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Das Umland zieht Dresden die Einwohner ab

Dresden verliert mehr Einwohner an das Umland, als von dort nach Dresden ziehen. Welche Städte besonders begehrt sind und welche Stadtteile unter den Fortzügen leiden.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Dresden oder doch lieber die Städte und Gemeinden am Horizont? Aktuell ziehen mehr Dresdner ins Umland als andersherum.
Dresden oder doch lieber die Städte und Gemeinden am Horizont? Aktuell ziehen mehr Dresdner ins Umland als andersherum. © Sven Ellger

Dresden. Ja, Dresden ist im vergangenen Jahr abermals gewachsen. Leicht, aber immerhin. Zu verdanken hat die Stadt dieses Wachstum vor allem Migranten und Menschen aus anderen Bundesländern, die in Dresden ihr Glück suchten. Dagegen wandern mehr und mehr Einwohner in das nahe Umland ab.

So haben sich 2023 reichlich 7.400 Menschen aus Dresden verabschiedet und sich eine Wohnung oder ein Haus am Stadtrand gesucht. Das zeigen die neuesten Zahlen des Dresdner Melderegisters. Aus Radebeul, Radeberg und Co. zogen dagegen nur 5.980 Personen in die Landeshauptstadt. Das macht einen Verlust von mehr als 1.400 Einwohnern.

Radebeul ist das beliebteste Umzugsziel

Welche Städte und Gemeinden bei den Alt-Dresdnern besonders beliebt waren, zeigt eine neue Statistik aus dem Rathaus. Diese detaillierteren Zahlen beziehen sich nicht auf das vergangene Jahr, sondern 2022. Damals lag der Verlust durch Wegzüge ins Umland unterm Strich sogar bei gut 3.100 Einwohnern. Auf Platz 1 der begehrtesten Umzugsziele schaffte es Freital. Die Vorzüge liegen auf der Hand: Der Mietpreis für inserierte Wohnungen liegt bei 7,91 Euro pro Quadratmeter, wie aus aktuellen Zahlen des Immobilienmaklers Engel & Völkers hervorgeht. In Dresden kommen fast zwei Euro obendrauf - bei 9,73 Euro liegt der durchschnittliche Preis. Die Nähe zu Dresden ist ein weiterer Pluspunkt. Wer seinen Job in der Stadt behalten will, muss nicht weit fahren. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen der Auswertung zufolge Radebeul und Pirna.

Womit sich die Frage stellt, wie viele Umländer es in die Großstadt zieht und woher sie kommen. Vor allem Radebeuler haben 2022 den Wechsel über die Stadtgrenze gewagt, aus Freital und Pirna kamen ebenfalls viele Menschen. Aber: Es waren nicht so viele, dass die Zahl der Fortgezogenen ausgeglichen werden konnte. So steht nach allen Zuzügen aus und Wegzügen nach Radebeul ein Minus von 212 Personen. Bei Freital muss Dresden sogar einen Verlust von 251 Menschen verschmerzen, bei Pirna liegt dieser bei 218 Einwohnern und bei Radeberg bei 224. Zahlen, die nicht groß erscheinen mögen, in der Summe jedoch mehr als 3.100 Menschen weniger ergeben.

Begehrt ist auch das übrige Sachsen, alles, was nicht zum Dresdner Speckgürtel gehört. Die Großstädte Leipzig und Chemnitz etwa, aber auch Bautzen und Görlitz. Zogen 2022 dort insgesamt 6.633 Dresdner hin, so kamen von dort lediglich 5.521 Menschen. Im Ergebnis steht abermals ein Minus - reichlich 1.100 büßte Dresden unterm Strich ein. Ähnlich sieht das bei den alten und den neuen Bundesländern aus (minus 1.086 Personen). Positiv war das Saldo ausschließlich bei Menschen, die aus dem Ausland kamen bzw. ins Ausland gingen. Die detaillierten Zahlen für 2023 werden zwar erst gegen Ende des Jahres veröffentlicht. Aber so viel steht schon fest: Die Zahlen haben sich im Sinne Dresdens wieder stabilisiert. Im vergangenen Jahr gab es nur noch bei Zu-/Fortzügen aus/ins Umland bzw. Sachsen ein negatives Ergebnis.

Kleinzschachwitz und Trachau bluten aus

Die Statistiker der Stadt haben sich darüber hinaus angeschaut, welche Stadtteile in den vergangenen Jahren am meisten unter Wegzügen gelitten haben. Hier steht Kleinzschachwitz an allererster Stelle. Der Stadtteil im Südosten Dresdens hat seit dem Jahr 2000 genau 790 Einwohner durch Fortzüge verloren. Dicht dahinter liegt Trachau am anderen Ende der Stadt - minus 767 Personen. Allein 2022 waren es 99. Auch in der Ortschaft Altfranken/Gompitz wird es allmählich ruhiger. Mehr Wegzüge als Zuzüge ergeben einen Verlust von 507 Einwohnern innerhalb von zwölf Jahren.

Wie alt sind die Menschen, die Dresden verlassen? Auch das hat sich die Stadt genauer angeschaut. Auf das Jahr 2022 bezogen waren es vor allem Dresdner im Alter von 25 bis 44 Jahren, die sich anderswo eine neue Heimat gesucht haben. Dahinter folgten die Jüngeren im Alter von 18 bis 24 Jahren, von denen viele nach der Schule in anderen Regionen Deutschlands oder im Ausland ein Studium oder eine Ausbildung begonnen haben dürften.

Auch wenn insbesondere das Umland kräftig Einwohner aus Dresden abzieht - die Stadtverwaltung rechnet derzeit nicht damit, dass die Stadt schrumpfen wird. Im Gegenteil: Neuesten Prognosen zufolge soll in 14 Jahren die Marke von 600.000 Einwohnern geknackt werden. Warum? Wieder mehr Zuzüge sollen Dresden zu dem Meilenstein verhelfen.