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BRN-Aus: Das sagen Instagram-Nutzer zum Ende des Dresdner Stadtteilfestes

In die Enttäuschung über die erneute Absage der "Bunten Republik Neustadt" in Dresden mischen sich auch Stimmen, die kritisieren, was aus der BRN zuletzt geworden war.

Von Dominique Bielmeier
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Graffiti-Künstler hatten es schon 2019, vor Beginn der Pandemie, vorausgesagt: Die BRN ist vorbei. Schon damals galt das alternative Stadtteilfest vielen als zu kommerziell.
Graffiti-Künstler hatten es schon 2019, vor Beginn der Pandemie, vorausgesagt: Die BRN ist vorbei. Schon damals galt das alternative Stadtteilfest vielen als zu kommerziell. © Rene Meinig (Archiv)

Dresden. Die "Bunte Republik Neustadt" war eine Institution im Kiez und irgendwann auch weit darüber hinaus: Im Juni 1990 in einer Neustadt-Kneipe als "Mikronation" mit eigener Währung, Flagge sowie einer "ordentlichen provisorischen Regierung" nebst Ministern unter anderem für "Wehrkraftzerfetzung", "Pfuinanzen und andere Kirchenfragen" gegründet, wehte seitdem je ein Wochenende im Juni lang der Geist von Anarchie und "Alles ist möglich" durch die Äußere Neustadt. Bis zur Corona-Pandemie.

2020 wurde das Straßenfest erstmals abgesagt und auch 2021 erlaubte die Pandemie noch keine Neuauflage. Die Absage 2022, als bereits wieder viele Open-Air-Veranstaltungen in Dresden stattfanden, sorgte bereits für etwas Verwunderung, zumindest aber für reichlich Enttäuschung bei den Kiez-Bewohnern. Mit dem Aus für 2023, das kürzlich bekannt wurde, scheint auch die Zukunft der BRN fürs Erste besiegelt.

Die anhaltende Forderung nach einem Gesamtveranstalter vonseiten der Stadt, den es bisher noch nie gegeben hat, führte zu einer weiteren Absage. Nun soll im Laufe des Jahres nach Lösungen für künftige Veranstaltungen im Viertel gesucht werden. Das Stadtteilhaus Dresden - Äußere Neustadt bereitet eine Umfrage zum Inhalt und zur Ausgestaltung eines künftigen Stadtteilfestes oder einer zukünftigen BRN vor. Wenn die Ergebnisse vorliegen, kann laut Rathaus über die Zukunft der BRN und zur Veranstalterrolle beraten werden.

Vielen Kommentatoren war die BRN zuletzt zu kommerziell

In den sozialen Netzwerken sorgt die erneute Absage vor allem für Enttäuschung bei denjenigen, die die BRN von früher kennen. "Traurig" finden die Nachricht mehrere Instagram-Follower von Sächsische.de. Die Nutzerin "schue_helene" schreibt, sie habe sich jedes Jahr "riesig darauf gefreut": "Und wenn mich jemand fragt, was es so in DD gibt, da war bei mir immer auch die BRN ein Anhaltspunkt für den Reisezeitpunkt. Immer." Sie hofft auf eine Alternative, "oder eben wieder die BRN einfach so".

"Wir haben sehr gehofft, dass es dieses Jahr wieder weitergeht", schreibt auch "coffee.sleep.repeat" mit weinendem Emoji. "Es war eine tolle Zeit und eine Kultur der Neustadt. Quasi ein Markenzeichen", findet "claudi.jr". "Schade, wenn es keine Individualität mehr geben soll. Das braucht die Gesellschaft. Vielfalt." Und "heikescharnagel" fand es immer "herrlich, dass es niemanden störte, wer oder was der andere war. Eine geile Stimmung".

