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Rettungswagen kommen in Dresden häufiger verspätet beim Patienten an

2022 kamen Rettungswagen in Dresden nur in 87 Prozent der Notfälle innerhalb der vorgegebenen Frist an. Woran das liegt, was dagegen getan werden soll und wie Dresden im Vergleich dasteht.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Die allermeisten Rettungswagen erreichen Patienten in Dresden innerhalb von zwölf Minuten. Allerdings werden es weniger.
Die allermeisten Rettungswagen erreichen Patienten in Dresden innerhalb von zwölf Minuten. Allerdings werden es weniger. © Symbolfoto: Rene Meinig

Dresden. Zwölf Minuten. In dieser Zeit sollte der Rettungswagen spätestens beim Patienten sein. Zwei Minuten werden dafür einkalkuliert, dass der Notruf weitergeleitet wird und die Besatzung mit dem Rettungswagen ausrückt, zehn Minuten für die Fahrzeit. Laut Verordnung muss diese Frist in 95 Prozent aller Einsätze eingehalten werden. Dresden schafft das allerdings schon seit einigen Jahren nicht mehr.

In den Jahren 2018 und 2019 schafften es die Rettungswagen noch, in 90 Prozent der Fälle innerhalb von zwölf Minuten beim Patienten zu sein. Im vergangenen Jahr - 2022 - ist die Hilfsfrist nur noch in 87 Prozent der Notrufe erfüllt worden, teilte das Rathaus vor wenigen Tagen den Stadträten mit. "Durch die weiterhin hohen Einsatzzahlen kam es zu einer nochmaligen Verschlechterung der Hilfsfristenerfüllung", heißt es.

Rettungswagen rückten in Dresden über 88.000-mal aus

Tatsächlich klettert die Zahl der Notrufe, die in der Übigauer Leitstelle eingehen, von Jahr zu Jahr. 2022 gingen dort gut 207.000 Anrufe über die Nummer 112 ein - plus zwölf Prozent gegenüber 2021. Daraus ergaben sich für den Dresdner Rettungsdienst fast 170.000 Einsätze - ein Anstieg von etwa acht Prozent gegenüber dem Vorjahr, so das Brand- und Katastrophenschutzamt.

Die Rettungswagen waren mit Abstand am meisten unterwegs. Sie wurden zu 88.281 Einsätzen alarmiert (plus elf Prozent). In 26.654 Fällen kam ein Notarzt zum Einsatz. 54.680-mal wurden Krankentransporte durchgeführt, 304-mal war der Intensivtransportwagen unterwegs.

Nicht jeder Einsatz ist immer ein Notfall, dennoch müsse zunächst ein Rettungsfahrzeug rausgeschickt werden, erklärte der damals zuständige Bürgermeister Detlef Sittel (CDU), als 2021 das Richtfest für die neue Rettungswache in Leuben gefeiert wurde. Darüber hinaus spiele die demografische Entwicklung innerhalb der Stadt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sprich: mehr Ältere, mehr gesundheitliche Notfälle.

Obwohl die Hilfsfristen-Quote in Dresden gesunken ist, steht die sächsische Landeshauptstadt noch vergleichsweise gut da. In Leipzig traf Hilfe im zweiten Halbjahr 2022 nur in 66 Prozent der Notfälle innerhalb von zwölf Minuten ein, in Chemnitz und dem Westerzgebirge in 71 Prozent, im Landkreis Meißen in 71 Prozent, im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in 81 Prozent und im Landkreis Bautzen in 73 Prozent, wie eine Landtagsanfrage der Linke-Abgeordneten Susanne Schaper ergab.

Seit Dezember 2022 ist die neue Rettungswache auf der Zamenhofstraße in Betrieb, um die Hilfsfrist wieder häufiger einzuhalten, vor allem im Dresdner Osten. Dort ist der Bedarf zuletzt besonders groß gewesen, wie die Zahlen zeigen. 2021 konnte die Vorgabe in den Stadtteilen Laubegast, Leuben und Niedersedlitz nur in 84 Prozent der Einsätze erfüllt werden. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zur Inbetriebnahme: "Im Notfall zählt jede Sekunde. Je dichter das Netz von Rettungswachen ist, umso schneller kann Hilfe vor Ort sein." Auch zusätzliches Personal und Rettungsfahrzeuge brauche es, um den steigenden Einsatzzahlen gerecht zu werden.

Weitere Rettungswachen in Planung

Was zusätzliches Personal angeht, so sieht die Lage auf dem Arbeitsmarkt für den Rettungsdienst alles andere als günstig aus. In der Pandemie - insbesondere zwischen Herbst 2021 und Sommer 2022 - war das Rettungspersonal in Dresden "erheblich überlastet". Das führte laut Rathaus dazu, dass Mitarbeiter bei den beauftragten Hilfsorganisationen den Rettungsdienst verließen. Die Personalsituation wurde deshalb vor genau einem Jahr, im Sommer 2022, als kritisch eingeschätzt.

Um innerhalb von zwölf Minuten beim Patienten zu sein, trotz steigender Einsatzzahlen, sollen nun weitere Fahrzeuge angeschafft werden. Auch der sogenannte Rettungsdienstbereichsplan, sozusagen der Masterplan für Dresden, soll vorzeitig erneuert werden. Dieser enthält auch ein Personalkonzept. Noch in diesem Jahr sollen die Stadträte den neuen Plan zu Gesicht bekommen.

Bereits in Planung sind zwei weitere Rettungswachen. Als nächstes großes Vorhaben, ebenfalls im Dresdner Osten, steht der Ersatzneubau der alten Rettungswache auf der Stephensonstraße an, laut Stadt vermutlich in Reick. Das bisherige Gebäude war ursprünglich als Wache einer Betriebsfeuerwehr errichtet und erfüllt inzwischen nicht mehr die Anforderungen an eine moderne Rettungswache. Als zweites großes Projekt im Rettungsdienst soll bis 2030 ein Neubau auf der Strehlener Straße entstehen. Dort soll es auch eine neue Leitstelle geben.