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Platz 1 im Sächsische.de-Döner-Voting: Meliz Palast in Dresden-Plauen

"Gastro ist Kunst", sagt Baris Kul vom Meliz Palast. Sein Geschäft ist der Bezeichnung "Döner-Imbiss" längst entwachsen und hat im Voting die meisten Sächsische.de-Leser überzeugt. Ein Besuch.

Von Dominique Bielmeier
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Baris Kul, Inhaber des Meliz Palast in Dresden-Plauen, mit dem Geschäftsführer Halil Ünder. Das Döner-Restaurant ist eines der beliebtesten in Dresden.
Baris Kul, Inhaber des Meliz Palast in Dresden-Plauen, mit dem Geschäftsführer Halil Ünder. Das Döner-Restaurant ist eines der beliebtesten in Dresden. © René Meinig

Dresden. Weihnachten, Fest der Fliese. Der Fliese? Baris Kul lacht. "Ja, wenn alle zu Hause sitzen und Klöße mit Gans essen, sitze ich hier und fliese." Die drei Weihnachtstage sind die einzigen im Jahr, an denen der Laden des 48-Jährigen, der "Meliz Palast" an der Chemnitzer Straße in Dresden-Plauen, geschlossen bleibt, an denen der Dönerschneideroboter nicht rhythmisch surrt, während er den Spieß in feine Fleischstreifen teilt. Nur Kul hat keine Pause, tauscht Fliesen in der Küche, die einen Riss haben, und macht andere kleine Reparaturen, für die sonst keine Zeit ist. "Jedes Jahr das Gleiche", sagt er und wirkt dabei gar nicht so unglücklich über sein Los.

Denn diese Liebe zum Detail ist es, die den Erfolg von Meliz Palast unter anderem ausmacht. Im Sächsische.de-Döner-Voting belegt der Imbiss mit 28 Prozent der abgegebenen Stimmen - gut 2.030 - den ersten Platz. Wobei "Imbiss" schwer untertrieben ist: Das Geschäft, das Kul 2008 übernommen und Stück für Stück erweitert hat, kann man guten Gewissens als Restaurant bezeichnen. Über 200 Quadratmeter haben die Gasträume, die mit viel dunklem Holz und flaschenförmigen, perforierten Hängelampen über den Tischen ein besonderes orientalisches Flair erzeugen, im Biergarten gibt es zwischen Palmen noch einmal Platz für über 100 Gäste.

Wie ein Döner-"Imbiss" sieht der Meliz Palast nur direkt im Eingangsbereich aus, wo es die typische große Gemüsetheke gibt und Döner und Co. auch für zu Hause oder unterwegs verkauft werden.
Wie ein Döner-"Imbiss" sieht der Meliz Palast nur direkt im Eingangsbereich aus, wo es die typische große Gemüsetheke gibt und Döner und Co. auch für zu Hause oder unterwegs verkauft werden. © René Meinig
Seit Sommer ist Halil Ünder Geschäftsführer im Meliz Palast. Auch er kann das Fleisch noch mit dem Dönermesser schneiden, das Gros der Arbeit übernimmt aber ein moderner Schneideroboter (rechts). Personal für diese anstrengende Arbeit zu finden, sei sehr schwer, berichtet Baris Kul, der den Imbiss 2008 übernommen hat.
Seit Sommer ist Halil Ünder Geschäftsführer im Meliz Palast. Auch er kann das Fleisch noch mit dem Dönermesser schneiden, das Gros der Arbeit übernimmt aber ein moderner Schneideroboter (rechts). Personal für diese anstrengende Arbeit zu finden, sei sehr schwer, berichtet Baris Kul, der den Imbiss 2008 übernommen hat. © René Meinig
Im Gastraum dominieren Holz und orientalische Lampen, die manche Kunden dem Chef auch gerne abkaufen würden.
Im Gastraum dominieren Holz und orientalische Lampen, die manche Kunden dem Chef auch gerne abkaufen würden. © René Meinig
Sich Zeit nehmen zum Essen, das ist der Anspruch im Meliz Palast, der vor allem abends meist sehr gut besucht ist. Den normalen Döner mit Fleisch gibt es für 6,50 Euro, auch hier mussten die Preise leicht erhöht werden. Baris Kul ist aber froh, wenn er manche Lebensmittel im Großhandel derzeit überhaupt noch bekommt.
Sich Zeit nehmen zum Essen, das ist der Anspruch im Meliz Palast, der vor allem abends meist sehr gut besucht ist. Den normalen Döner mit Fleisch gibt es für 6,50 Euro, auch hier mussten die Preise leicht erhöht werden. Baris Kul ist aber froh, wenn er manche Lebensmittel im Großhandel derzeit überhaupt noch bekommt. © René Meinig
Über 200 Quadratmeter haben die Gasträume, in einem angrenzenden Biergarten finden noch einmal über 100 Menschen Platz. Stück für Stück hat Baris Kul den Meliz Palast in den vergangenen 14 Jahren erweitert.
Über 200 Quadratmeter haben die Gasträume, in einem angrenzenden Biergarten finden noch einmal über 100 Menschen Platz. Stück für Stück hat Baris Kul den Meliz Palast in den vergangenen 14 Jahren erweitert. © René Meinig

