SZ + Dresden
Merken

So viel Geld bleibt den Dresdnern zum Einkaufen

Dresden liegt bei der Kaufkraft in Sachsen an der Spitze. Wie viel Geld im Jahr für Einkäufe zur Verfügung steht, wofür am häufigsten ausgegeben wird und wie Händler diese Zahlen einschätzen.

Von Kay Haufe & Sandro Pohl-Rahrisch
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Dresdner haben vergleichsweise viel Geld zur Verfügung, um zu shoppen. Wofür geben sie es aus?
Die Dresdner haben vergleichsweise viel Geld zur Verfügung, um zu shoppen. Wofür geben sie es aus? © dpa/Arne Dedert, dpa/Wittmann, Claudia Hübschmann

Dresden. Reichlich Läden gibt es in Dresden. Nirgendwo in Sachsen kommen so viele Quadratmeter Verkaufsfläche auf einen Einwohner. Aber können alle Geschäfte überleben? Der neue Handelsatlas Sachsen zeigt, wie viel Geld die Dresdner in der Tasche haben, um shoppen zu gehen - und wofür sie es ausgeben.

Wie viel Geld haben die Dresdner zum Einkaufen zur Verfügung?

Rein rechnerisch kann jeder Dresdner 6.458 Euro im Jahr für den Konsum ausgeben, wie für den neuen Handelsatlas ermittelt wurde – für Butter und Brot, Schuhe und Shirts, Bücher und Blumen. Das ist der Betrag, der übrigbleibt, nachdem zum Beispiel Einkommensteuer, Krankenversicherungsbeiträge, Miete, Kreditraten, Urlaube, aber auch Kosten fürs Auto, einschließlich Benzin, abgezogen wurden. Dabei handelt es sich um einen Durchschnittswert – viele Haushalte haben also weniger Geld zum Shoppen, andere mehr.

Laut Handelsatlas geben die Dresdner davon fast die Hälfte nur für Lebensmittel und Tabakwaren aus. Damit profitiert die Nahrungs- und Genussmittelbranche am stärksten von der sogenannten einzelhandelsrelevanten Kaufkraft der Dresdner. Ermittelt wird die Kaufkraft anhand amtlicher Zahlen, unter anderen zu den Nettoeinkommen, den Renten und Pensionen sowie dem ausgezahlten Arbeitslosengeld.

Wofür geben sie das meiste Geld aus?

Lebensmittel stehen auf Platz 1, klar. Essen und trinken muss schließlich jeder. So entfallen rund 45 Prozent der Kaufkraft auf Lebensmittel. Dahinter folgen Farbe, Fliesen, Fenster: Die Bau- und Gartenmärkte dürfen immerhin auf etwa zehn Prozent des Geldes der Dresdner setzen.

Auf Platz 3 liegt alles, was unter Strom steht: Fernseher, Lampen, Mixer, Notebooks und Drucker zum Beispiel. Weitere acht Prozent des Shopping-Geldes gehen dafür drauf. Dahinter folgen dicht Drogerie-Artikel und Klamotten. Auf den letzten Plätzen im Kaufkraft-Branchen-Ranking befinden sich Lederwaren, Uhren, Schmuck und Schuhe.

Um das alles herauszufinden, greifen Forscher unter anderen auf amtliche Verbrauchsstichproben, die Statistiken der Handelsverbände sowie regionale Konsumerhebungen zurück.

Wo liegt Dresden bei der Kaufkraft im Sachsen-Vergleich?

Was die Pro-Kopf-Kaufkraft für den Einzelhandel angeht, so steht Dresden mit seinen 6.458 Euro im Jahr an der Spitze der sächsischen Kreise und kreisfreien Städte. Dahinter folgen der Landkreis und die Stadt Leipzig sowie Chemnitz mit jeweils rund 6.200 Euro. Schlusslichter sind der Kreise Görlitz sowie der Erzgebirgs- und der Vogtlandkreis mit jeweils weniger als 6.000 Euro im Jahr.

