Dresden. Mit einem symbolischen Spatenstich beginnt die Stadtentwässerung Dresden am 20. Juli den Bau des Industriesammlers Nord. In einer Pressemitteilung teilt das Unternehmen Details des Großprojekts mit. Damit sollen die Mikroelektronik-Betriebe im Dresdner Norden einen direkten großen Abwasser-Anschluss an die Kaditzer Kläranlage erhalten. Der offizielle erste Spatenstich wird im Beisein der Dresdner Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen sowie Gunda Röstel und Ralf Strothteicher, die Geschäftsführer der Stadtentwässerung Dresden, erfolgen.
Immer mehr Abwasser aus Industrie in Dresden
Seit der Wiedervereinigung hat die Stadtentwässerung viel unternommen, um das einst völlig marode Dresdner Kanalnetz zu sanieren. Immerhin ist es rund 1.850 Kilometer lang. Vor allem wegen großer Industrie-Ansiedlungen im Dresdner Norden zwischen Hellerau, Wilschdorf und Klotzsche sind die Abwassermengen in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. 2018 leitete die Industrie noch knapp sieben Millionen Kubikmeter Abwasser ein. "Im vergangenen Jahr konnten wir bereits 10,2 Millionen Kubikmeter verzeichnen", erklärt Ralf Strothteicher, Technischer Geschäftsführer der Stadtentwässerung.
Das wird künftig nicht mehr reichen. Denn vor allem die Halbleiter-Industrie wächst rasant. Allein die Werke von Globalfoundries, Infineon, Bosch und X-Fab leiten schon jetzt mit ihren knapp 8,7 Millionen Kubikmetern 93 Prozent der Dresdner Industrie-Abwässer ein.
Zum Vergleich: Die Abwassermenge aus der Chipindustrie entspricht jenem von 250.000 Einwohnern. Seit diesem Jahr baut Infineon mit seinen bisher rund 3.200 Beschäftigten noch seinen Dresdner Standort an der Königsbrücker Straße kräftig aus. An der Südostecke entsteht bis 2026 ein Neubau für rund 1.000 zusätzliche Jobs.
Der große Nord-Anschluss: Leistungsfähiger dritter Hauptkanal kommt
"Damit wäre das vorhandene Kanalnetz überlastet", sagt Strothteicher. Deshalb baut die Stadtentwässerung den rund zehn Kilometer langen Industriesammler Nord vor allem für die Abwässer der Mikroelektronik-Betriebe. Mit dem rund 70 Millionen Euro teuren Großprojekt sollen das rechtselbische Kanalnetz entlastet und die Möglichkeiten für die weitere industrielle Entwicklung geschaffen werden. Künftig wird das Abwasser direkt von den Gewerbegebieten zur Kläranlage geleitet. "Damit entsteht neben dem Altstädter und Neustädter ein dritter großer Abfangkanal in Dresden."
Bisher fließen diese Abwässer zum Neustädter Abfangkanal und dann zum Kaditzer Klärwerk. Der neue Kanal soll im Gewerbegebiet von Infineon an der Königsbrücker Straße beginnen, dann über den Heller bis zum A4-Anschluss Wilder Mann führen. In dem Bereich ist der Anschluss aus dem Gewerbegebiet Wilschdorf mit Globalfoundries geplant. Der neue Industriesammler soll dann weiter entlang der Autobahn bis zum Klärwerk Kaditz verlaufen.
Der Baustart: Erster Abschnitt bis zum Kaditzer Riegelplatz
Jetzt beginnt der Bau am neuen Industriekanal. Der erste, zwei Kilometer lange Abschnitt führt vom Klärwerk durch die Flutrinne bis zum Kaditzer Riegelplatz unweit des Autobahnanschlusses Dresden-Neustadt. Der Bau in diesem Bereich wird bis Anfang 2026 dauern. Die Arbeiten in den weiteren Abschnitten zwischen dem Riegelplatz und dem Infineon-Standort an der Königsbrücker Straße beginnen im Frühjahr 2024 und werden weitgehend parallel verlaufen.
Die Bauweise: Hydraulikpressen drücken Rohre durch die Erde
Der Industriesammler wird jeweils zur Hälfte in offener und geschlossener Bauweise hergestellt. Im geschlossenen Verfahren werden die bis zu 1,6 Meter starken und zwei Meter langen Stahlbetonröhren mit Hydraulikpressen durch die Erde gedrückt. Die Bauabschnitte in dieser geschlossenen Bauweise sind zwischen 300 und 700 Meter lang. Sichtbar sind nur die bis zu 14 Meter tiefen Start- und Zielgruben für den Rohrvortrieb. Die tonnenschweren Rohrteile werden per Kran in die Startgruben gehoben, wo dann die Hydraulikpressen zum Zuge kommen.
Besonders viel Arbeit werden sie in der Dresdner Heide zwischen Radeburger und Königsbrücker Straße haben. Mit 2,5 Kilometern ist dies das längste Stück des Industriesammlers, wo die Rohre abschnittsweise in geschlossener Bauweise unter die Erde kommen. Nur an der Neuländer Straße, am anschließenden Diebweg hinter dem ehemaligen Standort des Druck- und Verlagshauses am Heller und im Bereich von Infineon an der Königsbrücker Straße, wo eine 80 Zentimeter starke Röhre geplant ist, muss der Untergrund beim Kanalbau aufgebaggert werden. "Spätestens 2027 wollen wir unseren neuen Industriesammler fertigstellen", sagt Strothteicher.