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Altmarkt-Galerie: "Coronazeit hat auch zu Neuerungen geführt"

Die Filiale einer insolventen Bekleidungskette verlässt das Dresdner Einkaufszentrum Altmarkt-Center im April, dafür öffnen neue Läden. Andere haben sich vergrößert.

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Christian Polkow ist neuer Centermanager der Dresdner Altmarkt-Galerie.
Christian Polkow ist neuer Centermanager der Dresdner Altmarkt-Galerie. © PR/Altmarkt-Galerie

Dresden. Mit dem Wegfall der G-Regeln füllen sich die Läden in der Stadt langsam wieder. Auch in die Dresdner Altmarkt-Galerie kommen mehr Kunden, vor allem an Samstagen. Trotzdem fallen leerstehende Flächen ins Auge. Centermanager Christian Polkow spricht über neue Mietinteressenten und warum es wichtig ist, dass die Innenstadthändler noch enger zusammenarbeiten.

Seit Ende August 2021 führt er das Einkaufszentrum kommissarisch, seit Ende Februar nun offiziell. Er folgt auf Jens Preißler, der sich derzeit im Sabbatical befindet und möglicherweise im Anschluss in anderer Funktion zur ECE-Marketplaces zurückkehren wird.

Herr Polkow, mussten Händler in ihrem Haus aufgeben und wie groß ist der Leerstand?

Insgesamt haben wir fünf leerstehende Flächen. Das ist nicht viel bei über 200 Shops im Haus. Wer durch das Center geht, wird aktuell etwas mehr als fünf leere Schaufenster sehen. Doch für einige bestehen bereits wieder Mietverträge.

In den letzten sechs Monaten gab es keine coronabedingten Schließungen. Erfreulicherweise haben viele Einzelhändler und Gastronomen trotz zahlreicher Anlaufschwierigkeiten und Verzögerungen die staatlichen Hilfen erhalten und die schwierigen "Corona-Jahre" 2020 und 2021 überbrücken können. Darüber hinaus wurden von uns vielen Mietern Unterstützungen durch temporäre Mietreduzierungen gewährt.

Kürzlich hat die insolvente Modekette Orsay ihren Rückzug aus dem deutschen Markt angekündigt, was auch die Filiale in der Altmarkt-Galerie betrifft, die voraussichtlich im Laufe des Aprils schließen wird. Insgesamt schauen wir optimistisch auf das Frühjahr und den kommenden Sommer, auch wenn der Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen zu neuen Sorgen und Unsicherheiten führen.

Gibt es Interessenten für die leeren Flächen und werden bald neue Läden öffnen?

Wir sind in der guten Lage, dass wir kaum Leerstand haben und es nach wie vor ein großes Interesse an unserem Center gibt. Im vergangenen Oktober haben wir uns sehr über die Eröffnung eines von Lego selbst betriebenen Geschäftes gefreut, das weit über unser Einzugsgebiet eine Strahlkraft besitzt. Im November eröffneten die Filialen von Jochen Schweizer mit Erlebnisgutscheinen und die Premiummarke von Guess, Marciano by Guess, jeweils im Erdgeschoss.

Zudem gab es einige Umzüge und damit einhergehend Vergrößerungen der Ladenflächen in den letzten Monaten. Im November zog Guess in das ehemalige We-Fashion-Geschäft, Ende Februar konnte Rossmann auf verdoppelter Ladengröße seine Neueröffnung feiern und Anfang März eröffnete Only auf vervierfachter Fläche im Untergeschoss im neuen Ladendesign. Auch Mayers Markenschuhe hat kürzlich auf neuer Wunschfläche im ersten Obergeschoss eröffnet.

In den nächsten Wochen folgt ein weiteres größeres Bauvorhaben. Auf der ehemaligen Mayers Fläche wird die Rolltreppe, die das Erdgeschoss mit erstem Obergeschoss verbindet, ausgebaut und das Deckenloch geschlossen. Für das Obergeschoss kann ich schon verraten, dass wir uns dort mit Olymp & Hades ab Herbst auf einen absoluten Wunschmieter im Jeans/Young Fashion-Bereich freuen.

Den neuen Mieter im Erdgeschoss kann ich heute noch nicht nennen, aber wir sind in erfolgversprechenden Verhandlungen dazu. Ende März eröffnet im Obergeschoss das neue Geschäft Partyland mit Partybedarf- und Zubehör. In ihm wird es eine integrierte Filiale der Deutschen Post geben, in dem alle Postservices außer Bankdienstleistungen angeboten werden.

Zudem gab es in den vergangenen Wochen auch einige Modernisierungen im Bestand wie zum Beispiel bei Jack & Jones oder aktuell noch dem Hemdenanbieter Olymp. Etliche weitere werden im Laufe des Jahres folgen.

Die Altmarkt-Galerie gehört zu den größten Einkaufszentren Dresdens.
Die Altmarkt-Galerie gehört zu den größten Einkaufszentren Dresdens. © René Meinig

Muss auch der Centerbetreiber ECE neue Wege gehen, um neue Mieter zu finden? Zum Beispiel kürzere Mietverträge anbieten?

Der Standardmietvertrag beträgt nach wie vor zehn Jahre bei uns, da wir und auch die meisten Mietpartner mit einer entsprechenden Investition ein Interesse an einer langfristigen Partnerschaft haben.

