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Dresdner Vonovia-Mieter dürfen Belege für Abrechnungen prüfen

Ein Mieternetzwerk fordert Transparenz bei den Heiz- und Betriebskosten. Darauf reagiert nun der Großvermieter Vonovia nach langer Zeit.

Von Nora Domschke
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Dietmar Leuthold (l.) und René Tannhäuser wollen Dresdner Vonovia-Mietern helfen, ihre Abrechnungen zu überprüfen. Dafür haben sie ein Netzwerk gegründet.
Dietmar Leuthold (l.) und René Tannhäuser wollen Dresdner Vonovia-Mietern helfen, ihre Abrechnungen zu überprüfen. Dafür haben sie ein Netzwerk gegründet. © Christian Juppe

Dresden. Plötzlich lagen die Unterlagen vor der Wohnungstür. Seit mehreren Jahren fordern Dietmar Leuthold und René Tannhäuser von ihrem Vermieter Vonovia, dass sie Einblicke in die verschiedenen Abrechnungen bekommen, um prüfen zu können, ob die gezahlten Betriebs- und Heizkosten eigentlich korrekt sind. Dieses Recht steht eigentlich jedem Mieter zu. Dem folgte die Dresdner Vonovia bislang allerdings nur eingeschränkt.

2018 gründeten die beiden Männer deshalb das Netzwerk Vonovia-Mieter Dresden. Ziel ist es, sich mit anderen Mietern und auch mit dem Mieterverein auszutauschen. Im vergangenen Jahr haben sie sich einem deutschlandweiten Netzwerk von 20 Mieter-Initiativen angeschlossen. Das Bündnis „VoNO!via“ vermutet, dass der Konzern mit selbst gefertigten Belegen und intransparenten Verrechnungen den Mietern mehr Geld abknöpfe, als ihm zusteht. Vonovia bestreitet das, ignorierte aber bislang die Forderung der Dresdner und verwehrte den Einblick in die Unterlagen.

Dieses Mal lief es anders. Vielleicht auch deshalb, weil sich Dietmar Leuthold und René Tannhäuser nicht abwimmeln ließen und sich persönlich in der Kundenzentrale des Vermieters angekündigt hatten. "Wir haben einfach eine E-Mail geschrieben, dass wir 9 Uhr vor der Tür in der Fabrikstraße stehen und um die Unterlagen bitten wollen." Kurz vor diesem angekündigten Termin ließ Vonovia ihnen die Unterlagen zukommen. Bis in den Januar hinein wird es nun dauern, bis Leuthold und Tannhäuser alle Abrechnungen geprüft haben. "Aber jetzt haben wir wenigstens etwas in der Hand", sagt Leuthold.

Erhöhung der Vorauszahlung nicht zugestimmt

Der 73-Jährige ist Rentner und verbringt nun - wie auch René Tannhäuser - die Vorweihnachtszeit damit, unzählige Übersichten und Rechnungen zu den einzelnen Posten ihrer Betriebskosten durchzuschauen. Dabei geht es etwa um Dienstleistungen, die der Hausmeister abrechnet, aber auch um gestiegene Kosten für Arbeiten im Außenbereich ihres Hauses. 2019 mussten die Mieter 160 Prozent mehr Geld dafür bezahlen.

Einer Erhöhung der Heiz- und Betriebskostenvorauszahlung für seine Altbauwohnung in Cotta hatte Dietmar Leuthold bereits im September widersprochen. 79 Euro mehr sollte er für die Heizkosten bezahlen, zwölf Euro wurden auf die Betriebskosten draufgeschlagen. Zunächst hatte Leuthold die Forderung auch bezahlt. Dass Vonovia auf den Einspruch reagierte und ihm die Summe von 91 Euro sogar zurückzahlte, hat Leuthold nur zufällig auf seinem Konto entdeckt. "Bis heute gibt es keinerlei Reaktion oder Rückmeldung dazu."

Wie Dietmar Leuthold ärgert sich auch sein Nachbar René Tannhäuser über den Umgang des Unternehmens mit seinen Mietern. "Man blitzt mit seinen Anliegen oft einfach ab, und das ist keine gute Art und Weise, mit seinen Mietern zu kommunizieren." Das wollen die beiden demnächst bei einem Streitschlichter in der von Vonovia eingerichteten Ombudsstelle ansprechen. Mit dem Thema Heiz- und Nebenkosten befassen sich die Streitschlichter allerdings nicht.

Mieterverein rät, Abrechnungen prüfen zu lassen

Bevor sie das Gespräch mit der Ombudsstelle suchen, wollen Leuthold und Tannhäuser aber erst einmal alle Unterlagen und Abrechnungen durchschauen und dabei auch prüfen, wann die einzelnen Leistungen erbracht worden sind. Leuthold hat sich in den vergangenen Monaten genau notiert, wann jemand etwas im Haus gemacht hat und will das nun mit den Angaben in den Abrechnungen vergleichen. "Wenn alles stimmt, will ich mein Geld ja auch nicht ohne Grund zurückhalten." Sollte er Abweichungen entdecken, will er für eine nicht erbrachte Dienstleistung aber auch nicht zur Kasse gebeten werden.

Zu einer Prüfung der Nebenkostenabrechnung rät auch der Mieterverein Dresden, denn die meisten von den Juristen gecheckten Abrechnungen haben tatsächlich sich als fehlerhaft entpuppt. Weil die Kosten für Energie in diesem Winter enorm gestiegen sind, verzeichnet der Mieterverein immer mehr Mitglieder. Zuletzt kamen monatlich rund 200 neue Mitglieder hinzu.

Ab Januar rechnen die Juristen des Mietervereins mit einem regelrechten Ansturm für die Beratungen, denn die Vermieter werden schnellstmöglich die Kosten einfordern, für die sie in Vorleistungen gehen mussten. Sollte ein Mieter die Nachforderung nicht stemmen können, sollte er unbedingt Kontakt mit seinem Vermieter aufnehmen, sagt Florian Bau vom Mieterverein. "Absolut abzuraten ist davon, gar nicht zu reagieren oder die Miete nicht mehr zu überweisen."