SZ + Dresden
Merken

Im Einsatz gegen den Ekel an der Elbe in Dresden

Rohe Putenschenkel, alte Pizzakartons, gefüllte Campingtoiletten: Daniel Ambrosius und Maik Hoffmann räumen das weg, was andere an der Elbe hinterlassen.

Von Christoph Springer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Mit Schaufel, Besen und Plastesack im Einsatz: Daniel Ambrosius (l.) und Maik Hoffmann tragen dazu bei, dass Dresden sauber ist.
Mit Schaufel, Besen und Plastesack im Einsatz: Daniel Ambrosius (l.) und Maik Hoffmann tragen dazu bei, dass Dresden sauber ist. © Christian Juppe

Dresden. An diesem Morgen sind sie schon zeitig fertig auf der Hauptstraße. Maik Hoffmann und Daniel Ambrosius sitzen kurz nach 7 Uhr bereits in ihrem orangefarbenen Mercedes Sprinter, fertig zur Abfahrt hinunter an die Elbe. Es war nicht viel zu tun in der Fußgängerzone zwischen Albertplatz und Goldenem Reiter, der Müll ist weg und sie können zum nächsten Einsatzort fahren. Dort sieht es anders aus.

Die zwei Dresdner gehören zu dem Team der Stadtreinigung, das an diesem Morgen Dresden putzt. "Ich halte meine Stadt sauber", beantwortet Daniel Ambrosius die Frage, ob er gern tut, was er macht. Er mag Dresden und deshalb gehört er zu den Kollegen in Orange, die an diesem Sonnabendmorgen unterwegs sind, um liegengebliebenen Müll einzusammeln. Vier Zweierteams sind auf der Neustädter Elbseite im Einsatz, davon drei allein in der Äußeren Neustadt, dazu arbeiten zwei Teams auf der Altstadt-Seite der Elbe. Später kommen noch die "Papierkorbfahrer", die die Mülleimer leeren, außerdem sind ein bis zwei kleine Kehrmaschinen unterwegs.

Zwei Stunden Arbeit an der Elbe

Maik Hoffmann und Daniel Ambrosius machen an diesem Morgen die Tour, zu der auch die Wiese an der Elbe zwischen Albertbrücke und Augustusbrücke gehört. Eigentlich eine Tour, bei der allein die Arbeit an der Elbe mehr als zwei Stunden dauern kann. Die Zutaten dafür: Warmes Wetter am Abend und viele Dresdner, die sich an der Elbe niederlassen, grillen, feiern oder einem Konzert bei den Filmnächten zuhören.

Warm war es am Freitagabend, perfektes Grillwetter. Und trotzdem haben die zwei Müllmänner bereits beim Blick von der Augustusbrücke festgestellt: Viel ist heute nicht zu tun. Warum das so ist, können auch sie trotz ihrer Erfahrung nicht erklären. Zehn Jahre ist Maik Hoffmann dabei, sieben Jahre Daniel Ambrosius. Sie müssen ein paar Flaschen einsammeln, auch kaputte, an einem Papierkorb unterhalb des Bogenschützens liegen ein Pizzakarton und eine volle Mülltüte, dann findet Daniel Ambrosius eine Pizzapappe, die ihm gut gefällt. "Folter? Oder Müll mitnehmen" hat jemand darauf geschrieben und die Pappe dann an den Elberadweg gelegt.

Das ist ein Pizzakarton, der Daniel Ambrosius gefällt. Er versteht den Text auf Forderung, seinen Müll mitzunehmen.
Das ist ein Pizzakarton, der Daniel Ambrosius gefällt. Er versteht den Text auf Forderung, seinen Müll mitzunehmen. © SZ/Christoph Springer

Dass sie trotz solcher Hinweise und Dutzender Papierkörbe immer Müll auch an der Elbe einsammeln müssen, können Hoffmann und Ambrosius nicht verstehen - obwohl sie ihr Geld damit verdienen. "Die lassen alles stehen und liegen", berichtet Daniel Ambrosius: Einweggrills, Grillreste, Stühle, auch Einkaufswagen und Sofareste haben sie schon gesehen.

