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OB Hilbert wehrt sich gegen späte Kritik an Ausgaben für Semperopernball

Für einen Besuch beim Semperopernball 2022 hat OB Dirk Hilbert knapp 36.000 Euro aus der Stadtkasse gezahlt. Das führt zu einer erneuten Feier-Diskussion, in der Hilbert scharf reagiert.

Von Andreas Weller & Dirk Hein
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Der Dresdner Semperopernball zählt zu den Großereignissen im gesellschaftlichen Leben von Stadt und Freistaat. Unumstritten war er allerdings nie bei allen.
Der Dresdner Semperopernball zählt zu den Großereignissen im gesellschaftlichen Leben von Stadt und Freistaat. Unumstritten war er allerdings nie bei allen. © Robert Michael

Dresden. Wenn im Februar der nächsten Semperopernball eröffnet wird, markiert dies das Ende einer dreijährigen Pause. 2020 fand der Ball in Dresdens berühmtem Opernhaus zuletzt statt. Mit dabei war auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), der im Namen und auf Kosten der Stadt einen Tisch für zwölf Personen gekauft hatte.

Diese Ausgaben werden nun erneut heftig kritisiert: "Herr Hilbert hat an einem einzigen Abend das durchschnittliche Jahresgehalt eines sächsischen Arbeitnehmers verfeiert", moniert der Chef der Linke-Fraktion im Stadtrat André Schollbach, nachdem er Antwort auf eine Anfrage von ihm bekommen hat.

Dabei ist die Summe, die die Stadt für den Tisch auf dem Ball gezahlt hat, nicht neu. Für den Ball 2020 seien der Stadt 35.371 Euro an Kosten entstanden, teilte die Verwaltung zuletzt im April 2022 auf eine damalige Anfrage von AfD-Stadtrat Heiko Müller mit.

Für den Zeitraum 2016 bis 2020 bezifferte die Stadt die Kosten auf insgesamt rund 165.000 Euro. Der Tisch beim Ball hat 2020 mehr als 22.000 Euro gekostet, dazu kommen mehr als 6.400 Euro für die zwölf Eintrittskarten, 2,360 Euro an Hotelkosten für die Gäste des Oberbürgermeisters, knapp 4.800 Euro für ein Bankett, das der OB mit dem Freistaats gemeinsam für einige geladene Gäste ausrichtet und gut 200 Euro für Dolmetscher.

Über diese Ausgaben hatte Sächsische.de bereits 2022 berichtet, als Hilberts FDP forderte, die Zusammenarbeit mit dem Ballverein abzubrechen.

"Wasser predigen und Wein trinken"?

Das Ergebnis der aktuellen Nachfrage von Schollbach bleibt bei der Summe. Für Schollbach passt es aber in den Kontext, der bereits zuvor kritisierten Veranstaltungen wie einem Weinempfang und der Party für 18-Jährige im Rathaus auf Einladung des Oberbürgermeisters: Während viele Menschen den Gürtel enger schnallen müssten, gebe Oberbürgermeister Hilbert das städtische Geld "mit vollen Händen für Partys, Feste und Empfänge aus". Ein bekanntes Sprichwort bringe es auf den Punkt: "Wasser predigen und Wein trinken."

OB Hilbert hält dagegen: "Diese einzigartige Veranstaltung, an der sich die Menschen nicht nur im Opernhaus selbst sondern zu tausenden auch davor auf dem Theaterplatz sowie vor dem heimischen Fernseher erfreuen konnten, als ,Neureichenparty´ zu verunglimpfen, zeugt von einer Respektlosigkeit gegenüber den Dresdner Opernball-Fans und den Veranstaltern, die eines Stadtrats unwürdig ist", so der OB auf Anfrage von Sächsische.de. "Genau das war der Semperopernball nämlich nicht. Dank der Möglichkeit, kostenfrei vor der Oper mitzufeiern, war und ist es ein Ball für jedermann."

An dessen Finanzierung, die insgesamt im oberen siebenstelligen Bereich liegt, habe sich die Landeshauptstadt im Jahr 2020 durch den nun kritisierten Kauf des Tisches und der Eintrittskarten durch den Oberbürgermeister beteiligt. "Eine Tradition, die es bereits seit 2010 gab und die während der Amtszeit von Helma Orosz initiiert wurde", erläutert Hilbert.

"Der vermeintliche Skandal ist zusammengefallen"

Hilbert hat diese "Tradition" beendet: Aufgrund der Nähe des ehemaligen künstlerischen Leiters Hans-Joachim Frey zu Wladimir Putin, habe man nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine entschieden, künftig als Stadt auf einen eigenen Tisch beim Semperopernball zu verzichten.

In Richtung Schollbach setzt der OB noch einmal nach. Festzuhalten bleibe: Statt nach politischen Lösungen für die Herausforderungen der Zeit zu suchen, starte die Linke im Stadtrat den nächsten Versuch, Skandale zu konstruieren, um sich so weiter am Oberbürgermeister abzuarbeiten. "Nachdem sich die Unterstellungen zu den "@nachtschicht_18"-Veranstaltungen wenig überraschend als haltlos erwiesen haben und der vermeintliche Skandal in sich zusammengefallen ist, ist nun der Semperopernball dran", heißt es weiter.

Kritik an Schollbachs Vorgehen kommt auch von FDP-Stadtrat und Hilbert-Parteifreund Robert Malorny. Der Zeitpunkt der Anfrage zeige, dass die Linke sich kurz vor der Wahl an jeden Strohhalm klammere und ihr "jede Form von Schmutzkampagne" recht sei, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Der Semperopernball spiele eine wichtige Rolle für den Tourismus.

Das sehen laut Malorny Touristiker und auch die Dresden Marketing Gesellschaft mit der Aufsichtsratsvorsitzenden und Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) so. "Deswegen war es auch richtig, dass die Stadtspitze unter Helma Orosz dieses Event unterstützt hat und OB Hilbert dies fortgeführt hat."