztin rät mit unterdessen zur Kreuzimpfung und begründet dies mit der besseren Wirkung von Moderna nach zwei Biontech-Spritzen. So hatte ich das auch vor, doch später stellt sich heraus: Auch im Impfzentrum ist die nötige Medizin knapp, aktuell steht mehr Moderna im Kühlschrank als Impfstoff von Biontech/Pfizer. "Wir werden nicht besser beliefert als andere", sagt der Chef.

Der Betrieb läuft, fast störungsfrei, sieht man von einigen Besuchern ab, denen die Impfstoffauswahl nicht passt. Da musste auch schon die Polizei eingreifen. Etwa ein Mal pro Woche passiert das, sagt er. Dann setzen die Verantwortlichen das Hausrecht durch und den aufgeregten Besucher notfalls vor die Tür.

Die würde auch der Chef gern von Außen schließen. Sein Ziel sei, dass der Betrieb dort so reibungslos läuft, dass seine Anwesenheit möglichst selten oder gar nicht nötig ist. Dass er überhaupt noch einmal gefragt war für den Aufbau eines neuen, des zweiten Dresdner Impfzentrums, hält er für einen Fehler. Er meint: Die Schließung der Impfzentren im September war eine falsche politische Entscheidung. "Da haben wir uns viel verschenkt."

Sachsen hatte eine Impfoffensive angekündigt. Wird tatsächlich mehr geimpft?

Die impfenden Hausärzte und die mobilen Impfaktionen haben im November nicht gereicht, um allen Interessierten eine Impfung verabreichen zu können. Das wurde mehr als deutlich: Immer wieder mussten Menschen, die bereits stundenlang anstanden, weggeschickt werden – weil der Impfstoff aus war oder die impfenden Mediziner einfach am Ende ihrer Kräfte. Daraufhin ist das Dresdner Impfzentrum in der Messe wiedereröffnet worden, verbunden mit der Zusage, die Impfkapazitäten ab 1. Dezember schrittweise zu steigern. Auch auf der Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung (KVS) wächst die Liste der impfenden Praxisärzte zunehmend.

Tatsächlich konnte damit ein Boost in der Impfkampagne erreicht werden. Sind in der ersten November-Woche – zu diesem Zeitpunkt hat die Sächsische Impfkommission die Auffrischungsimpfung für alle Volljährigen empfohlen – noch 9.673 Impfdosen in Dresden verabreicht worden, so waren es laut Robert-Koch-Institut in der vergangenen Woche 35.492.

Sind das alles nur Booster-Impfungen?

Nein, nicht nur, aber größtenteils. Von den gut 35.000 Impfungen in der vergangenen Woche waren knapp 29.000 Auffrischungsimpfungen. Aber: Die Zahl der Erstimpfungen nimmt seit vorletzter Woche wieder zu. Nach einem Tiefpunkt Mitte Oktober mit weniger als 1.500 Erstimpfungen pro Woche, ließen sich in der vergangenen Woche mehr als 4.000 Menschen in Dresden doch noch immunisieren.

Allerdings muss man von einer leichten Steigerung sprechen: Im Mai, als zunehmend mehr Impfstoff zur Verfügung stand, ließen sich in der Stadt noch über 16.000 Menschen ein erstes Mal impfen.

Wie viele Menschen sind noch ungeimpft?

Eine schwierige Frage, die sich am sichersten auf Landesebene beantworten lässt. Demnach sind 58,7 Prozent aller Sachsen vollständig geimpft und 61,4 Prozent einmal, so das RKI.

Auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte ist es versäumt worden, eine Statistik einzuführen. Erhoben wird lediglich, wie viele Impfungen in einem Ort durchgeführt werden. Woher diese Menschen kommen, wo sie also wohnen, wird nicht erfasst. Die Zahl für Dresden enthält auch Geimpfte aus Radebeul, Pirna oder Meißen; nicht aber Geimpfte aus Dresden, die sich in Kamenz, Löbau oder Riesa impfen ließen. Im Frühjahr war dies wegen des Impfstoffmangels eine durchaus gängige Praxis. Von daher bildet die errechnete Impfquote aus den in Dresden durchgeführten Impfungen – 57,8 Prozent – nicht die wahre Impfbereitschaft ab. Legt man diese Zahl zugrunde, wären rund 42 Prozent aller Dresdner ungeimpft – reichlich 230.000 Menschen.

Werden Klinikmitarbeiter geimpft?

Immer wieder wird bundesweit über die ausbaufähigen Impfquoten beim medizinischen Personal diskutiert. Die Dresdner Krankenhäuser setzen alles daran, ihre Mitarbeiter und damit auch die Patienten zu schützen. "Am Universitätsklinikum werden kontinuierlich Impfungen für Mitarbeitende angeboten. So gab es in der vergangenen Woche über 1000 Boostertermine, die über unser Impfportal zur Verfügung gestellt wurden", so eine Sprecherin. In der Ärzteschaft liege die Impfquote über 90 Prozent, unter den Pflegenden in den meisten Bereichen bei über 80 Prozent.

"Wir bieten weiterhin auch Termine für die 1.- und 2.-Impfung an", so das Klinikum. Auch im Krankenhaus St. Joseph-Stift "sind während drei interner Impftage am 2., 16. und 30. November etwa 470 Mitarbeiter geimpft worden", so Sprecherin Christine Herzog. Mehr als 90 Prozent davon waren Booster-Impfungen. Aufgrund der großen Nachfrage bietet die Klinik am 17. Dezember einen weiteren internen Impftag an, dafür stehen 72 Impfdosen zur Verfügung.