Dresden. Die Arbeiten hatten für reichlich Aufregung gesorgt: Eigentlich wollte die Stadt im Waldpark Blasewitz rund 300 Bäume fällen. Allein das sorgte bei vielen Anwohnern für Unverständnis. Doch dem aufmerksamen Beobachter wurde schnell klar: Hier fallen mehr Bäume als geplant. Rund 750 Exemplare fielen der Kettensäge letztlich zum Opfer. Am Freitag beantwortete Jörg Lange, Abteilungsleiter im Dresdner Grünflächenamt, vor Ort die wichtigsten Fragen.
Warum mussten die Bäume gefällt werden?
„Die Jahre 2018 und 2019 waren extrem trocken - nicht nur im Sommer“, erklärt Lange. Der Grundwasserspiegel sei gesunken. „Durch den Wassermangel können die Bäume weniger Harz produzieren.“ Die sei aber eine Waffe im Kampf gegen Parasiten. Der geringe Niederschlag habe somit dafür gesorgt, dass sich Schädlinge im Waldpark besonders gut ausbreiten konnten. Vor allem der Kiefernborken- sowie der Kiefernprachtkäfer hätten Probleme bereitet.
„Den ersten Befall haben wir schon 2018 beobachtet“, sagt der Abteilungsleiter. Damals seien aber gerade einmal rund 30 Bäume betroffen gewesen. Dann habe sich der Befall explosionsartig ausgebreitet: Im August 2019 ging die Stadt bereits davon aus, 300 Bäume fällen zu müssen. Letztlich waren es aber 749. „Wir mussten die Bäume schnell entfernen“, sagt Lange. „Denn die Käfer fliegen aus und suchen sich andere Bäume.“ Ein weiterer Befall wäre vorprogrammiert gewesen.
Zudem müsse die Stadt ihrer Sicherungspflicht nachkommen. Abgestorbene Bäume können leichter umstürzen und so zur Gefahr werden. Deswegen wurden im Bereich des Spielplatzes besonders viele Bäume gefällt.
Waren wirklich alle gefällten Bäume krank?
Kann man von außen sehen, dass die Bäume krank sind?
„Ein sicheres Zeichen sind Löcher in der Rinde“, sagt der Abteilungsleiter aus dem Grünflächenamt. Dabei sei es egal, ob diese von Schädlingen oder dem Specht stammen. Denn der Specht schlage nur zu, wenn es einen Insektenbefall gebe. Hat ein Parasit den Baum befallen, seien nur die äußeren Schichten der Pflanze betroffen. „An der Baumscheibe der gefällten Bäume kann man rein gar nichts erkennen“, stellt Lange klar. „Denn das Innenholz ist kerngesund.“ Da Bäume aber über die äußeren Schichten versorgt würden, seien die Fällungen dennoch notwendig.
Schlägt die Stadt aus den gefällten Bäumen Profit?
Weil das Innenholz kerngesund ist, kann die Stadt die gefällten Bäume verkaufen. Weil durch die trockenen Jahre derzeit aber deutschlandweit besonders viele Exemplare gefällt werden müssen, sei der Verkauf momentan ein Zuschussgeschäft, sagt Lange. „Normalerweise finanzieren wir über den Holzverkauf die Pflege und Aufforstung unserer Flächen“, so der Abteilungsleiter. Das sei momentan aber nicht möglich. Deswegen hat der Stadtrat erst am Donnerstagabend entschieden, dass das Grünflächenamt zusätzliche finanzielle Mittel bekommen soll.
Wie soll es nun im Waldpark weitergehen?
Die Finanzspritze könnte auch im Waldpark Blasewitz genutzt werden. „Fest steht, dass wir hier etwas tun müssen“, sagt Lange. Der Schutz und Erhalt des Parks seien gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings wird so schnell wohl nichts passieren. In den kommenden Monaten seien zunächst Abstimmungen geplant. Eine Frage ist dabei zentral: Soll der Waldpark wieder Kiefern oder eine andere Baumart erhalten. Bei Hitze und Trockenheit sei die Kiefer weniger widerstandsfähig. Ist sie angesichts des Klimawandels also eine gute Wahl? Und lässt sich die Pflanzung einer anderen Art mit dem Status als Gartendenkmal vereinbaren? „Wir wollen jetzt nicht vorschnell reagieren“, sagt der Abteilungsleiter. „Außerdem wollen wir den Befall auch in diesem Jahr weiter beobachten. Es ist zu befürchten, dass es das noch nicht gewesen ist und wir Ende des Jahres weitere Bäume fällen müssen.“ Vor 2021 falle also keine Entscheidung, wie es weiter geht. Möglich wäre eine Wiederaufforstung oder eine sogenannte Naturverjüngung, bei der Samen der noch bestehenden Pflanzen ausgesät werden.