Individuelle Vereinbarungen kommen aber auch vor. Wir haben in der Altmarkt-Galerie mit rund 30 Prozent einen hohen Anteil und starken Fokus auf lokale Konzepte. Da ergibt es manchmal beiderseitig keinen Sinn, beispielsweise mit Existenzgründern, lange Mietvertragslaufzeiten zu vereinbaren. So sind auch mal ein bis drei Jahre möglich.

Aber die Coronazeit hat auch zu Neuerungen geführt. Neben dem großen internen ECE-Netzwerk, in dem sich unsere Leasingteams schon immer intensiv austauschten, haben wir im Spätsommer 2021 eine lokale Mieterakquise-Kampagne gestartet, die unter anderem über verschiedene Immobilienportale verbreitet wurde. Hieraus sind bisher zwei Mietverträge entstanden, einer davon mit Partyland.

Hat die Pandemie den Onlinehandel ihrer Mieter beschleunigt?

Sehr viele unserer Mieter haben sich in den letzten Jahren selbst neben dem stationären Geschäft einen Online-Vertrieb aufgebaut oder arbeiten mit Onlineplattformen zusammen.

Wir bieten ihnen hier inzwischen selbst verschiedene Möglichkeiten, um zusätzliche Umsatzpotenziale zu erschließen. Zum einen gibt es Stocksquare, ein Joint Venture von Otto und ECE, mit dem Ziel, die Brücke zwischen Online- und Stationär-Handel zu schließen. Vereinfacht zusammengefasst werden über den Otto Marktplatz lokal verfügbare Artikel einzelner Händler online angeboten, mit zusätzlichen Optionen, wie direkter Versandmöglichkeit aus dem Store oder Reservierungsmöglichkeiten für einzelne Artikel zur Abholung.

Zum anderen arbeiten wir sehr stark am Ausbau unserer Digital Mall, die man über unsere Center-Webseite und die Altmarkt-Galerie App erreichen kann. Viele Kundinnen und Kunden informieren sich vor dem Einkaufen online über Produkte. Dieses sogenannte Online-Schaufenster bietet aktuell die Digital Mall. Die nächsten Schritte werden auch hier das Anzeigen von Verfügbarkeiten und Reservierungsfunktionen sein.

Unsere Vision ist, dass künftig Artikel auch aus dem Center direkt nach Hause geliefert werden. Erste Tests haben gezeigt, dass perspektivisch und mit einer entsprechenden Logistik im Hintergrund tagesaktuelle Lieferungen innerhalb weniger Stunden möglich sein werden.

Was kann Ihr Haus gemeinsam mit anderen Händlern gegen das Ladensterben in der Innenstadt tun?

Wir arbeiten schon lange sehr intensiv mit dem Verein City Management Dresden zusammen und sind nicht nur Mitglied, sondern auch durch mich als Center Manager der Altmarkt-Galerie im Vorstand vertreten. In den letzten sechs Monaten habe ich bereits viele Akteure aus der Innenstadt kennenlernen dürfen und die Zusammenarbeit mit der Citymanagerin Friederike Wachtel und den anderen Mitstreitern macht viel Freude.

Als Vertreter eines großen Centers sind wir natürlich, wie auch andere, mit großem Engagement dabei. Die letzten gemeinsamen Aktionen waren "Erlebnis(welt)raum – the immersive experience" und die Stempelaktion im Rahmen der 2G/3G Regelungen. Die Zusammenarbeit wird aus meiner Sicht zukünftig noch wichtiger, um die Attraktivität der Innenstadt als Ganzes hochzuhalten und punktuell noch auszubauen. Hier sehe ich auch die Stadt Dresden als wichtigen Partner, die durch den 1. Bürgermeister auch im City Management vertreten ist oder den Wirtschaftsförderer der Stadt Dr. Robert Franke, mit dem wir in engen Austausch sind.

Was aus meiner Sicht in der Innenstadt Dresden fehlt, ist zum Beispiel ein toller Wochenmarkt mit regionalen Produkten. Klasse wäre, wenn es gelänge, die nächsten zwei Jahre während der Umbauarbeiten auf dem Altmarkt dafür zu nutzen, ab 2024 einen modernen Wochenmarkt zu etablieren, der Jung und Alt in die City lockt.

Was hat Sie an der Aufgabe als Dresdner Centermanager gereizt?

Die Altmarkt-Galerie ist ein tolles Haus mitten in der Stadt, das ich bereits Mitte 2010 kennenlernen durfte. Damals habe ich als zweiter Center Manager für drei Monate den Erweiterungsbau begleitet und die Eröffnung mit vorbereitet, daher kannte ich zum Start im letzten Jahr auch schon einen Großteil des Teams. Für mich ist die Aufgabe ein Glücksfall, denn meine Familie und ich haben nahe Dresden unseren Lebensmittelpunkt.

Ich arbeite bereits mehr als 15 Jahre bei der ECE, habe nach meinem Studium im Sportmanagement und dem Abschluss als Diplom-Kaufmann direkt beim Unternehmen angefangen. Nach Ausbildungsstationen in den Promenaden im Leipziger Hauptbahnhof und den Schlossarkaden Braunschweig war ich im Lausitz-Center Hoyerswerda erstmals als Centermanager eingesetzt. Das war eine sehr schöne Zeit für mich, damals habe ich auch meine Frau in Dresden kennengelernt.

Ab November 2010 bin ich für fast fünf Jahre nach Wolfsburg gependelt, konnte dann aber im Juli 2015 das Bautzener Kornmarkt-Center übernehmen, das ich sechs Jahre geführt habe.

Die Fragen stellte Kay Haufe.