Dresden. Bauzäune prägen bereits seit knapp zwei Jahren das Bild im Zwingerhof. Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) will ihn komplett sanieren. Seit März 2021 erkunden Archäologen den Untergrund. Deshalb wurde die Hofhälfte direkt vor dem Kronentor zuerst gesperrt. Doch jetzt ist der gesamte Hof bis auf wenige Zugänge dicht. Warum das nötig ist und wie die Sanierung vorankommt.
Die Sperrung: Ursprünglicher Plan gekippt
Geplant war, dass schrittweise jeweils ein Viertel des Zwingerhofs im Uhrzeigersinn saniert wird. Damit haben die Bauleute nach den archäologischen Grabungen im Frühjahr 2022 vor der Bogengalerie der Porzellansammlung begonnen. Doch auf der kleinen, freibleibenden Fläche vor der Sempergalerie hätten sich die vielen Besucher zu sehr gedrängt, erklärt Sachgebietsleiter Joachim Thäle vom SIB. "Außerdem hatten die Archäologen viele Funde, sodass der ursprüngliche Ablaufplan nicht funktioniert hat", sagt er. So stießen sie zuletzt auf Teile von bis zu 800 Jahre alten Stadtmauern. "Deshalb haben wir uns entschieden, den Hof ab diesem Monat weitgehend zu sperren."
Die Zugänge: Direkter Weg durchs Kronentor
Ausgewiesen sind jetzt noch zwei direkte Zugänge. Einer führt durchs Kronentor zum Mathematisch-Physikalischen Salon, der andere vom Durchgang der Sempergalerie zum Französischen Pavillon mit der Ausstellung "Zwinger Xperience" und zum Nymphenbad. Damit sind sichere Zugänge für Besucher gewährleistet. "Außerdem können sie auch weiterhin die Wege auf den Terrassen auf den Pavillons nutzen, von denen sie einen guten Ausblick haben", fügt Zwingerbaumeister Kai-Uwe Beger hinzu.
Durch diese Lösung ist es besser möglich, dass die Archäologen die letzten Flächen auf der Hofseite vor der Sempergalerie gut untersuchen können. "Außerdem kann der Tiefbau mit weniger Schnittstellen zu den Archäologen zügig vorankommen", sagt Thäle.
Der Fortschritt: Erste Leitungstrassen fertig
Zum Auftakt hatten die Bauleute seit dem Frühsommer 2021 die Betondecke unter dem Durchgang am Kronentor erneuert. Dabei mussten sie auch über 300 Jahre alte Fundamente aufwendig sichern, die abgerutscht waren. Die Tiefbauer haben danach auf der Hofhälfte vor dem Kronentor die Trassen für Kabel und Entwässerungsleitungen angelegt, sodass diese nur noch eingezogen werden müssen.
Ab März soll auf dieser Seite zuerst die unterste Schicht, die sogenannte Packlage aus alten Zwingersteinen eingebaut werden. Sie stammen noch von der Hofsanierung zwischen 1924 und 1936. "Jetzt beginnt auch der Tiefbau zur Leitungsverlegung auf er anderen Hofseite vor dem Deutschen Pavillon", erklärt Thäle.
Der Plan: Neue Brunnen vor Gemäldegalerie
Vorgesehen ist zudem, eine Rampe aus Richtung des Französischen Pavillons zum Hauptdurchgang an der Gemäldegalerie zu bauen. Die ersten Arbeiten daran werden im März beginnen. So wird ein barrierefreier Zugang vom Hof möglich. Ab Mai werden zudem auch die beiden großen Hofbrunnen vor der Sempergalerie abgebaut, da sie undicht sind. Geplant ist, sie zu erneuern.
Die Farbe: Genaue Abstimmung mit Denkmalschutz
Der Hof soll eine dunkelbraune wassergebundene Decke erhalten. Der bisherige rötliche Farbton stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus nach 1945, erklärt Zwingerbaumeister Beger. Zu Zeiten von Hofbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann, der den Zwinger ab 1709 errichtet hat, waren die Wege gelbbraun. Bei der letzten großen Hofsanierung unter Zwingerbaumeister Hubert Ermisch zwischen 1924 und 1936 gab es eine rote und eine gelbe Variante. "Derzeit laufen noch die letzten Abstimmungen mit dem Denkmalschutz zum genauen Farbton", sagt er.
Der Wegebelag: Solides Material für Millionen Besucher
Geändert wurde der frühere Plan für die Hauptwege. Aufgrund der starken Belastung im Zwinger mit bis zu drei Millionen Besuchern im Jahr waren Platten aus Sandstein geplant. "Doch der hat die Eigenschaft nachzudunkeln und würde sich so zu stark von den anderen Flächen abheben", erklärt Thäle. Also ist jetzt ein Belag aus beschichtetem Asphalt geplant. In englischen Gartenanlagen oder auch vor der Freitreppe des Potsdamer Schlosses Sanssouci wurde dieser Wegebelag schon eingesetzt, verweist er auf einige Beispiele.
"Zu DDR-Zeiten hieß der Hauptweg durch das Kronentor zur Gemäldegalerie die Protokollstrecke", sagt der Zwingerbaumeister schmunzelnd mit Blick auf die Geschichte. Schließlich kamen Staatsgäste auf diesem Weg in die weltberühmte Ausstellung.
Das Finale: Letzte Arbeiten bis Ende 2024
Die Herstellung der Hof-Oberflächen soll im März nächsten Jahres beginnen. "Ende 2024 wollen wir fertig sein", verweist Thäle auf das Ziel. Der Freistaat investiert für die Arbeiten knapp zwölf Millionen Euro.