In einer kleinen, etwas erhöhten Nische, die durch ein Holzdach nach oben und eine Balkonbrüstung zum Rest des Gastraumes hin begrenzt wird, sitzt Baris Kul und grüßt, während er erzählt, immer wieder vorbeigehende Menschen durch das große Glasfenster zur Straße. Die Ideen für die Gestaltung seines Restaurants bringe er meist von Reisen mit, sagt er, und sie scheinen ihm nicht auszugehen. Solche gemütlichen "Häuschen" wie das, in dem er gerade sitzt, will er im Meliz Palast zum Beispiel noch weitere bauen, mit einem Balkon, von dem man runterschauen kann. "Wie ein Dönerdorf", sagt er und lacht.

Mit dem besonderen Ambiente will Kul Geschäftsleute genauso wie Familien anziehen. "Mein Ziel ist, dass die Leute sich wohlfühlen und jeder Mensch sich hinsetzt und sich Zeit nimmt - egal, ob er mit Krawatte kommt oder ein Bauarbeiter mit Dreck an den Schuhen ist. Jeder ist hier willkommen." Vor allem auf Familien legt der Gastronom aber Wert, deshalb gibt es für Kinder zum Beispiel ein extra Menü mit kleineren Portionen.

Dönerfleisch aus Sachsen, Gemüse aus der Gartensparte

Die Rechnung scheint aufzugehen, denn viele Kunden halten ihm seit Jahren die Treue, in Umbauphasen wie während der Coronazeit. "Es gibt Familien, die ihre Kinder alleine zu uns schicken und vorher anrufen", erzählt Kul stolz. "Dieser Vertrauensgewinn dauert Jahre." Der Meliz Palast sei für ihn eben längst nicht nur der Ort fürs Geldverdienen, sondern viel mehr. "Es ist unser soziales Umfeld, mein drittes Kind, es ist einfach alles." Die Kunden und seine rund zehn Mitarbeiter, von denen die meisten seit Jahren für ihn arbeiteten, seien inzwischen zur Familie geworden - Ersatz für das soziale Leben, das man als Gastronom allenfalls im Geschäft ausleben kann.

Entsprechend hoch ist Kuls Anspruch an das, was er verkauft. Das Fleisch für seine Döner beispielsweise komme aus Sachsen und der Chef schaue sich die Produktion schon einmal selbst an, um genau zu sehen, was er da anbietet. Ab dem Frühjahr kaufe er Salat oder Gurken auch direkt von Kunden, die es in ihren Gartensparten anbauen, meist ältere Menschen, die sich auch über die Wertschätzung freuten.

