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Wer hat Schuld am Dresdner Schwimmhallen-Debakel?

Die Dresdner Bädergesellschaft verschiebt den Neubau der Schwimmhalle in Klotzsche auf "unbestimmte Zeit". Widerspruch und Ärger sind groß.

Von Dirk Hein
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Auf diesem Areal an der Königsbrücker Landstraße sollte eigentlich die Schwimmhalle für Klotzsche gebaut werden.
Auf diesem Areal an der Königsbrücker Landstraße sollte eigentlich die Schwimmhalle für Klotzsche gebaut werden. © Marion Doering

Dresden. Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges und die Energiekrise machen aus Sicht der Dresdner Bäder GmbH eine "Neubewertung" des Neubaus einer Schwimmhalle in Klotzsche notwendig. Weil sowohl Geld für den Ersatzneubau als auch für den dauerhaften Betrieb der Halle fehlt, soll auf unbestimmte Zeit nicht gebaut werden. Solange eine Betriebserlaubnis vorliegt, kann die 1935 gebaute und wesentlich kleinere Schwimmhalle in Klotzsche noch genutzt werden. Für die Zeit danach fehlt jede Alternative.

"Dem Verkauf von Immobilie und Grundstück der jetzigen Schwimmhalle und Sporthalle war nur unter der Bedingung des Neubaus einer Schwimmhalle und dem Ersatz der Sporthalle im Dresdner Norden zugestimmt worden. Inzwischen scheint es weder Schwimmhalle noch Sporthalle in naher Zukunft zu geben", ärgert sich Stadträtin Anja Apel (Linke). Sie fordert die Verwaltung auf, "die Entscheidung zurückzunehmen".

Auch Torsten Schulze (Grüne) besteht darauf, dass sich die Bäder GmbH nicht einfach aus dem Projekt zurückzieht. "Ähnlich wie beim Defizitausgleich der DVB muss zusammen mit der Stadt nach neuen Formen der Finanzierung gesucht werden." Schulze kritisiert, dass die Dresdner Bäder bisher auf konventionelle Energie gesetzt haben. Der Verzicht auf Fotovoltaik räche sich jetzt.

Die AfD kritisiert die Bäder GmbH hart. Stadtrat Uwe Vetterlein: "Es ist mehr als bedenklich, wenn ein städtisches Unternehmen ein derartiges Eigenleben entwickelt und sich über bereits gefasste Beschlüsse einfach hinwegsetzt." Vetterlein moniert zudem, dass die Bäder nicht frühzeitig auf das Problem hingewiesen hätten.

Silvana Wendt (Frei Wähler/Freie Bürger) sieht die Versäumnisse weniger bei den Dresdner Bädern, sondern eher im Rat. "Die Bäder GmbH konnte das tägliche Geschäft nicht mehr finanzieren, wie sollte da ein Neubau gestemmt werden. Das hätte den am Haushalt beteiligten Fraktionen klar sein müssen."

In einem Brief an die Dresdner Stadträte hatte der Geschäftsführer der Bäder GmbH, Matthias Waurick, Anfang Dezember dringend mehr Geld eingefordert, um die Dresdner Schwimmhallen wie bislang offen halten zu können. Der Rat stimmte zum Großteil zu. Über den in Schieflage geratenen Neubauplan in Klotzsche war hingegen in den Haushaltsverhandlungen nicht beraten worden. Die Meinungen im Rat gehen nun darüber auseinander, ob die Bäder GmbH nicht deutlich genug gewarnt hat, oder ob eine Mehrheit im Rat das Projekt trotz Warnungen scheitern ließ.

Das Dresdner Rathaus will sich erst am Mittwoch zum faktischen Aus des Neubaus äußern.