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13. Februar in Dresden: Warum das Mahnmal am Altmarkt keine Inschrift mehr hat

Es sorgt im Netz für viel Wirbel: Die Inschrift der Gedenkstätte für die Opfer des 13. Februar am Dresdner Altmarkt ist entfernt worden. Jetzt meldet sich die Stadt zu Wort.

Von Theresa Hellwig
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Bis zum Wochenende wurde hier der Opfer des 13. Februar 1945 gedacht. Nun wurde die Inschrift am Mahnmal auf dem Dresdner Altmarkt entfernt.
Bis zum Wochenende wurde hier der Opfer des 13. Februar 1945 gedacht. Nun wurde die Inschrift am Mahnmal auf dem Dresdner Altmarkt entfernt. © Matthias Rietschel

Dresden. Viel Zeit für Spekulationen hat die Stadt gelassen: Seit Beginn der Woche kursieren im Netz Bilder des Mahnmals auf dem Dresdner Altmarkt, mit dem bisher den Opfern des 13. Februar 1945 gedacht wurde. Denn seit dem Wochenende haben die Steintafeln keine Inschrift mehr. Erst am Dienstag meldete sich die Stadt dazu.

Rechtsextreme Gruppierungen wie „Ein Prozent“ haben das genutzt, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auch der Dresdner Demo-Veranstalter und Chef der rechtsextremen Freien Sachsen im Kreis Pirna, Max Schreiber, nutzte die Stadtaktion auf seinem Telegramkanal, um Stimmung zu machen. Die Opfer dieses Kriegsverbrechens würden niemals vergessen, schrieb er und suggerierte eine Straftat Unbekannter.

Das Gedenken der Opfer des 13. Februar ist dabei bei Weitem kein neues Thema: Seit Jahren gibt es in Dresden eine Debatte um das Gedenken, bei dem - neben friedlichen Veranstaltungen aus der gesellschaftlichen Mitte - auch immer wieder Rechtsextreme aufmarschieren.

Bereits 2019 beschlossen, den Ort umzugestalten

Am Dienstagnachmittag nun hat die Dresdner Stadtverwaltung erklärt, was es mit der fehlenden Inschrift der Gedenktafel auf sich hat. So habe es sich bei der Aktion um eine geplante gehandelt. Die Inschrift an der Tiefgarage sei im Zuge der Bauarbeiten auf dem Altmarkt entfernt worden. "Das wurde vorab nicht kommuniziert und sorgte so berechtigterweise für viele Fragen in der Bevölkerung dazu", gibt sich die Stadt kleinlaut.

So sei bereits 2019 beschlossen worden, die Mahnmale zur Erinnerung im Rahmen des Altmarkt-Umbaus umzugestalten. Schon damals sei entschieden worden, die Gravur in der Lehne der Sitzbank, die gleichzeitig zum Abgang zur Tiefgarage gehört, zu entfernen. "Dies war Bestandteil des Bauvertrages für den Platz", sagt die Stadt.

Dafür gab es zwei Gründe. Zum einen habe es Kritik gegeben, dass der Platz der Inschrift auf einer Bank unwürdig sei, weil Menschen sich vor den Text setzen konnten. Zum anderem habe immer wieder Beschädigungen und Graffiti an dem Mahnmal gegeben.

Neue Stele kommt nächste Woche

2020 hatte die Stadt zudem eine Stele errichten lassen, die über die historische Bedeutung des Ortes informiert. Weil diese im Zuge der Bauarbeiten im vergangenen Jahr beschädigt wurde, sei sie jetzt erneuert worden. Bis spätestens kommende Woche soll sie wieder aufgestellt werden.

Die Inschrift der neuen Stele lautet:

"An dieser Stelle wurden von Ende Februar bis Anfang März 1945 die Leichen von 6.865 Menschen verbrannt. Ihre Asche wurde auf dem Heidefriedhof in einem Massengrab beigesetzt. Sie waren Opfer der Bombenangriffe auf Dresden vom 13. bis zum 15. Februar 1945, bei denen 25.000 Menschen ihr Leben verloren. Der Künstler Einhart Grotegut hat 2005 – zum 60. Jahrestag des Gedenkens – eine metallene Erinnerungsspur im Pflaster des Platzes eingebracht. Außerdem ist der Altmarkt durch ein „Mahndepot“ gekennzeichnet, das den Ort als Teil der Erinnerungsgeschichte des Zweiten Weltkrieges markiert.

Seit 1945 ist der 13. Februar einer der wichtigsten Gedenktage in der Landeshauptstadt Dresden. Seitdem wurde der Gedenktag wiederholt politisch instrumentalisiert und umgedeutet. Am 13. Februar wird der Opfer der Bombardierung infolge des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieges und der Millionen Toten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht.

Dresden ist sich der historischen Verantwortung für diese Menschheitsverbrechen bewusst. Dieses Gedenken mahnt dazu, den Frieden in Europa und weltweit zu erhalten und zu fördern."

"In den vergangenen Jahrzehnten haben wir durch unser gesellschaftliches Engagement immer wieder unterstrichen, wie wichtig uns die Erinnerungskultur ist, da sie ein unverzichtbarer Bestandteil der Geschichte unserer Stadt ist", sagt Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Eine rechtzeitige Information sei eigentlich unerlässlich gewesen. Er sei den Bürgerinnen und Bürgern zwar dankbar für ihr konstruktives Einmischen, denn es verdeutliche, "wie bedeutend dieser Ort im Herzen unserer Stadt ist". Dennoch: "Wir werden es jedoch nicht akzeptieren, dass dieser Anlass für Hetze und Verschwörungstheorien genutzt wird."

Wie die Stadt mitteilt, könnte der Gedenkort auch in der Stadtpolitik noch einmal Thema werden. So seien Diskussionen im konstituierenden Beirat für Erinnerungskulturen denkbar.