Mickey Mouse im Ährenkranz ist traditionell auf der Flagge der "Bunten Republik Neustadt" zu sehen. Bei der BRN spielten immer Werte wie Vielfalt und Toleranz eine große Rolle.
Mickey Mouse im Ährenkranz ist traditionell auf der Flagge der "Bunten Republik Neustadt" zu sehen. Bei der BRN spielten immer Werte wie Vielfalt und Toleranz eine große Rolle. © Sven Ellger (Archiv)
Das Wohnhaus an der Ecke Louisenstraße/Martin-Luther-Straße wurde - wie hier im Jahr 2016 - meist aufwendig dekoriert über mehrere Stockwerke und Wohnungen und war damit ein Hingucker bei jeder BRN.
Das Wohnhaus an der Ecke Louisenstraße/Martin-Luther-Straße wurde - wie hier im Jahr 2016 - meist aufwendig dekoriert über mehrere Stockwerke und Wohnungen und war damit ein Hingucker bei jeder BRN. © Sven Ellger (Archiv)
Nicht nur in der BRN-Tanzstube an der Ecke von Alaun- und Sebnitzer Straße wurden im Jahr 2018 Arme und Beine geschwungen. Eine BRN ohne Tanz hat es bisher wohl noch nicht gegeben.
Nicht nur in der BRN-Tanzstube an der Ecke von Alaun- und Sebnitzer Straße wurden im Jahr 2018 Arme und Beine geschwungen. Eine BRN ohne Tanz hat es bisher wohl noch nicht gegeben. © Sven Ellger (Archiv)
Ein Highlight am Sonntagmorgen war immer das Swing-Frühstück vor dem "Laika" auf der Kamenzer Straße. Dort wurden bis zum Abend Lindy Hop, Charleston und andere Swing-Tänze getanzt.
Ein Highlight am Sonntagmorgen war immer das Swing-Frühstück vor dem "Laika" auf der Kamenzer Straße. Dort wurden bis zum Abend Lindy Hop, Charleston und andere Swing-Tänze getanzt. © Sven Ellger (Archiv)
2020 durfte die BRN pandemiebedingt nicht stattfinden, zum traditionellen Straßenfrühstück am Sonntagmorgen trafen sich trotzdem manche Neustädter.
2020 durfte die BRN pandemiebedingt nicht stattfinden, zum traditionellen Straßenfrühstück am Sonntagmorgen trafen sich trotzdem manche Neustädter. © Sven Ellger (Archiv)
Musik und andere Unterhaltung vom Balkon (hier im Jahr 2016): Auch das war ein Element der "Bunten Republik Neustadt".
Musik und andere Unterhaltung vom Balkon (hier im Jahr 2016): Auch das war ein Element der "Bunten Republik Neustadt". © Sven Ellger (Archiv)

Genauso viele kritische Stimmen aber mischen sich in die Enttäuschung über das BRN-Aus auf Social Media. Viele User verweisen darauf, dass die BRN in den vergangenen Jahren zu kommerziell und zu dreckig geworden war. "Die BRN war mal schön, hat aber in den letzten Jahren an Flair verloren", schreibt "bundy_basti_mk3". Er behalte sie gut in Erinnerung, aber vermisse sie nicht. "Zuletzt haben der ganze Müll und die Leute, die sich nicht benehmen konnten, nur noch genervt."

"Es ist so schade um die BRN"

"Die BRN war zuletzt leider auch keine Kulturveranstaltung mehr", kritisiert "tiofelic". Er spricht von "wilden Saufgelagen" und "gegrölter Festzeltmusik". "Die BRN ist leider zu einem Kommerztreffen verkommen und daran ist nicht nur die Politik schuld." Und "elmatotorro" fordert schlicht wieder "eine ordentliche BRN wie in den 2000-ern".

Auf Instagram und Facebook hatten wir unsere Follower außerdem gebeten, ihre schönsten BRN-Erinnerungen zu teilen. Die Antworten geben einen Hinweis darauf, dass nicht Bierwagen und Boxentürme den wahren Geist der BRN ausmachten: "Einfach einen Tisch rauszustellen, an dem wirklich jeder Platz nehmen durfte und Leute kennenlernen und zusammen zocken", schreibt "krone_781" bei Instagram.

Auch der Nutzer "_tsky_" erinnert sich vor allem gerne daran, wie er selbst einen unkommerziellen Stand betrieben hat: "Viel Arbeit aber auch tolle Gespräche gehabt und tolle Menschen kennengelernt - es ist so schade um die BRN." (mit SZ/DiHe, jv)