Dresden. Die Arbeiten auf Dresdens traditionsreichster Elbebrücke sind weit fortgeschritten. Seit 2018 wird die elbabwärts liegende Seite saniert. Zwar geht derzeit wegen der eisigen Kälte nichts mehr. Doch noch dieses Jahr soll die Sanierung, die 2017 begonnen hatte, weitgehend abgeschlossen werden.
Nicht nur die Augustusbrücke hat eine lange Tradition, sondern auch das einheimische Material, aus dem sie errichtet wurde – der Sandstein. Viele Steine können erhalten werden, auch wenn sie ausgebessert werden müssen. Andere Sandsteine sind hingegen so kaputt, dass sie ersetzt werden müssen. Als Produktionsleiter der Sächsischen Sandsteinwerke Pirna kümmert sich Uwe Jahr darum, dass das traditionelle sächsische Material hervorragend bearbeitet zur Augustusbrücke kommt.
Der Abbau: 1.500 Tonnen aus Lohmener Steinbruch
Herausgebrochen und -gesprengt wurden die Blöcke an der Lohmener Mühlleite, einem der sechs Steinbrüche des Unternehmens rund um Pirna. Dort sind die Arbeiten aufgrund des Winters zwar derzeit unterbrochen. „Doch der Großteil für die Augustusbrücke ist ohnehin abgebaut“, sagt Jahr. Jetzt fehlen nur noch einzelne Steine, beispielsweise zur Restaurierung der Stirnflächen von Bögen.
Für die Augustusbrücke werden rund 1.500 Tonnen des harten Postaer Sandsteins benötigt, unter anderem für die Konsolsteine, für Pfeiler, Brüstungen und Bögen.
Die Bearbeitung: Hier kommt es auf den Millimeter an
Seit 2017 fertigen die Sandsteinwerker die Steine für die Augustusbrücke, Mitte 2018 wurden die ersten davon geliefert. Zuerst bringen Steinsägemaschinen die Blöcke in die richtige Form. Steinmetze leisten in dem Pirnaer Werk dann die Feinarbeit. Mit Knüpfel und Scharriereisen haben sie zuletzt die Brüstungssteine so bearbeitet, dass sie dem historischen Vorbild entsprechen.
„Da kommt es auf den Millimeter an“, sagt der Produktionsleiter. „Der Großteil der Brüstungssteine ist hergestellt.“ Sie liegen zum Abtransport bereit. Die leichtesten von ihnen wiegen etwa zwei Zentner, die schwersten knapp zwei Tonnen. Dabei handelt es sich um solche Brüstungssteine, in denen die Fahrleitungsmasten der Straßenbahnen stehen.
Der Einbau: Steine werden wie rohe Eier behandelt
Über den ersten drei Bögen auf der Altstädter Seite der Augustusbrücke stehen die wieder aufgebauten Sandstein-Brüstungen bereits. Darum kümmert sich Bauleiter Karsten Engelmann von den Sandsteinwerken, der dafür vier Spezialisten eingesetzt hat. Allerdings sind die Arbeiten derzeit unterbrochen. Erst, wenn der Frost aus dem Bauwerk gewichen und es wieder wärmer ist, können die Arbeiten fortgesetzt werden, erläutert Engelmann.
Etwa 2.000 Brüstungssteine sind auf dieser Brückenseite abgebaut worden. Rund ein Drittel davon war so beschädigt, dass neue Steine hergestellt werden mussten. Die alten Steine sind genau nummeriert worden, damit sie an der gleichen Stelle wieder eingebaut werden können. So sind auch die neu gefertigten Steine gekennzeichnet.
„Beim Einbau müssen wir die Steine wie rohe Eier behandeln“, erklärt Engelmann. „Da dürfen keine Kanten abbrechen oder andere Schäden entstehen.“ Deshalb hat er dort besonders erfahrene Fachleute eingesetzt, die die Steine vorsichtig mit einem kleinen Bagger einsetzen.
Die Qualität: Sandsteinwerke als vorbildlich geehrt
In den Sächsischen Sandsteinwerken arbeiten 70 Beschäftigte. Sie haben unter anderem schon Sandsteine für die Eisenbahn-Marienbrücke, die Albertbrücke und zuletzt für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses hergestellt und eingebaut, erläutert Geschäftsführer Johannes Roßrucker. „Wir haben erfahrene Mitarbeiter, die über ein großes handwerkliches Geschick verfügen – vom Bildhauer bis hin zum Steinmetzlehrling. Unsere Ausbildung ist sehr attraktiv“. Deshalb seien die Sandsteinwerke von der Handwerkskammer Dresden 2018 als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet worden.
Der Zeitplan: Im Sommer ist zweiter Brückenfußweg frei
Bis zum Sommer sollen alle Brüstungen auf der Augustusbrücke stehen, erklärt Sachgebietsleiter Holger Kalbe vom Straßen- und Tiefbauamt. Dann kann der zweite Fußweg freigegeben werden. Danach beginnt der Straßenbau. Damit dies möglich wird, muss zuvor noch der etwa 1,5 Meter breite Asphaltstreifen neben dem 2018 fertiggestellten, elbaufwärtsliegenden Fußweg abgebrochen werden, über den jetzt Fahrradfahrer rollen.
„Mit dem Straßenbau müssen wir im Spätsommer fertig sein, damit die Dresdner Verkehrsbetriebe das Gleisdreieck am Neustädter Markt ausbauen können“, sagt Kalbe. In dem Zuge werden in Höhe des Blockhauses auf beiden Seiten bis Jahresende behindertengerechte Haltestellen gebaut. Ab Jahresende sollen die Bahnen wieder über die Augustusbrücke rollen.
Der nächste Schritt: Bogen-Stirnflächen werden aufpoliert
Eine große Aufgabe haben die Sandsteinwerker aber noch. Zwar sind am Neustädter Ufer die Stirnflächen der Bögen an der elbaufwärts liegenden Seite schon saniert. Über dem Fluss und auf der anderen Brückenseite aber noch nicht. Damit soll schon parallel zum Brüstungsbau begonnen werden.
Welche Schäden vorhanden sind, ist bereits untersucht worden, erklärt Kalbe. Im März sollen die Sandsteinwerke ein genaues Aufmaß machen, bei dem sie ermitteln, wie viele neue Steine benötigt werden. So können die etwa zehn Zentimeter starken Sandsteinplatten schon hergestellt werden.
Die Zeit drängt. Denn wegen dieser Bauarbeiten im Flussbereich kann dann nur noch eine der beiden Schifffahrtsöffnungen für die Passage in beide Richtungen genutzt werden. „Deshalb müssen die Arbeiten gut vorbereitet werden, damit sie reibungslos und schnell vom Schiff aus ausgeführt werden können“, sagt der Sachgebietsleiter. Im Flussbereich sollen sie sechs bis acht Wochen dauern. Insgesamt werden sie sich aber bis 2022 hinziehen. Größere Einschränkungen gibt es deshalb aber nicht.