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Das ist die Neue in Dresdens kleinstem Café Minou

Die dritte Betreiberin innerhalb weniger Wochen will nicht alles anders machen, aber von den Erfahrungen ihrer Vorgängerinnen profitieren.

Von Henry Berndt
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"Ich habe Bock drauf": Susanne Pelz ist die neue Betreiberin des Café Minou.
"Ich habe Bock drauf": Susanne Pelz ist die neue Betreiberin des Café Minou. © Sven Ellger

Dresden. So manche Stammgäste haben in letzter Zeit den Überblick verloren, wann sie in dem kleinen Haus am Waldschlößchen welche Speisen aus wessen Händen in Empfang nehmen können, und das lag längst nicht nur an den Unwägbarkeiten in der Corona-Krise.

Abschied und Neubeginn lagen im Minou zuletzt nah beieinander. Nachdem die Gründerin Teresa Oberle Dresdens kleinstes Café vier Jahre erfolgreich geführt und im Viertel etabliert hatte, übergab sie Konzept und Inventar im Frühjahr an Madeleine Fischer, die sich mit dem Schritt in die Selbstständigkeit einen Traum erfüllen wollte. Rasch jedoch musste sie einsehen, dass sie den Aufwand und den Einfluss auf ihr Familienleben unterschätzt hatte. Ende Mai, nach nur drei Monaten, gab auch sie ihren Rückzug bekannt.

Liegt da etwa ein Fluch auf diesem wunderschönen kleinen Haus, der sich erst auf den zweiten Blick zeigt? Ist es womöglich gar nicht möglich, das Schmuckstück langfristig wirtschaftlich zu betreiben? Davon will Susanne Pelz nichts wissen. Die 30-Jährige ist seit Monatsbeginn die neue Inhaberin des Minou und will am 13. Juli ihre Tür für die Gäste öffnen.

Im neuen alten Minou soll es wieder selbstgebackene Kuchen geben. Nur die Rezepte sind andere.
Im neuen alten Minou soll es wieder selbstgebackene Kuchen geben. Nur die Rezepte sind andere. © Sven Ellger

Schon jetzt steht ein großes Schild am Eingang. "Schön, dass du da bist", ist darauf zu lesen. Die Ereignisse der vergangenen Wochen rund um das nur zwölf Quadratmeter messende Minou hat sie nicht nur verfolgt, sondern war unmittelbar involviert. Auch sie gehörte zu den zahlreichen Bewerberinnen, als Teresa Oberle im Februar eine Nachfolgerin suchte, und sie schaffte es mit ihrem Enthusiasmus sogar in die Endauswahl. Erst dort zog sie zunächst den Kürzeren.

Gerade erst hatte sie ihre Enttäuschung darüber überwunden, da fand sie in ihrem Postfach eine Mail von Madeleine Fischer, die sie fragte, ob sie immer noch Interesse an der Übernahme des Minou hätte. Überrascht und glücklich bejahte sie das und innerhalb kürzester Zeit klärten die beiden die Details. Auch die Bank spielte mit und gewährte ihr rasch den nötigen Kredit.

Nun hat Susanne Pelz auch den Schlüssel und will hier oben am Waldschlösschen ein neues Kapitel beginnen. Ein langes und erfolgreiches, wie sie selbstbewusst sagt. Die gebürtige Vogtländern ist im Unterschied zu ihrer Vorgängerin gelernte Köchin. Drei Jahre lang ließ sie sich im Kempinski ausbilden und zog danach als Mietköchin durchs ganze Land.

Pfanne gegen Bürostuhl getauscht

Vor vier Jahren tauschte sie die Pfanne gegen den Bürostuhl und arbeitete für eine Arbeitsvermittlung. "Dabei bin ich zusammen mit einer Kollegin häufiger im Minou essen gewesen", sagt sie. Zuletzt habe sie nicht nur in der Mittagspause den dringenden Wunsch verspürt, in die Gastronomie zurückzukehren.

"Dass es nun das Minou geworden ist, ist für mich ein absoluter Glücksfall", sagt Susanne Pelz. "Ich habe richtig Bock drauf." Natürlich habe auch sie vor der Entscheidung eine Pro- und Kontra-Liste angelegt. Allerdings sei die Kontra-Seite am Ende fast leer geblieben.

Da sie selbst keine Erfahrungen in der Geschäftsführung hat, holte sie sich einen befreundeten Unternehmensberater ins Boot, mit dem sie gemeinsam das Konzept erarbeitete. "Ich werde nicht alles anders machen und kann mit Sicherheit von den Erfahrungen meiner Vorgängerinnen profitieren", sagt sie. Auch sie will die Sache als Einzelkämpferin wuppen, sieht sich aber dabei ganz praktisch im Vorteil.

Zu Hause in der Neustadt habe sie weder Kinder noch Haustiere, um die sie sich kümmern muss. Ihr Freund, ebenfalls ein gelernter Koch, habe ihr von Anfang an Mut gemacht. "Susi, mach das jetzt!", waren seine Worte. Gemeinsam mit ihm probiert sie schon seit Tagen Rezepte aus, von denen die besten auf der neuen Speisekarte landen sollen.

Im Minou ist in coronafreien Zeiten Platz für bis zu zehn Gäste. Dann ist es allerdings kuschlig.
Im Minou ist in coronafreien Zeiten Platz für bis zu zehn Gäste. Dann ist es allerdings kuschlig. © Sven Ellger

Auch der Rest ihrer Familie stehe hinter ihr. "Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meinen Geschwistern", sagt sie. Mit ihnen teilt sie sogar ein Tattoo am Oberarm. Drei Fragezeichen, passend zur Kinderserie, sollen für die drei Schwestern stehen. Für ihren gemeinsamen Bruder ein Ausrufezeichen.

Was das Minou am Waldschlösschen angeht, hat es vorerst wohl genug Fragezeichen gegeben. Jetzt ist es Zeit für Ausrufezeichen, findet Susanne Pelz, die hofft, möglichst viele Stammkunden behalten oder neu dazugewinnen zu können.

Mittags soll es hier Salate, Quiche und Suppen geben, nachmittags selbstgebackenen Kuchen und im Sommer auch mal Eis. Geöffnet ist regulär zunächst Dienstag bis Freitag 10 bis 16 Uhr. Der Montag soll ihr großer Einkaufs- und Organisationstag werden.

"Das Potenzial des Minou ist aus meiner Sicht aber noch viel größer", sagt Susanne Pelz, der schon jetzt unzählige Ideen im Kopf herumschwirren. Ein Frühstück am Sonntag mit Vorverkauf der Plätze wäre doch perspektivisch mal was.

Oder wie wäre es mit einer kleinen Ausstellung? "Mein Vater malt Ölgemälde, das würde richtig gut passen."