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Gründach-Zwang in Dresden - Drangsalierung oder notwendig?

Die geplante Begrünungssatzung Dresdens wird heiß diskutiert, weil es einen Gründach-Zwang und ein Verbot für Schottergärten geben soll. Deshalb haben die Politiker Experten angehört. Deren Meinungen gehen weit auseinander.

Von Andreas Weller
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Dachbegrünung wie auf der Kita an der Hauptstraße soll in Dresden Pflicht werden - als Klimaschutzbeitrag.
Dachbegrünung wie auf der Kita an der Hauptstraße soll in Dresden Pflicht werden - als Klimaschutzbeitrag. © See Architekten GmbH

Dresden. Die Stadtverwaltung plant mit der Begrünungssatzung einen Zwang für Gründächer und begrünte Fassaden sowie gleichzeitig auch das Verbot für Schottergärten. Vor rund einem halben Jahr präsentierten Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen und Baubürgermeister Stephan Kühn (beide Grüne) ihre Pläne. Diese sorgen für heftige Debatten.

Vor allem Dresdner Wohnungsbauunternehmen kritisieren die Pläne heftig. Deshalb haben die Dresdner Stadträte eine Expertenanhörung dazu gefordert, die jetzt stattgefunden hat. Deren Meinungen gehen weit auseinander, sie haben aber eine klare Präferenz.

Worum geht es in der Begrünungssatzung?

Die Stadt will mit der Satzung festschreiben, dass alle Grundstücksbesitzer bei neuen Planungen in Dresden auf Neubauten oder wesentlichen Umbauten, begrünte Flachdächer, Fassaden und Fassadenteile schaffen. Auf unbebauten Freiflächen auf bebauten Grundstücken muss pro 100 Quadratmeter nicht überbauter Fläche mindestens ein tief wurzelnder Baum mit einem Stammumfang von mindestens 18 bis 20 Zentimeter - gemessen in einem Meter Höhe - gepflanzt werden.

Wie ordnen das Experten ein?

Für die Anhörung hat die Stadt, in Abstimmung mit den Fraktionen des Rates, folgende Experten eingeladen: von der Architektenkammer Sachsen den Landschaftsarchitekten Berhard Hase, von der Ingenieurkammer Sachsen den Nachhaltigkeitsberater Saad Baradiy, den Dachdeckermeister Oliver May, von der Handwerkskammer Christiane Gerlach, Landschaftsarchitekt Robert Storch, von der städtischen Stadtentwicklungsgesellschaft Stesad Ulrike Steglich und als Vertreter der Eigentümer von Haus&Grund Christian Rietschel.

Fast alle waren sich einig, dass eine Begrünungssatzung für Dresden sinnvoll sei. Bis auf Rietschel.

Welche Kritik gibt es an den Plänen?

Die Befürworter kritisieren einige Details, beispielsweise die vorgegebene Größe der Bäume, die gepflanzt werden muss. Hase gab zu bedenken, dass ein Baum der geforderten Größe die komplette Fläche beschatten würde und auch kleinere Bäume genügen würden. Storch verwies darauf, dass auch bei der vorgegebenen Dicke des Aufbaus auf Gründächern eine flachere Variante genügen würde.

Steglitz stellte klar, dass Gründächer und grüne Fassaden die Baupreise insgesamt verteuern. "Da aber insgesamt nicht mehr Geld zur Verfügung steht, müssen dann bei den Standards Abstriche gemacht werden." Trotz dieser Hinweise versicherten sechs der sieben Experten, dass eine Begrünungssatzung für Dresden sinnvoll und ein Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels ist, weil unter anderem Regenwasser aufgehalten und genutzt werden kann.

"Dachbegrünung ist ein Lebenselixier, das wir brauchen", so Storch. Es habe eine positive Wirkung auf alle in Dresden und trage zum Wohlbefinden in der gesamten Stadt bei. "Zudem ist es eine Aufwertung der Immobilie und trägt zur Nachhaltigkeit bei", sagte Baradiy.

Der einzige Experte, der sich gegen die neue Satzung aussprach, Rietschel, kritisierte einen weiteren "Bürokratie-Zuwachs". "Man sollte besser die Begrünung fördern, denn mit den Vorgaben drangsaliert man nur die Bauwilligen." Nach diversen weiteren Steigerungen bei den Baukosten, sei dies ein Schritt, dass weniger Dresdner bereits seien, zu bauen. "Das schlägt dann auch unmittelbar auf die Mieten durch." Außerdem sei der Pflegeaufwand "erheblich". Das Verbot von Schottergärten wurde bei der Anhörung nicht diskutiert.

Wie bewerten das die Stadträte?

Auch hier ist die Meinung geteilt. Grüne und Dissidenten unterstützen die neue Satzung. Die Linke sieht noch Probleme, beispielsweise beim Brandschutz, die noch besprochen werden müssten.

Auch die CDU sieht noch weiteren Klärungsbedarf. "Die Anhörung hat gezeigt, dass die Satzung nachgearbeitet werden muss etwa bei den Themen Fassadenbegrünung, Anzahl der zu pflanzenden Bäume und den Ausnahmen", so Stadtrat Veit Böhm.

"Die Bauordnung macht ausreichend Vorgaben", meint Torsten Nitzsche (Freie Wähler). "Weitere Kostentreiber für Mieter benötigen wir nicht."

Was sagt die Dresdner Stadtverwaltung dazu?

Umweltbürgermeisterin Jähnigen betonte, dass Dresden die erste Stadt in Sachsen sei, die dies plane, aber andere Städte wie Bremen haben so eine Satzung bereits. "Wir haben die Richtlinie 'Dresden baut grün' für städtische Gebäude." Und das funktioniere gut.

Die Bauaufsicht werde die Einhaltung der Satzung kontrollieren, wenn der Rat zustimmt, deshalb werde keine zusätzliche Bürokratie aufgebaut. Den Vorschlag, Gründächer zu fördern, findet die Bürgermeisterin gut. Es werde auch bereits geprüft, ein entsprechendes Programm aufzulegen. Dafür benötige sie aber dann zwei zusätzliche Personalstellen. "Wir müssen dem Klimawandel etwas entgegensetzen."

Wie geht es jetzt weiter?

Die Ausschüsse, Stadtbezirke und Ortschaften werden sich weiter mit der Vorlage der Stadt befassen und über mögliche Änderungen diskutieren. Im Juli soll der Stadtrat entscheiden, ob sie eingeführt wird.