SZ + Sachsen
Merken

Sachsen bleibt auf Tausenden Impfdosen sitzen

Der Impfstoff von Astrazeneca macht Sachsen große Probleme. Nur ein geringer Teil wurde bisher eingesetzt. Kommen jetzt Lehrer und Erzieher früher dran?

Von Karin Schlottmann
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Eine Ampulle des Corona-Impfstoffs der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca.
Eine Ampulle des Corona-Impfstoffs der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca. © Russell Cheyne/PA Wire/dpa

Die Corona-Schutzimpfungen in Sachsen verlaufen gut sieben Wochen nach dem Start sehr schleppend. Die Lieferung des Impfstoffs des Herstellers Astrazeneca sollte eigentlich mehr Tempo in die Impfkampagne bringen.

Doch das Deutsche Rote Kreuz erreicht die Berufstätigen in der Prioritätengruppe 1 nicht. Dazu gehört vor allem medizinisches Personal und ambulant tätige Pflegerinnen. Da der Impfstoff von Astrazeneca nicht für über 65-Jährige geeignet ist, könnten die Mitarbeiter des Gesundheitswesens rasch versorgt werden. Von den 4.000 Terminen in den Impfzentren in dieser Woche sind jedoch nur 2.500 gebucht worden, teilte DRK-Sprecher Kai Kranich auf Anfrage mit. Nur rund 1.000 Astrazeneca-Impfdosen wurden seit vorigen Sonnabend in Sachsen vergeben. Geliefert wurden bisher bereits mehrere Tausend Portionen.

Viele Berufstätige, die zur Prioritätengruppe 1 gehören, seien womöglich gar nicht darüber informiert, dass es speziell für sie inzwischen in den Impfzentren freie Termine gebe, sagte Kranich. Es sei eine Herausforderung, diejenigen zu finden, die jetzt an der Reihe seien und noch kein Angebot erhalten hätten. Auch Verunsicherung könnte eine Ursache für die schleppende Nachfrage sein.

Pflegedienst lehnt Impfstoff für Mitarbeiter ab

Während die Mittel von Moderna und Biontech eine Wirksamkeit von 94 und 95 Prozent haben, sind es bei Astrazeneca bis zu 82 Prozent. Es gibt zudem Medienberichte über körperliche Reaktionen nach dem ersten Impftermin. In Sachsen seien in knapp 50 Fällen die Termine nicht wahrgenommen worden oder es sei versucht worden, einen anderen Impfstoff zu erhalten, sagte Kranich. Ein Pflegedienst habe Astrazeneca für seine Mitarbeiter abgelehnt.

Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) erklärte, mit dem Wirkstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca könnten schwere Covid-Erkrankungen hervorragend verhindert werden. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass die Priorisierung geöffnet wird und auch Erzieher, Lehrer und Mitarbeiter des Öffentlichen Gesundheitsdienstes Astrazeneca erhalten können. „Dies werden wir auch gegenüber dem Bund so vertreten“, sagte eine Sprecherin.

Der sächsische Hausärzteverband und die Landesärztekammer haben inzwischen ein Konzept vorgelegt, um früher als bisher geplant Impfungen bei den niedergelassenen Ärzten zu ermöglichen. Zunächst sind Pilotprojekte geplant. Das Ziel, eine möglichst rasche Immunisierung der Bevölkerung zu erreichen und die Ausbreitung der Viren-Mutationen zu verhindern, könne ansonsten verfehlt werden, sagte Kammer-Präsident Erik Bodendieck der SZ. Die Impfquote in Sachsen liegt nach wie vor unter dem Bundesdurchschnitt. Das letzte Wort hat das Gesundheitsministerium.