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„Dessert läuft sehr gut“

Gaststätten in Radeberg versuchen, mit Speisen zum Mitnehmen Corona-Ausfälle zu kompensieren. Es gibt einen Trend.

Von Thomas Drendel
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Inhaber Martin Gröger bietet in seiner Suppenbar in Radeberg weiterhin Salate, Desserts und Eintöpfe an. Er hat sein Geschäft extra umgestaltet und einen separaten Ausgang geschaffen.
Inhaber Martin Gröger bietet in seiner Suppenbar in Radeberg weiterhin Salate, Desserts und Eintöpfe an. Er hat sein Geschäft extra umgestaltet und einen separaten Ausgang geschaffen. © Marion Doering

Radeberg. Die Straßen sind wie leer gefegt, Restaurants und Cafes geschlossen. Das Gleiche gilt für Betriebskantinen. Imbisse, Supermärkte und einige Gaststätten bieten jedoch leckere Suppen, Gänsekeule oder Pizza zum Mitnehmen an. Hat jetzt ihre große Stunde geschlagen? In Radeberg ist die Suppenbar an der Pulsnitzer Straße mittags ein beliebtes Ziel für hungrige Büromenschen oder Handwerker. Dann gibt es in normalen Zeiten schon mal lange Schlangen.

Momentan ist das anders. Die Sitzbereiche in der Suppenbar sind abgesperrt. Der Inhaber hat zusätzlich einen separaten Ausgang geschaffen, ein Waschbecken und Desinfektionsspray aufgestellt. Der Wartebereich ist jetzt so groß, dass vier, fünf Besucher im Geschäft auf ihre Bestellung warten können. „Es kommen aber weniger Kunden zu uns, das ist deutlich zu spüren“, sagt Inhaber Martin Gröger. „Viele Firmen haben ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Dort kochen sie wahrscheinlich selber.“

Schüler fehlen als Kunden

Auch eine weitere Kundengruppe steuert die Suppenbar derzeit nicht an. Schüler des Humboldt-Gymnasiums beispielsweise haben hier gern nach dem Unterricht eine leckere Suppe gelöffelt. „Sie sind ja ebenfalls zu Hause. Das gilt auch für die Kita-Kinder. Einige Eltern kamen nach dem Abholen ihrer Jüngsten kurz zu uns und holten sich etwas, um das Kochen am heimischen Herd zu sparen. Das findet derzeit viel weniger statt.“ Er schätzt, dass der Umsatz gegenüber normalen Zeiten um 40 Prozent zurückgegangen ist.

Martin Gröger will sich aber nicht beklagen. Alle Mitarbeiter sind weiterhin beschäftigt, Rechnungen und Löhne können bezahlt werden, sagt er. „Es sind ja immer noch viele Radeberger, die weiterhin zu uns kommen. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Außerdem liefert er jetzt an drei, vier Firmen aus. „Das mache ich aber nur bei größeren Bestellungen. Ich setze mich dann selber ins Auto. Jemanden einstellen und ein Fahrzeug anschaffen, dafür wäre der Aufwand zu groß und ich hoffe ja, dass sich die Lage wieder normalisiert.“

Nach Silvester große Nachfrage nach Salat

Bei den Bestellungen hat Martin Gröger keine großen Veränderungen bemerkt. Nur in einem Bereich wird deutlich mehr geordert. „Obwohl deutlich weniger Kunden zu uns kommen, ist die Zahl der verkauften Desserts gleich geblieben. Das heißt, viel mehr als sonst nehmen noch etwas Süßes mit.“ Einen kleinen Einbruch hat es nach Weihnachten und Silvester gegeben. „Da wurde mehr Salat gekauft. Fast so viel wie im Sommer. Das hat sich inzwischen aber wieder gegeben.“

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Erst vor rund anderthalb Jahren hatten Sabrina Turturro und Christian Tocci ihr Restaurant Sapori della puglia an der Dresdener Straße in Radeberg eröffnet. Schon bei der ersten Corona-Welle im Frühjahr boten sie einen Verkauf außer Haus an. „Jetzt ist die Situation noch schwieriger geworden. Im Frühjahr kamen mehr Kunden. Vielleicht liegt es am Winter“, sagt Sabrina Turturro. Einige Mitarbeiter haben die Inhaber in Kurzarbeit schicken müssen. „Der Umsatz ist zurückgegangen. Natürlich fällt auch viel weniger Arbeit an.“ Außer montags können täglich von 11 bis 22 Uhr Gerichte bestellt werden. Die gesamte Speisekarte wird angeboten. Die Bestellungen kommen vor allem aus Radeberg, aber auch aus umliegenden Orten. „Manchmal halten auch Durchreisende bei uns an.“ Geordert wird vor allem Pizza, aber auch Pastagerichte nehmen die Kunden gerne, sagt die Inhaberin.

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Im Pilsfass an der Hauptstraße in Radeberg wird ebenfalls gekocht. „Wir bieten dienstags bis sonntags ab 17 Uhr leckere Gerichte an. Am Sonntag zusätzlich Mittagstisch“, sagt Inhaber Martin Kroitzsch. Anrufer kommen nach seinen Angaben aus allen Orten zwischen Fischbach und Ottendorf-Okrilla. „Die meisten sind natürlich aus Radeberg. An normale Zeiten reicht der Umsatz nicht heran, aber ich will mich nicht beschweren“, sagt er. Auch ist die Nachfrage gegenüber der ersten Corona-Welle im Frühjahr etwas zurückgegangen. Zu zweit oder zu dritt stehen sie in der Küche, einer von ihnen liefert aus. „Die Mehrzahl unserer Kunden holt sich die Bestellungen aber selber ab. Nur am Dienstag bei dem starken Schneefall wollten die meisten die Speisen geliefert haben. Verständlich, angesichts der Straßenverhältnisse.“ Für Bestellungen an den Wochentagen reicht ein Anruf am gleichen Tag, wer seinen Sonntagsbraten geliefert haben möchte, sollte mindestens einen Tag zuvor bestellen.

Auch im Edeka-Markt in Radeberg gibt es leckere Speisen zum Mitnehmen. Aber auch hier ist die Nachfrage nicht so groß wie in normalen Zeiten. „Beispielsweise viele umliegende Gewerbetreibende, die sich bei uns ihren Mittagstisch geholt haben, mussten ihre Geschäfte schließen. Das macht sich schon bemerkbar“, sagt Inhaber John Scheller. Das Speisenangebot wird es aber auf alle Fälle weiterhin geben. „Es ist gleichzeitig für unsere Mitarbeiter gedacht, und sie lassen es sich hier jeden Tag schmecken.“

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