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Dresden: Fast jeder dritte Fußweg ist marode

Fußgänger sind die zweitgrößte Gruppe unter den Verkehrsteilnehmer in Dresden - die Gehwege aber an vielen Stellen in der Stadt desolat. Wie sich das ändern soll.

Von Andreas Weller
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Dresden ist "schlecht zu Fuß", muss Baubürgermeister Kühn eingestehen. Er will Millionen investieren - nicht ohne Hintergedanken.
Dresden ist "schlecht zu Fuß", muss Baubürgermeister Kühn eingestehen. Er will Millionen investieren - nicht ohne Hintergedanken. © René Meinig

Dresden. Nahezu jeder Dresdner ist zu Fuß oder auf Fußwegen unterwegs, denn diese nutzen auch Rollstuhlfahrer. Mehr als ein Viertel alle Wege in der Stadt werden ausschließlich zu Fuß zurückgelegt.

Dennoch sind viele Fußwege in einem unzumutbaren Zustand. Dafür wird im Rathaus eine Fußverkehrsstrategie erstellt, um die Wege zu Fuß zu erleichtern. Das ist der Plan:

Der Zustand der Fußwege

Eine genaue Analyse werde noch in diesem Jahr durchgeführt, sagt Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne). Denn für dieses Jahr ist eine neue Zustandsbewertung vorgesehen. Dafür werden alle Straßen in Dresden abgefahren und erfasst.

Die letzte Bewertung stammt von 2016. Da waren rund 15 Prozent der Gehwege und Straßen in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand. "Wir gehen davon aus, dass sich diese Zahl verdoppelt hat", so Straßen- und Tiefbauamtschefin Simone Prüfer.

Damit wäre auch fast jeder dritte Gehweg "schlecht" bis "sehr schlecht". Es müsse aber eine Verbesserung erreicht werden, so Kühns Ziel.

Was das mit Corona zu tun hat

"Die Corona-Krise zeigt uns zunehmend den Wert attraktiver öffentlicher Räume", so Kühn. "Die Krise hat zur Rückkehr des Flaneurs geführt." Die Dresdner gehen viel spazieren, dafür brauchen sie vernünftige Fugwege.

Zu schmale Fußwege, Gehwege in schlechtem Zustand und eine ungerechte Aufteilung des öffentlichen Raums werden dem nicht gerecht. "Wer den Fußverkehr fördern will, kann die Wege dafür nicht auf Restflächen anlegen", betont der Bürgermeister.

Deshalb sitzt ein Team am Fußverkehrskonzept, das bis Ende diesen Jahres fertig werden soll - verantwortlich dafür ist Matthias Pfeil vom Stadtplanungsamt.

Was bereits getan wird: sichere Schulwege

Die Verwaltung arbeitet parallel bereits Schwerpunkte ab, wartet nicht auf das fertige Konzept. Einige Beispiele: An der Boltenhagener Straße/ Ahlbecker Straße wurde mit einem Zebrastreifen ein barrierefreier Fußgängerüberweg mit Aufmerksamkeitsfeldern für Blinde samt einer Mittelinsel geschaffen. Dadurch habe sich die Verkehrssicherheit für die Wege zu einer Schulweg und einer Kita verbessert. Kosten: 14.000 Euro.

Ähnlich, aber aufwendiger wurde das an der Grillparzerstraße/Leutewitzer Straße in Cotta erreicht. Hier mussten allerdings die Gehwege noch instand gesetzt und geschlossen werden. Kosten: 163.000 Euro.

Dazu gab es Fußgängerüberwege für die Kreisverkehre Nickerner Straße und Georg Palitzsch Straße, eine Ampel mit Blindenleitsystem für den Fußgängerüberweg Langer Weg/Ernst Toller Straße, neue Gehwege für mehr Schulwegsicherheit an der Bühlauer Straße und der Wormser Straße und einen Fußgängerüberweg für die Rudolph Walter Straße.

Geplante Projekte: An der Grenzstraße, auf Höhe des S-Bahn-Haltepunkts Klotzsche, wird noch in diesem Jahr eine Ampel installiert, inklusive Blindenleitsystem, Bodenindikatoren, Tonsignalen und Vibrationstaster. Kostenpunkt: 75.000 Euro.

Die Kreuzung Osterbergstraße/Markusstraße wird ebenfalls 2021 so umgestaltet, dass der Schulweg sicherer wird und die Fahrbahn erneuert. Kosten: 150.000 Euro.

