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„Zwischen Hoffen und Bangen“ im Rödertal

Bürgermeister im Rödertal beschreiben die Stimmungslage in ihren Gemeinden. Corona werde ernster genommen.

Von Rainer Könen
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Die Radeberger Innenstadt von Schloss Klippenstein aus gesehen. Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) empfindet die Stimmungslage in der Stadt als „sehr aufgewühlt“.
Die Radeberger Innenstadt von Schloss Klippenstein aus gesehen. Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) empfindet die Stimmungslage in der Stadt als „sehr aufgewühlt“. © Archivfoto: Thorsten Eckert

Radeberg. Ganz Sachsen geht in einen verschärften Lockdown. Mit nächtlichen Ausgangssperren und weiteren Kontaktbeschränkungen. Auch viele Geschäfte im Einzelhandel müssen nun dicht machen. Das Coronavirus mit seinen Auswirkungen sorgt weiterhin für trübe Stimmung. Wie wird im Rödertal das aktuelle Stimmungsbild von den Bürgermeistern hiesiger Kommunen eingeschätzt?

In Wachau gebe es recht unterschiedliche Meinungen zum bevorstehenden „verschärften Lockdown“, so Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU). Aber das sei ja sicher so wie in vielen Teilen der Republik. Die einen halten die Einschränkungen für „absolut notwendig“ während andere sie als „viel zu überzogen“ betrachten. Aber insgesamt „nehmen wir hier diese Corona-Krise sehr ernst“, sagt Künzelmann. Man habe mittlerweile im Umgang mit Corona eine völlig andere Wahrnehmung als im Frühjahr, beim ersten Lockdown. Da habe niemand im Ort einen Coronakranken gekannt. „Da war für viele diese Pandemie ganz weit weg“, so Künzelmann weiter.

Das hat sich nun geändert. In der Gemeinde gebe es einige die an Covid-19 erkrankt seien, so Künzelmann. Man sei jetzt sensibilisiert für diese Krankheit, gehe ernsthafter mit den Regeln zur Pandemiebekämpfung um. Auf die Frage, ob man in der Verwaltung eine Art Corona-Taskforce habe, erklärt Wachaus Bürgermeister, dass man mit den kommunalen Einsatzkräften, etwa den Feuerwehren, im ständigen Austausch sei.

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Radebergs Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) hätte in dieser Woche eigentlich den Weihnachtsmarkt eröffnen sollen. Aber der fiel, wie andere Weihnachtsmärkte in der Region auch, wegen Corona aus. Das sei immer ein so angenehmer Termin gewesen, sagt Radebergs erster Bürger. In hat es in den zurückliegenden Wochen einige Corona-Todesfälle gegeben, unter ihnen die bekannte Stadträtin Cordula Heß. Wenn Lemm in seiner Stadt unterwegs ist, empfindet er die derzeitige Atmosphäre im Miteinander als eine, die ihn berührt. Denn „die Menschen sind hier sehr aufgewühlt“, erklärt er. Was nicht nur daran liegt, dass in der Bierstadt wegen der Corona-Krise etliche Angst um ihren Job haben, sondern weil „jetzt jeder jemanden kennt, der an Corona erkrankt ist“. Und dazu die seit Tagen ständig ansteigenden Infektionszahlen im Landkreis, der seit geraumer Zeit als Risikogebiet eingestuft ist.

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Einfach „gruselig“ sei das alles, so Radebergs OB. Er erzählt vom jüngsten Amtshilfeersuchen des Landratsamtes. Um das dortige Gesundheitsamt zu unterstützen, werden in den Landkreis-Verwaltungen Freiwillige gesucht. Natürlich werde man einige Verwaltungsmitarbeiter abstellen, das ist für Lemm kein Thema. Der Oberbürgermeister bangt auch um die vielen Einzelhändler in seiner Stadt, die wegen des verschärften Lockdowns ihre Geschäfte schließen und auf das lukrative Weihnachtsgeschäft verzichten müssen. Lemm erwähnt auch die Verzweiflung in der lokalen Gastronomie, weist auf den Kaiserhof hin, auf das kulturelle Aushängeschild der Stadt, das Biertheater. Die Verantwortlichen hätten so gute und überzeugende Hygienekonzepte gehabt, und alles habe letztlich nichts genützt, bedauert Lemm.

Ein paar Kilometer weiter bleibt Arnsdorfs neuem Bürgermeister Frank Eisold (CDU) kaum Gelegenheit zum innehalten, etwa, um sich zu fragen, in welch einer Zeit er sein neues Amt angetreten hat. Seit Anfang Dezember ist Eisold der neue Rathauschef und vom ersten Arbeitstag an war ein einziges Thema dominierend: Corona. Einen Krisenstab, wie ihn andere Kommunen in der Region haben, gebe es in Arnsdorf nicht, so Eisold weiter. Denn „wir sind eine kleine Gemeinde.“ Aber natürlich tausche er sich regelmäßig mit den Amtsleitern aus, mit den örtlichen Einsatzkräften.

Vom Stimmungsbild in der Bevölkerung habe er nicht viel mitbekommen. Etwaige Widerstände gegen die verschärften Auflagen des Lockdowns erwartet Eisold in seiner Gemeinde nicht. „Bei uns neigt niemand zur Rebellion“.

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