Dresden
Merken

Feuerwehr rettet jungen Falken auf Polizeigebäude in Dresden

Mit großem Gerät rückt die Feuerwehr vor der Polizeidirektion Dresden an. Dabei geht es um einen ganz kleinen Patienten.

Von Christoph Springer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Diesen kleinen Falken hat die Feuerwehr gerettet. Er saß auf einem Fenstersims der Polizeidirektion Dresden..
Diesen kleinen Falken hat die Feuerwehr gerettet. Er saß auf einem Fenstersims der Polizeidirektion Dresden.. © Feuerwehr Dresden

Dresden. Fliegen konnte er noch nicht, das hatte der kleine gefiederte Mitbewohner der Dresdner Polizei noch nicht gelernt. Nur Hüpfen ging und das tat der junge Falke eifrig auf einem Fenstersims im ersten Stock der Polizeidirektion an der Schießgasse. Dort entdeckten ihn Passanten. Links neben dem Haupteingang hüpfte er aufgeregt von links nach rechts und zurück und schrie dabei gut hörbar in der Falkensprache. Der kleine Vogel war in einer Notsituation.

Das ist am Donnerstag vergangener Woche passiert. Kein Thema für die Pressemitteilungen der Polizei, erst am Montag dieser Woche berichteten die Beamten deshalb über die Probleme ihres jungen Mitbewohners. "Anscheinend war der neugierige Jungvogel aus dem weiter oben an dem Gebäude befestigten Nistkasten gefallen", vermuten sie und veröffentlichten dazu einen Post bei Facebook.

Mehr als 100 Unterkünfte für Vögel

Dass an der Fassade des historischen Gebäudes an der Schießgasse Vögel zu Hause sind und dort regelmäßig auch ihre Jungen großziehen, ist für die Polizei längst Alltag. Mehr als 100 verschiedene Nistkästen hängen nach Angaben der Verantwortlichen an dem historischen Gebäude, dort brüten regelmäßig geschützte Arten.

Auch zwei spezielle Kästen für Falken gehören dazu. Einer davon hängt an der Fassade auf der Seite der Rampischen Straße, ein weiterer an der Schießgasse. "Wie viele Falkenjungen sich in diesen befinden, ist nicht bekannt", sagt Polizeisprecher Marko Laske. In den vergangenen Jahren seien es in der Regel zwei Jungtiere gewesen.

Die "vergangenen Jahre" waren die letzten zwei, seit 2021 gibt es die Nistkästen. Doch Falken hatten sich schon vorher an der Polizeifassade eingerichtet. Regelmäßig brütete ein Pärchen zum Beispiel in einer Mauerecke über dem Haupteingang. Nachdem bereits dort junge Turmfalken abgestürzt und gestorben waren, richtete die Polizei ein Provisorium ein. Die Beamten stellten eine kleine Pappwand auf, die von den Drahtspießen gestützt wurde, die eigentlich Tauben fernhalten sollten. Fortan ging es den Falken über dem Haupteingang besser.

Rettung über die Drehleiter

Doch nicht gut genug, bis schließlich die zwei Falken-Nistkästen montiert wurden. Als nun vergangene Woche ein junger Falke aus der Behausung an der Schießgasse abgestürzt war, löste das eine größere Rettungsaktion aus. Polizei und Feuerwehr waren im Einsatz. Weil es den Beamten aus der Polizeizentrale nicht gelang, an den Falken zu kommen, alarmierten sie die Helfer der Feuerwehr.

Die Retter rückten mit zwei Lkws an - einem Drehleiterfahrzeug und einem Löschfahrzeug. Über die Drehleiter wollten sie den Vogel von dem Fenstersims holen, doch er wollte sich nicht helfen lassen. "Immer wieder hüpfte er kreischend auf dem Sims vor seinen Rettern davon", berichtet die Polizei. Also lehnten die Retter eine zweite Leiter an die Fassade und schoben sie langsam immer weiter in Richtung Drehleiter. Der Fluchtversuch vor diesem ungewöhnlichen Gegenstand trieb den kleinen Falken schließlich in die Hände der Retter auf der Drehleiter.

Nistplätze auf einem Hoteldach und an Bürohaus

Er hat die Aktion gut überstanden. Trotz seines Sturzes sei er unverletzt gewesen, berichtet die Polizei. Die Feuerwehr-Retter schoben ihre Drehleiter nah an den Nistkasten heran und setzten das Tier zurück in die sichere Behausung. "Dort wird er nun weiter von seinen Vogeleltern gefüttert und lernt hoffentlich bald fliegen", meinen die Polizeibeamten. Die Falken und alle anderen gefiederten Mitbewohner an der Fassade der Direktion werden auch künftig nie ganz unbeobachtet sein. So gut es geht, haben die Beamten immer auch sie im Blick - und notfalls auch Passanten.

Das sind junge Wanderfalken, die auf dem Rathausturm zu Hause waren. Das Foto ist drei Jahre alt.
Das sind junge Wanderfalken, die auf dem Rathausturm zu Hause waren. Das Foto ist drei Jahre alt. © SZ-Archiv/Mike Jäger

Falken finden in Dresden nicht nur an der Fassade der Polizeidirektion für sie aufgehängte Nistkästen. Solche Quartiere gibt es unter anderem auch im Turm der Martin-Luther-Kirche und auf dem Dach des Hotels Pullman an der Prager Straße. Auch das World Trade Center an der Ecke Freiberger Straße/Ammonstraße ist bei Falken als Nistplatz beliebt.