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Dresdner Wirt: "Die Kunden halten sich zurück"

Gastronom Moyd Karrum vom Carolaschlösschen kämpft mit den gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreisen. Das kennt man auch in den Restaurants Luisenhof und im Delizia. Kommen die Kunden trotzdem?

Von Julia Vollmer
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Carolaschlösschen-Geschäftführer Moyd Karrum will jeden Kunden behalten.
Carolaschlösschen-Geschäftführer Moyd Karrum will jeden Kunden behalten. © René Meinig

Dresden. Weihnachtszeit ist nicht nur die Zeit von Plätzchen und Glühwein, sondern eigentlich auch die, in der sich die Dresdner mit Freunden und Familie zum Essen in den Restaurants und Cafés treffen. Nicht nur an den Feiertagen, sondern auch an den Adventswochenenden hat die Gastro-Branche gut zu tun. Doch in diesem Jahr sitzt bei vielen das Geld nicht mehr ganz so locker wie in den vergangenen Jahren. Die Energiekrise und die allerorts gestiegenen Preise zwingen viele zum Sparen. Und das merken auch die Gastronomen in der Stadt.

Moyd Karrum, der Chef des Carolaschlösschens im Großen Garten, bemerkt die Folge der aktuellen Krise. "Die Kunden halten sich zurück aktuell und viele müssen sparen", sagt er. Der Dezember laufe noch ganz gut, aber er blickt mit etwas Sorge auf die im Januar und Februar ohnehin in der Gastronomie gefürchtete "Saure-Gurken-Zeit".

"Wir kämpfen wie viele unserer Kollegen mit den extrem gestiegenen Kosten für etwa Lachs oder Butter und können die Preise ja nicht eins zu eins an die Kunden weiter geben", so Karrum. Seine Befürchtung: Der Umsatz könnte sich halbieren. Nun muss er sich auch noch einen neuen Gasanbieter suchen und hofft, einen halbwegs bezahlbaren zu finden. "Die Kosten für Strom und Gas bei uns haben sich zuletzt beinahe verzehnfacht, da wir in der Küche mit Gas kochen", berichtet er.

Stollen, Martinsgans, Festtagsessen - alles teurer

Egal ob die Kunden im Supermarkt, die Dresdner Bäcker beim Stollenbacken oder die Wirte beim Einkauf für ihre Restaurants: alle spüren die gestiegenen Lebensmittelpreise für Fisch, Fleisch und Butter und Zucker. Schon im November bei der Martinsgans und jetzt beim Festtagsbraten wurde klar, alle müssen dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen als bisher.

Weil die Geflügelzüchter mit gestiegenen Kosten für Jungtiere, Futter und Strom kämpfen, steigt der Preis für die Gans. Dazu kommen höhere Löhne für die Mitarbeiter seit Einführung des Mindestlohns und der teurere Diesel und Benzin. Im Schnitt kostet die deutsche Gans in diesem Jahr 15 Prozent mehr.

Das spürt auch Luisenhof-Wirte Carsten Rühle. "Die Gänse kosten pro Kilo aktuell im Einkauf etwa zwei bis drei Euro mehr als noch im Vorjahr. Wir haben den Preis für unser Gänse-Menü aber nur minimal auf 25,50 Euro pro Person erhöht, um diese Luisenhof-Tradition nicht sterben zu lassen", sagt er.

Weihnachten: Gäste sollen Zeit zum Genießen haben

Rühle sagt, er sei "dankbar, dass unser Vorweihnachtsgeschäft gut läuft. Einen Rückgang der Gästezahlen wegen der Energiekrise verzeichnen wir nicht." Für die Feiertage selbst hatte er deutlich mehr Anfragen als Plätze. Er betont aber auch, stressen wolle er seine Gäste nicht. "Wir lassen den Gästen alle Zeit zum Feiern und genießen, denn doppelte Durchgänge wie anderswo gibt es bei uns nicht."

Er merkt aber, dass sein Gänsetaxi in diesem Jahr nicht so stark nachgefragt wie 2020 und 2021. Hier lieferte er in Corona-Zeiten den Braten nach Hause, aber in diesem Jahr hat ja die Gastronomie wieder geöffnet.

Auch Sebastian Böhme aus dem Restaurant Stresa hatte schon berichtet, dass er für das Kilo Gans zahle er in diesem Jahr das Dreifache zahle. Er sieht in der Preisentwicklung aber auch etwas Gutes. "Früher wurde der Gänsebraten als Festtagsgericht ein- bis zweimal im Jahr gegessen. In den letzten Jahren war die Gänsekeule immer verfügbar und deshalb nichts Besonderes mehr." In diesen Zeiten würden die Gäste das Geflügel wieder als hochwertigeres Fleisch sehen und es würde wegen der gestiegenen Preise eben nur zu speziellen Anlässen gegessen.

Fleisch-Preise tragen die Kunden nicht mit

Ina Giuffrida, Chefin des italienischen Restaurants Delizia auf dem Weißen Hirsch kann auch in der Krise auf ihre Stammgäste zählen. "Die Gäste kommen trotzdem, auch wenn sie mehr für Strom und Benzin zahlen müssen", sagt sie. Sie bemerke, dass trotzdem irgendwo eine Grenze ist.

"Stark gestiegen im Einkauf sind etwa die Preise für Rindfleisch und 25 Euro für ein Stück zahlt kaum noch jemand", beobachtet sie. Mit dem großen Umbau auf dem Weißen Hirsch wird ihr Restaurant umziehen näher an die Bautzner Straße. Wahrscheinlich Mitte April. "Dann werden wir diese teuren Fleischgerichte wahrscheinlich von der Karte nehmen."