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Gedenken an den 13. Februar: Dresden ruft zur Menschenkette auf

Dresden ruft zur Menschenkette auf, um an die Zerstörung Dresdens zu erinnern. Angesichts des erstarkenden Rechtspopulismus wollen die Initiatoren vor allem eines - ein Zeichen gegen Menschenverachtung und Intoleranz setzen.

Von Jonas Niesmann
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Die Stadt Dresden ruft am 13. Februar wieder zur Menschenkette auf. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (3.v.l.) findet das vor allem wegen der aktuellen Enthüllungen um die AfD wichtig.
Die Stadt Dresden ruft am 13. Februar wieder zur Menschenkette auf. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (3.v.l.) findet das vor allem wegen der aktuellen Enthüllungen um die AfD wichtig. © Matthias Rietschel

Dresden. Die Stadt Dresden ruft für den 13. Februar wieder zur Menschenkette auf. So soll am 79. Jahrestag der Zerstörung der Stadt 1945 und der Opfer der Nationalsozialisten gedacht werden.

Welches Zeichen soll mit der Menschenkette gesetzt werden?

"Es ist angesichts der aktuellen Entwicklungen eine neue Form der Aktion gefordert", sagte Ursula Staudinger, die Rektorin der TU Dresden, am Montag. "Eine, von der ich nicht geglaubt hätte, dass sie noch einmal nötig sein würde in Deutschland." Mit der aktuellen Entwicklung meint sie den erstarkenden Rechtspopulismus, den offen zur Schau gestellten Rassismus, die Umfragewerte, die der rechtsextremen AfD in Sachsen aktuell 35 Prozent bescheinigen. Die Teilnahme an der Menschenkette sei ein deutliches Zeichen für Freiheit, Toleranz und Menschenwürde.

Auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) fand am Montag deutliche Worte: "Jedes Jahr versammeln sich Tausende Dresdnerinnen und Dresdner im Herzen unserer Stadt zur Menschenkette, um in stiller Verbundenheit der Opfer von Krieg und Zerstörung zu gedenken. Mehr denn je müssen wir gemeinsam wachsam sein und Menschenverachtung, Antisemitismus und Intoleranz entschieden entgegentreten." Er bezog sich damit wörtlich auf die Enthüllungen zu AfD-Kreisen, die die Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund im großen Stil planen. "Auch dafür steht unsere Menschenkette am 13. Februar. Nie wieder dürfen wir Rechtsextremen die Verantwortung für unsere Stadt, für unser Land überlassen", sagte Hilbert.

Bei den alliierten Luftangriffen auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945 verloren
bis zu 25.000 Menschen ihr Leben, die Innenstadt wurde fast komplett zerstört.
Seit dem Jahr 2010 gedenken die Dresdnerinnen und Dresdner Hand
in Hand mit einer Menschenkette, die sich symbolisch einmal um die Altstadt
legt. Sie erinnern dabei nicht nur an die Toten der Stadt, sondern auch an die
Millionen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Wann und wo findet die Menschenkette statt?

Gegen 17 Uhr wird es an der Goldenen Pforte des Rathauses kurze Ansprachen geben, unter anderem von Dirk Hilbert und Ursula Staudinger. Im Anschluss verteilen sich die Menschen entlang der Route, natürlich kann man auch erst dort dazustoßen. Um 18 Uhr
schließt sich die Menschenkette, indem sich alle bei den Händen nehmen. Etwa zehn Minuten werden die Glocken der Dresdner Kirchen läuten.

Ursula Staudinger appelliert, auch nach der Auflösung der Menschenkette in der Innenstadt zu bleiben, um den Platz nicht etwaigen Rechtsextremisten zu überlassen. Im Rahmen des Dresdner Gedenkwegs werden ab 18.15 Uhr an mehreren Stationen in der Innenstadt Texte vorgelesen, die verschiedene Aspekte der Zerstörung Dresdens beleuchten.

Vor der Frauenkirche findet bereits ab 16 Uhr und bis 22 Uhr ein stilles Gedenken
statt, ab 18.30 Uhr soll dort aus vielen Lichtern eine 20 Meter große Kerze
gebildet werden. Ab 22 Uhr findet dann in der Frauenkirche die Nacht der Stille
statt, die anlässlich des Erstarkens von Rassismus und Rechtspopulismus dieses
Jahr in eine Nacht der Stimmen umbenannt wurde. Gerahmt wird der Abend von
der Ausstellung "Grundpfeiler der Demokratie", die bis zum 3. März im
Hauptraum der Frauenkirche zu sehen ist.

Zudem finden in der Semperoper und im Konzertsaal der Dresdner Philharmonie
im Kulturpalast Konzerte statt, für die aber Karten gekauft werden müssen.

Wie viele Menschen werden erwartet?

Im vergangenen Jahr waren es rund 11.000 Menschen, die sich an der Kette beteiligt
haben. Staudinger, die die Kundgebung angemeldet hat, rechnet dieses Jahr allerdings mit mindestens doppelt so vielen. Sie hofft sogar auf bis zu 40.000
Teilnehmern. Grund dafür sei die Dynamik durch die aktuellen Proteste gegen
rechtsextreme Entwicklungen. An den vergangenen Wochenenden sind deutschlandweit
hunderttausende Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen die AfD und den Rechtsruck im Land zu protestieren. In Dresden hatten sich 21. Januar bis zu 40.000 Menschen versammelt. Für den 3. Februar ist wieder eine große Demonstration
geplant.