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Platz für 2.000 Menschen: Am Otto-Dix-Center wächst Dresdens neuester Stadtteil

Rund um das Otto-Dix-Center in Dresden-Strehlen entsteht an der Reicker Straße ein neuer Stadtteil. Was geplant ist und wann wer einziehen soll.

Von Dirk Hein
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Stadtplanung-Abteilungsleiter Falko Wendler (l.) und Architekt Carsten Otto vor der zu bebauenden Fläche in Strehlen.
Stadtplanung-Abteilungsleiter Falko Wendler (l.) und Architekt Carsten Otto vor der zu bebauenden Fläche in Strehlen. © Sven Ellger

Dresden. Das brachliegende Gelände einer ehemaligen Gärtnerei an der Reicker Straße soll auf einer Fläche von etwa sieben Hektar bebaut werden. Geplant ist ein neues Stadtviertel mit 800 Wohnungen, Gastronomie, neuem Einzelhandel, aber auch Büros und einem großen Park als "Grüne Mitte". Auch das kriselnde Otto-Dix-Center soll sich verändern.

Wo genau wird am Otto-Dix-Center gebaut?

Mit einem Rahmenplan will Dresden die städtebauliche Entwicklung einer insgesamt 15 Hektar großen Fläche, das entspricht etwa 20 Fußballfeldern, rund um das Otto-Dix-Center (O.D.C.) neu planen. Das Gebiet beginnt etwa auf Höhe des Koitschgrabens, zieht sich über den Otto-Dix-Ring, umschließt das Einkaufscenter und verläuft immer entlang der Reicker Straße, bis erneut der Otto-Dix-Ring das Areal abschließt.

Um dieses Gebiet an der Reicker Straße in Dresden geht es.
Um dieses Gebiet an der Reicker Straße in Dresden geht es. © www.luftbildvertrieb-mueller.de

In einem ersten Schritt entwickelt werden soll neben dem Otto-Dix-Center die sieben Hektar große Fläche einer ehemaligen Gärtnerei, die 2005 schließen musste. In der Folgezeit war dort noch Kfz- und Sanitärgewerbe angesiedelt, auch eine Tankstelle wurde betrieben. Ein Investor kaufte die Fläche, nach und nach verschwanden Gewerbe und Tankstelle.

Auf der anderen Seite der Reicker Straße schließt sich der ebenfalls geplante Wissenschaftsstandort Ost an. Beides zusammen soll einen eher sozial benachteiligten Stadtteil zu neuer Blüte führen. "Auf einer Seite der Straße werden etwa 2.000 Menschen neu wohnen, auf der anderen Straßenseite Tausende in Instituten und Forschungseinrichtungen arbeiten. Es gibt neue Bedarfe nach Gastronomie, einem Bäcker, kleinen Läden", sagt Architekt Carsten Otto von O+M Architekten. Vieles davon soll in hohen, bis zu siebenstöckigen Gebäuden an der Reicker Straße untergebracht werden. Lärmgeschützt dahinter sollen etwa 800 Wohnungen entstehen.

Der Blick vom Otto-Dix-Center in Richtung Panometer: Auf dieser Fläche wird der Wissenschaftsstandort Ost entstehen.
Der Blick vom Otto-Dix-Center in Richtung Panometer: Auf dieser Fläche wird der Wissenschaftsstandort Ost entstehen. © Sven Ellger

"Es ist eine von ganz wenigen Flächen in der Stadt, auf denen sich so eine große Entwicklung noch vollziehen lässt", sagt Falko Wendler, Abteilungsleiter in der Stadtplanung im Rathaus.

Wie ist das Otto-Dix-Center beteiligt?

Das 2001 eröffneten Otto-Dix-Center sollte eigentlich der weit ausstrahlende Mittelpunkt eines ganzen Viertels sein. Doch rundherum wurden Platten abgerissen, viele Menschen zogen weg. Seitdem 2011 der wichtige Mieter Saturn seinen Mietvertrag nicht mehr verlängert hatte, ging es bergab mit dem Einkaufszentrum. Seit 2021 ist das dazugehörige Parkhaus geschlossen. Wichtigster Ankermieter ist Kaufland.

Viele der kahlen Außenflächen am O.D.C sollen umbaut, das Center deutlich aufgewertet werden.
Viele der kahlen Außenflächen am O.D.C sollen umbaut, das Center deutlich aufgewertet werden. © Sven Ellger

Das deutlich zu groß geplante Einkaufscenter, das wieder einen neuen Eigentümer hat, könnte nun zum großen Profiteur der Entwicklungen auf beiden Seiten der Reicker Straße werden. "Wir nehmen das O.D.C. mit in diese Entwicklung", sagt Architekt Carsten Otto.

Konkret soll das Center nahezu komplett mit neuen Anbauten umgeben werden und so ein neues Gesicht erhalten. Wohnungen, Büros und ein Ärztehaus sollen entstehen. Die nie wirklich genutzte offene Passage durch das Center soll zum begrünten Innenhof werden. Als neuer Mittelpunkt des Viertels ist ein Stadtraum zwischen dem Center und dem neuen Wohngebiet auf der jetzigen Gärtnerei-Brache geplant.

Wer ist der Investor und was plant er?

Auf dem Areal gibt es neben einem kleinen privaten Besitz und dem O.D.C. einen großen Investor - die Quarterback Immobilien GmbH. Das aus Leipzig stammende Unternehmen hat in Dresden unter anderem den "Dreckschen Löffel" abgerissen und dort ein Wohnhaus gebaut. Aktuell wird durch den Investor zum Beispiel das Hochhaus am Pirnaischen Platz saniert.

Neben Stadtvillen und Reihenhäusern sollen auf dem Gebiet auch größere Wohnblöcke gebaut werden. Angedacht ist ein autoarmes Quartier, was über so wenig wie möglich Tiefgaragenstellplätze und nur sehr wenige Erschließungsstraßen verfügen soll. Durch die zentrale und gut an den ÖPNV angeschlossene Lage sollen die Möglichkeiten der Stellplatzsatzung zur Absenkung der vorgeschriebenen Stellplätze genutzt werden.

Momentan wird im Rathaus diskutiert, den vorgeschriebenen Anteil an Sozialwohnungen in diesem Neubaugebiet abzusenken oder auszusetzen. Hintergrund sind die reichlich vorhandenen sozialen Brennpunkte im Umfeld. Das neue Quartier soll ein Gegengewicht bieten, sich aber nicht abschirmen. Stattdessen ist eine für das Umfeld gemeinsam geplante Grünfläche und ein Nachbarschaftszentrum geplant.

Wie geht es jetzt weiter?

So schnell wie möglich soll der Stadtrat zuerst den Rahmenplan für die bauliche Entwicklung des Gebietes beschließen, damit im Anschluss der Bebauungsplan aufgestellt werden kann. Etwa drei Jahre später könnte der beschlossen werden.

Läuft alles nach Plan, könnten frühestens ab Ende 2027 die ersten Bagger anrollen. Bis dahin soll sich auch der angrenzende Wissenschaftsstandort Ost mit Leben füllen. Mit einem Fraunhofer-Institut ist der Vertrag für die erste große Ansiedlung bereits unterzeichnet worden.