Entdecken sie Möbelstücke, rufen sie in der Zentrale an - solche Teile holen später die Sperrmüll-Räumer ab. Pizzakartons finden sie besonders unangenehm, die landen oft neben den Papierkörben, weil sie nicht ohne etwas Mühe in die Öffnungen passen. Dazu müssen sie zusammengefaltet werden.

Flaschensammeln ist verboten

Eklig kann es auch werden. Nicht nur die Hinterlassenschaften von Hunden finden sie auf den Wiesen, Essensreste müssen sie manchmal einsammeln und häufig alte Einweggrills. "Ich habe mal vier Packungen Putenschenkel gefunden, die lagen da schon Stunden bei 40 Grad in der Sonne", erzählt Daniel Ambrosius, aber das sei nicht an der Elbe gewesen. Auf der anderen Flussseite mussten sie kürzlich eine gut gefüllte Campingtoilette auf dem Wohnmobilplatz an der Marienbrücke entsorgen.

Alles, was daneben liegt, müssen die zwei Männer in Orange einsammeln. Den Inhalt des Mülleimers holen andere Kollegen der Stadtreinigung ab.
Alles, was daneben liegt, müssen die zwei Männer in Orange einsammeln. Den Inhalt des Mülleimers holen andere Kollegen der Stadtreinigung ab. © Christian Juppe
Pizzakarton finden die Mitarbeiter der Stadtreinigung besonders unangenehm, auch dann, wenn sie leer sind.
Pizzakarton finden die Mitarbeiter der Stadtreinigung besonders unangenehm, auch dann, wenn sie leer sind. © Christian Juppe
Alles, was in die blauen Säcke passt, wird auch mitgenommen.
Alles, was in die blauen Säcke passt, wird auch mitgenommen. © Christian Juppe
Auch die "Müllsuche" im hohen Gras gehört zu den Aufgaben der Stadtreinigung.
Auch die "Müllsuche" im hohen Gras gehört zu den Aufgaben der Stadtreinigung. © Christian Juppe

Was helfen kann, die Wegwerfmentalität zu bekämpfen? "Den Müll einfach mal liegen lassen", sind sich die zwei Dresdner einig. Aber sie wissen - das geht auch nicht. Überhaupt haben sie strenge Regeln bei ihrer Arbeit. Flaschensammeln ist nicht erlaubt und ihre Touren sind genau vorgeschrieben.

An diesem Morgen sind sie nur für eine Seite des Elberadwegs zuständig, manchmal auch nur für eine Straßenseite. "Das verstehen die Menschen dann nicht", berichteten sie, aber für Erklärungen haben sie keine Zeit.

Weiter, immer weiter, jetzt kommen sie an der Augustusbrücke an und dort haben sie an diesem Morgen ordentlich zu tun. Ein "Müllnest" ist an einem Papierkorb entstanden. So nennen sie Abfall, der einfach in der Landschaft herumliegt. Plastikbecher, Flaschen, Teller, wieder Pizzakartons und volle Mülltüten müssen sie einsammeln. "Wir nehmen alles mit, was in unsere großen Mülltüten passt", sagt Daniel Ambrosius. Dann schaufeln sie den Berg weg.

An der Elbe sind sie jetzt fertig, ihre Tour ist zu Ende. Doch die Arbeit geht noch weiter. Zunächst wollen sie ihren Kollegen helfen, die an diesem Sonnabendmorgen wieder besonders viel am sogenannten Assi-Eck in der Neustadt zu tun haben, vielleicht auch auf dem Alaunplatz. Und dann ist noch Bereitschaft. Sie werden zum Beispiel losgeschickt, wenn irgendwo Müll gebrannt hat und nun abtransportiert werden muss. Auch das machen Maik Hoffmann und Daniel Ambrosius. Sie halten Dresden sauber.