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13. Februar: Streit um Erinnerung

Der Wiederaufbau Dresdens dauert Jahrzehnte. In dieser Zeit entwickeln sich konkurrierende Formen des Gedenkens. Teil 4 der Kurzvideo-Doku zum 13. Februar.

Von Fabian Deicke & Oliver Reinhard
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Alljährlich gedenken die Dresdner den Bombentoten. Mit einer Menschenkette, die große Teile der Innenstadt umschließt, setzen sie zudem ein Zeichen gegen Krieg und Missbrauch der Erinnerung.
Alljährlich gedenken die Dresdner den Bombentoten. Mit einer Menschenkette, die große Teile der Innenstadt umschließt, setzen sie zudem ein Zeichen gegen Krieg und Missbrauch der Erinnerung. © Monika Skolimowska/dpa

Die Zerstörung Dresdens jährt sich am 13. Februar zum 76. Mal. Sächsische.de zeigt in vier Kurzvideo-Dokumentationen die Geschichte dieses Tages. In Teil 4 geht es um den Wiederaufbau der Stadt und wie sich über die Jahrzehnte verschiedene, teils gegensätzliche Formen des Gedenkens entwickelt haben.

Die Geschichte zum Dokumentarvideo

Vier Wochen nach den Luftangriffen vom 13. und 14. Februar 1945 begründet die NS-Propaganda die Erzählung von Dresden als „unschuldige Kunst- und Kulturstadt“. Noch lange bestimmen Schmerz und Schock das Dasein der Menschen in der Trümmerwüste. Und harte Arbeit: Das Leben muss weitergehen, der Schutt beseitigt, die Stadt neu aufgebaut werden.

Der Kalte Krieg kommt, der alte Gegner bleibt: die ehemaligen Westalliierten. Auch in der DDR wird das NS-Bild der „unschuldigen Kunst- und Kulturstadt“ propagiert. Die SED macht aus dem 13. Februar einen „Nationalen Kampftag gegen amerikanische Kriegshetzer“, später einen „Friedenstag gegen BRD-Militarismus“.

In den Siebzigern aber stehen die deutsch-deutschen Zeichen auf Entspannung. Zudem empfinden viele Bürger den sozialistischen Neuaufbau des Zentrums als „zweite“ und „endgültige Zerstörung Dresdens“. Immer weniger kommen zu den offiziellen Großkundgebungen am 13. Februar. Und immer mehr Menschen haben das Verlangen nach einem anderen Gedenken. Eins, das nicht politisch instrumentalisiert ist.

1982 versammeln sich erstmals einige junge Dresdner an den Trümmern der Frauenkirche zu einem Stillen Gedenken. Kirchen öffnen ihnen die Pforten. Von Jahr zu Jahr haben sie mehr Zulauf. Das Stille Gedenken wird zum Zeichen für Frieden, für grenzübergreifende Versöhnung – und für Widerstand gegen das SED-Regime.

Doch der Mythos der „unschuldigen Opferstadt“ lebt weiter. Ab den Neunzigern versammeln sich alljährlich Rechtsextremisten aus ganz Europa, um den 13. Februar zur Relativierung deutscher Kriegsverbrechen zu benutzen. Sie empfängt der Protest zahlreicher Gegendemonstranten, und seit mehreren Jahren protestieren 20.000 Dresdner und Besucher mit einer Menschenkette gegen den Missbrauch der Erinnerung.

Für Dresden ist der 13. Februar 1945 auch ein Vermächtnis. Ein Erbe, das viele Fragen stellt: Wie wollen wir, auch und gerade im Gedenken an Krieg und Zerstörung, einen friedliche Gegenwart und Zukunft gestalten? Wie wollen wir miteinander umgehen, in Dresden und anderswo?

Alle Teile der Kurzvideo-Dokumentation

Teil 1: Von der Kulturstadt zur NS-Hochburg
Teil 2: Von der verschonten Stadt zur Trümmerwüste
Teil 3: War der Krieg längst entschieden?
Teil 4: 13. Februar: Streit um Erinnerung