Innovation spielt für Kul ebenso eine große Rolle. Vor ein paar Jahren hat er den "Texas-Döner" entwickelt, mit karamellisierten Zwiebeln und Barbecue-Soße im Vollkornbrot. Damals berichtete sogar Kabel1 darüber, heute sei der Döner einer der beliebtesten, erzählt Kul - und übrigens, mit viel Chili, auch sein Favorit. Ein paar Minuten später, das Abendgeschäft läuft langsam an, steht ein junger Mann an der Theke vom Meliz Palast: "Zwei Texas-Döner bitte."

"Heute ist Sachsen meine Heimat"

Nur wie man so einen Döner eigentlich richtig esse, das müsse man den Kunden manchmal noch beibringen, sagt Kul und lacht. Das Brot dürfe nämlich nicht so prall gefüllt sein, sodass man gleichzeitig von beiden Seiten mitsamt Füllung abbeißen kann. Wenn ein Kunde zum Dürüm Besteck verlangt, dann lehnt der Chef, der sonst jeden Wunsch erfüllen will, rundheraus ab. Die Fladenbrotrolle isst man traditionell einfach mit der Hand.

1995 wird Kul, der als politischer Flüchtling aus der Türkei nach Deutschland kam, von Düsseldorf nach Sachsen geschickt. Zwei Jahre nur will der Kurde bleiben und dann zurück in den Westen Deutschlands gehen, wo er Verwandte hat. Doch er bleibt. "Heute ist Sachsen meine Heimat", sagt er. "Meine schönsten Jahre hatte ich hier. Meine Kinder sind hier groß geworden, ich lebe hier, meine Arbeit ist hier. Sachsen ist mein Zuhause."

In den Neunzigern schießen Döner-Imbisse überall wie Pilze aus dem Boden, meist ganz einfache Läden, sagt Kul, die dem Döner einen schlechten Ruf verpasst hätten. Auch er eröffnet 1996 seinen ersten Laden im Kreis Bautzen, hat zeitweise mehrere Geschäfte unter anderen in Kamenz und Löbau, die gut laufen.

2008 dann übernimmt er den Meliz Palast, den es ebenfalls bereits seit 1996 gibt. Heute ist es sein einziger Laden, mehrere Geschäfte gleichzeitig machten nur "kaputt und müde". Im Sommer hat er sich ein wenig aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und seinen Mitarbeiter Halil Ünder zum Geschäftsführer gemacht. Langweilig dürfte Baris Kul aber trotzdem nicht werden.

Zweiter Standort des Meliz Palasts in Dresden geplant

"Ich sehe Gastronomie nicht als Arbeit, die jemand macht, der keinen anderen Job findet", sagt er. "Nein, Gastro ist wirklich Kunst. Man muss den Leuten eine gute Atmosphäre und gute Laune anbieten, das Essen muss gut aussehen und vor allem schmecken!" Sogar die Musik im Gastraum werde an die Besucher angepasst, ob zum Beispiel viele ältere Leute da seien, oder viele Familien. Beim eigenen Besuch als Erstes die Toiletten zu kontrollieren und dann die Lappen in der Küche - das wird sich Kul aber wohl weiterhin nicht nehmen lassen.

Zumal bald eine weitere Herausforderung auf ihn zukommt: Weil er so viele Liefer-Anfragen zum Beispiel für Firmenfeiern erhält und das mit dem jetzigen Personal und den Möglichkeiten der Küche vom Meliz Palast gar nicht schafft, will er doch eine zweite Filiale in Dresden eröffnen. Der Standort sei noch völlig offen, nur einen Biergarten und einen großen Parkplatz müsse es geben.

Und für noch eine Herzensidee hat Kul jetzt mehr Zeit: Er hat ein paar Hundert handgemachte kleine Bilderrahmen für die Wände des Meliz Palasts gekauft, in die Fotos seiner Stammkunden kommen sollen. Damit diese irgendwann ihren Enkeln beim Besuch zeigen können, dass sie schon als junge Leute hierher zum Essen kamen.

Hinweis: Bei dem Voting handelte es sich um keine repräsentative Umfrage, sondern um eine Abstimmung unter Sächsische.de-Lesern. Mehrfachteilnahmen oder Teilnahmen von außerhalb Dresdens konnten nicht ausgeschlossen werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.