Verglichen mit allen deutschen Kreisen und kreisfreien Städten haben die Dresdner eine unterdurchschnittliche Kaufkraft. Sie liegt - gemessen am bundesweiten Niveau - bei 95,5 Prozent.

Wie schätzen Händler die Statistik ein?

Dresdens Lebensmittelhändler befinden sich in einem extremen Wettbewerb, sagt Stefan Lamke, der zwei Rewe-Märkte an der Schweriner und der Friedrichstraße betreibt. "Die Aussage der Statistik bildet nicht die Lage der Dresdner Lebensmittelhändler ab", schätzt er ein.

Nachdem seine Branche in den Corona-Jahren "verwöhnt" war, würden die Händler jetzt mit steigenden Energiepreisen, der Inflation, fehlenden Rohstoffen und dem harten Wettbewerb konfrontiert. "Laut dem Handelsatlas müssten wir zehn Prozent mehr Umsatz machen, den haben wir aber nicht", sagt Lamke.

Im Weihnachtsgeschäft seien bei ihm deutlich weniger Süßigkeiten gekauft worden, zudem achteten die Kunden sehr stark auf die Preise. In der Folge würden mehr Rewe-Eigenmarken gekauft. "Natürlich muss jeder essen, aber mir graust davor, was passiert, wenn jeder die Nebenkostenabrechnung bekommt", sagt der Kaufmann.

Ein anderes Bild zeichnet Jürgen Hahnefeld von Möbel-Höffner. Die Kundenfrequenz sei sehr gut und auf dem Vor-Corona-Niveau, am vergangenen Samstag hätte die Autoschlange an der Abfahrt bis auf die Autobahn gereicht. "Die Leute kaufen inzwischen nicht mehr so oft Möbel, aber deutlich hochwertigere." Dafür überlege man jetzt länger vor einem Kauf. Besonders nachgefragt seien derzeit Küchen und Polstergarnituren. "Für uns treffen die Aussagen im Handelsatlas zu."

Was sind die größten Händler der Stadt?

Tatsächlich sind die größten Händler der Stadt auch diejenigen, bei denen die Dresdner neben dem Lebensmitteleinkauf das meiste Geld ausgeben. Der Trend, es sich zu Hause schön und gemütlich zu machen, ist ungebrochen, sagt Jürgen Hahnefeld, der Hausleiter von Möbel Höffner in Dresden. Und nirgends haben Kunden so viel Fläche wie bei Höffner im Elbepark, wo Sofas, Sitzgruppen, Tische, Betten und mehr auf 40.000 Quadratmetern zu finden sind.

Mit einer fast 15.000 Quadratmeter kleineren Verkaufsfläche liegt das Galeria Karstadt Kaufhaus auf der Prager Straße auf Platz 2 in der Liste Dresdens größter Händler. Hier stehen den Kunden 24.700 Quadratmeter, verteilt auf fünf Etagen, zur Verfügung. Das Angebot ist vielfältig und beinhaltet unter anderem Bekleidung, Haushalt- und Elektrowaren, Spielzeug, Parfümerie und mehr.

Ein weiterer Möbelanbieter, Möbel-Kraft in Gompitz, liegt mit 23.450 Quadratmetern Fläche auf Platz drei. Vergleichsweise klein mutet da Ikea im Elbepark an, das mit "nur" 16.600 Quadratmetern auf Platz sechs kommt. Vor dem Einrichtungshaus liegen zwei Baumärkte, nämlich Hornbach auf der Washingtonstraße und Bauhaus auf der Tschirnhausstraße mit rund 19.500 sowie knapp 18.000 Quadratmetern Fläche. Ein weiterer Baumarkt, ebenfalls Hornbach, diesmal auf der Dohnaer Straße, ist mit 14.320 Quadratmetern der siebtgrößte Händler der Stadt.