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Abschied und Neuanfang in Dresdens kleinstem Café

Das Minou in Dresden erwacht aus dem Dornröschenschlaf: Nach vier Jahren übergibt Teresa Oberle das Haus in die Hände vom Madeleine Fischer.

Von Henry Berndt
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Vier Jahre nach der Gründung übergibt Teresa Oberle (l.) das Minou an Madeleine Fischer.
Vier Jahre nach der Gründung übergibt Teresa Oberle (l.) das Minou an Madeleine Fischer. © Christian Juppe

Dresden. Es ist ein ungewohntes Bild geworden: Vor dem Minou am Waldschlösschen steht schon morgens kurz nach neun eine kleine Schlange. Es ist der erste Öffnungstag in diesem Jahr für das kleinste Café der Stadt und dafür gibt es einen besonderen Anlass.

Die Gründerin Teresa Oberle möchte sich an diesem Mittwoch und Donnerstag nach vier Jahren von ihren Stammkunden verabschieden und ihnen gleichzeitig ihre Nachfolgerin vorstellen. Madeleine Fischer, die bisher in Dresden als Krankenschwester gearbeitet hat, tritt in ihre Fußstapfen, will an vieles anknüpfen, aber auch einiges anders machen.

Gemeinsam erwecken sie das Minou aus dem Dornröschenschlaf und bleiben dabei nicht lange allein. Bereits morgens kommen die ersten Stammkunden und bringen beiden Blümchen mit. In ihre mitgebrachten Behälter lassen sie sich Suppe füllen und nehmen auch gleich ein paar Stücke Kuchen mit.

In einem Gästebuch hinterließen viele Stammkunden ihre guten Wünsche. Auch Blumen gab es.
In einem Gästebuch hinterließen viele Stammkunden ihre guten Wünsche. Auch Blumen gab es. © Christian Juppe

Andere lösen noch Gutscheine ein oder wollen einfach mal schauen, wie es jetzt hier weitergeht. "Es gibt hier mittags nicht so viele Alternativen, wo das Essen mit Liebe gemacht wird", sagt Kundin Bianka Mikitsch. "Das hat mir wirklich gefehlt in den letzten Wochen." Es sind Worte, die die maskierten Frauen im Häuschen beide gern hören.

"Bis heute Morgen war ich ganz ruhig, aber jetzt bin ich schon aufgeregt", sagt Madeleine Fischer, die bislang keinerlei Erfahrungen in der Gastronomie hat, und sich dennoch zutraut, ihre Gäste auf Anhieb kulinarisch zu verwöhnen.

Sechs Stunden hat die 29-Jährige am Dienstag in der Küche gestanden, eine große Menge Couscous-Salat mit Minzjoghurt gezaubert und dazu gleich mehrere Schoko- und Karottenkuchen sowie einen Streuselkuchen mit Blaubeeren. Die ersten Verkoster, denen sie den Kuchen aus einem kleinen Fenster herausreicht, nicken zufrieden.

Auch Teresa Oberle hat zum Abschied noch einmal gebacken und gekocht. Sie steuert unter anderem einen Gemüseeintopf mit roten Linsen und Kichererbsen, einen Cheesecake mit Limetten und Pistazien sowie Nonnas Apfelkuchen bei. "Ich habe bewusst Klassiker ausgewählt, von denen meine Kunden nie genug bekommen konnten", sagt sie.

Am Mittwoch öffnete das Minou zum ersten Mal in diesem Jahr.
Am Mittwoch öffnete das Minou zum ersten Mal in diesem Jahr. © Christian Juppe

Wie gern würde sie einige ihrer Kunden nun noch mal fest umarmen. Doch die Corona-Krise, die die gesamte vergangene Saison in und um das Minou geprägt hat, lässt das nicht zu. "Das müssen wir dann einfach nachholen", sagt Teresa Oberle, die unbedingt als Gast zurückkehren möchte.

Zum ersten mal regulär öffnen wird Madeleine Fischer voraussichtlich ab Mitte April. Sie will den Start nicht überstürzen und zunächst dienstags, mittwochs und donnerstags ihre Suppen, Salate und Kuchen anbieten.

Vor dem Fenster am Minou liegt ein Gästebuch aus, in dem bereits viele ihre Liebe zum Minou in Worte gefasst haben. Vom "besten Kaffee der Stadt" ist dort zu lesen und eine andere Kundin schreibt: "Dieses kleine Haus ist zu einem wahren Refugium für mich geworden. Danke für all deine Hingabe, Gastfreundschaft und die sechs Kilo mehr Gewicht." Der Kuchen sei eben einfach unwiderstehlich.

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