Besuch in der Döner-Hauptstadt Dresden: "Das Beste, was ich je gegessen habe"
Dresden. Nein, diesmal ist die Rede nicht von Berlin. Dresden ist Deutschlands Döner-Hauptstadt. Zu dieser überraschenden Erkenntnis kam kürzlich der Essenslieferant Lieferando nach Auswertung von Google-Bewertungen. Dresden setzte sich beim Geschmack klar von anderen Großstädten wie Berlin und Hamburg ab. Aber was eigentlich macht Dresdens Dönerläden so besonders?
Eine Antwort auf diese Frage könnte es im Dürüm Kebap Haus in der Rothenburger Straße geben. Hier drehen sich die Dönerspieße bereits seit den späten 90er-Jahren. "Wir haben Dürüm nach Dresden gebracht", sagt Besitzerin Cennet Karabacak stolz. Im Gegensatz zu anderen Restaurants backt die Familie die dünnen Fladenbrote jeden Abend selbst im eigenen Holzofen. Auch die Saucen bereiten die Mitarbeiter frisch zu.
Ihre besondere Spezialität: Der "Heike-Dürüm", benannt nach einer Journalistin, die Stammgast im Dürüm Kebap Haus war und sich einen Dürüm mit Gemüse und Halloumi wünschte. Seit 1998 gibt es ihn bereits, inzwischen auch als vegane Variante. Oft sprächen Kunden sie mit Heike an, erzählt Cennet Karabacak lachend.
Abgeordnete halten Sitzungen im Döner-Laden ab
Die Kundschaft ist bunt gemischt und zuweilen auch über die Grenzen der Neustadt hinaus bekannt: Abgeordnete des Innenministeriums kommen nach nächtlichen Sitzungen vorbei, und auch die Rapper des Kollektivs 01099 sind öfter zu Gast.
Früher, erzählt Cennet Karabacaks Tochter, bestand das Restaurant nur aus dem Verkaufsbereich direkt hinter dem Eingang. Damals war der Laden oft überfüllt, die Gäste wurden an gemeinsame Tische gesetzt. "Da haben sich viele kennengelernt, die später heirateten und jetzt mit ihren Kindern zu uns kommen."
Mindestens ebenso verlässlich ist die Kundschaft im Marmaris Kebab Haus gleich um die Ecke – Anlaufpunkt etwa für Gymnasiasten der Dreikönigsschule, Touristen und Nachtschwärmer. Nabi Ali arbeitet seit sechs Jahren hier und kennt seine Kunden gut. "80 Prozent unserer Gäste sind Stammkunden." Auch aus anderen Ländern habe das Marmaris treue Gäste, sagt Ali.
Döner-Laden "Marmaris" verkauft seine eigenen T-Shirts
Etwa eine Familie aus Frankreich, die alle zwei Jahre Urlaub in Dresden mache und dann jeden Tag zum Essen komme. Die Gäste des Marmaris haben eine besondere Beziehung zu ihrem Dönerladen – inzwischen werden dort auch T-Shirts und Jutebeutel mit "I love Marmaris"-Aufdruck verkauft. Das sei die Idee von Gästen gewesen, erzählt Ali.
Um halb sieben ist der Laden gut gefüllt, vor der Theke warten mehrere Kunden auf ihre Bestellung zum Mitnehmen – einige ganz versunken in die geübten Handgriffe, mit denen Nabi Ali und seine Kollegen die Fladenbrote füllen und einen genau abgemessenen Löffel Sauce schwungvoll darüber verteilen. Ali nimmt nebenher Bestellungen auf, sein Kollege frittiert Falafel und Halloumi, holt frischen Lahmacun aus dem Ofen. Ein Dritter füllt frisch geschnittenen Rotkohl und Sauce nach.
"Das ist das Beste, was ich je gegessen habe"
An den Tischen sitzen Jugendliche, Familien mit kleinen Kindern, zwei Punks teilen sich eine Dönerbox. Andre und sein Vater essen heute den zweiten Tag in Folge im Marmaris. Andre hat den Spezial Döner mit Aubergine, Paprika und Grillkäse bestellt, sein Vater ein Falafel Dürüm. Er sei auf Offizierslehrgang in Dresden und das Marmaris eine willkommene Abwechslung zur Truppenküche. "Wir haben schon einige Läden probiert, aber das ist das Beste, was ich je gegessen habe."
Kein geringes Lob in einem Viertel, wo türkische und arabische Restaurants an jeder Ecke zu finden sind. Doch trotz der Vielzahl: An Gästen mangelt es den Dönerlokalen in der Neustadt wahrlich nicht, sie betrachten sich nicht als Konkurrenz. Wenige Meter neben dem Marmaris wird bald der nächste Laden eröffnen, die Speisekarten hängen bereits an der Fassade. Darauf finden sich indisch-persische Gerichte, und natürlich: Döner Kebab.