Ebenfalls noch 2021 ist eine Fußgängerampel an Saalhausener Straße im Bereich Düsseldorfer Straße geplant und ein Fußgängerüberweg an der Nöthnitzer Straße in Höhe Helmholzstraße: Fußgängerüberweg.

An der Sternstraße/Scharfenberger Straße wird der Kreisverkehr im kommenden Jahr umgebaut. Dort soll es sicherer für Radfahrer und Fußgänger werden.

Bessere Beläge für marode Fußwege

Für die Gehwegsanierung hat die Stadt in den Jahren 2019 und 2020 insgesamt knapp 4,2 Millionen Euro für 61 Maßnahmen ausgegeben. In diesem und im kommenden Jahr sind 82 Vorhaben geplant. Dafür sind 4,6 Millionen Euro vorgesehen.

So wurde beispielsweise an der Straße Freiheit, im Bereich Kümmelschänkenweg, der Gehweg getauscht. Dort wurde eine Asphaltdecke für gut 50.000 Euro auf rund 190 Metern angelegt. Derzeit werden an der Jägerstraße Betonplatten auf der Straße verlegt und das Wildpflaster auf dem Gehweg wieder hergestellt. Kosten: 180.000 Euro.

Geplant sind unter anderem Baustellen an der Lennéstraße/Lingnerallee. Zwischen Lingnerallee und Helmut Schön Allee soll die Decke auf dem Gehweg aus großen Pflastersteinen durch Granitplatten und geschnittenes Pflaster ersetzt werden.

Damit wird der Weg barrierefrei und bekommt auch ein Blindenleitsystem. Kosten: 120.000 Euro. Der Gehweg an der Warthaer Straße soll in einem Bereich von 240 Metern für rund 60.000 Euro instand gesetzt werden.

Für dieses Jahr sind unter anderem weitere Projekte geplant: An der Flurstraße werden derzeit die Gehwege zwischen Kieler Straße und Königsbrücker Landstraße instand gesetzt.

Etwas später ist die Gehbahnsanierung an der Tittmannstraße von der Wormser Straße bis zur Wartburgstraße vorgesehen, die Instandsetzung ist zudem für den Fußweg an der Vorwerkstraße vorgesehen.

Schöne Plätze

Auch für die "Flaneure", we Bürgermeister Kühn sie nennt, werde in Dresden gesorgt. So wurde beispielsweise mit dem Grünzug Gehestraße ein neuer Stadtplatz an der Erfurter/ Gehestraße geschaffen. Dazu gehören auch Geh --/Radweg im neuen Grünbereich. Kosten: 1,8 Millionen Euro.

Dazu zähle selbstverständlich auch der westliche Promenadenring im Bereich des Dippoldiswalder Platzes. Der Schalenbrunnen von Leonie Wirt soll im April in Betrieb genommen werden.

Für die Gesamtanlage werden 5,8 Millionen Euro investiert. Einen Monat später wird der Rathauspark in Löbtau eröffnet. Die Parkanlage kosten rund 700.000 Euro.

Die künftige Strategie

Die Fußverkehrsstrategie, an der Pfeil arbeitet, hat ein Hauptziel: Mehr Menschen sollen künftig in Dresden Wege zu Fuß gehen.

Um die Unfallgefahren und Unfallzahlen für Fußgänger zu reduzieren, wird ermittelt, wo Wege und Übergänge fehlen. Es sollen zudem barrierefreie öffentliche Räume geschaffen werden, damit möglichst viele sie nutzen können.

Dazu wird geplant, wie der Platz unter den Verkehrsteilnehmern gerechter aufgeteilt werden kann. Fußwege sollen so geplant werden, dass sie gut an Bus und Bahn, aber auch Auto- und Fahrradverleihstationen angebunden sind.

Um eine Stadt der kurzen Wege zu erreichen, sollen bei allen Planungen direkte Wegebeziehungen für Fußgänger einbezogen werden und auch die Aufenthaltsqualität immer berücksichtigt werden. Wie viel Geld für die Umsetzung notwendig ist, könne derzeit noch nicht gesagt werden.

Zu Fuß zu gehen sei das ökologischste und günstigste Verkehrsmittel, sagt Kühn. "Wenn sich der Anteil erhöht, kann der Raum für Straßen vielleicht reduziert werden", so Kühn.

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