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Zwei Dresdner fordern neue Traditionen für Silvester

Feuerwerk gehört an Silvester einfach dazu. Oder nicht? Zwei Dresdner fordern neue Silvestertraditionen. Auch der Stadtrat hat sich damit beschäftigt.

Von Moritz Schloms
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Silvesterfeuerwerk an der Waldschlößchenbrücke im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen.
Silvesterfeuerwerk an der Waldschlößchenbrücke im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen. © René Meinig

Dresden. "Dresden braucht neue Traditionen." Diese Forderung erheben Louise Hummel-Schröter und Ronny Geißler. Die beiden wollen Feuerwerk an Silvester einschränken. Feiern gehe auch ohne die massive Umweltverschmutzung, das Tierleid und die Verletzungsgefahr für Menschen durch Böller, sagt Geißler, der sich auch in der Initiative "Wir lieben Elbe" einsetzt.

Gemeinsam träumen Ronny Geißler und Louise Hummel-Schröter mit ihrer gemeinsamen Initiative "Dresden feiert fair" von einem anderen Silvesterfest.

Louise Hummel-Schröter und Ronny Geißler: Beide engagieren sich für die Initiative „Wir lieben Elbe“. Diese ruft jährlich zum Neujahrsputz der Elbwiesen in Pieschen auf.
Louise Hummel-Schröter und Ronny Geißler: Beide engagieren sich für die Initiative „Wir lieben Elbe“. Diese ruft jährlich zum Neujahrsputz der Elbwiesen in Pieschen auf. © René Meinig

Die Stadt könne privates Feuerwerk zu Silvester nicht ohne Weiteres verbieten, sagt Geißler. Viel wichtiger sei es daher, dass die Stadt sich aktiv dafür einsetze, neue Traditionen in Dresden zu etablieren. Das heißt auch, dass die Stadt über das Jahr hinweg nicht so viele Veranstaltungen unterstützen soll, die auf Pyrotechnik zurückgreifen.

Welche Gründe sprechen für ein Böllerverbot?

Das fordern auch die Grünen im Stadtrat. Im April diesen Jahres hieß es, die Grünen wollen Antrag in den Rat einbringen. Darin sollte gefordert werden, das Feuerwerk in der Innenstadt "deutlich zu reduzieren". Dazu kam es jedoch nicht.

Stadträtin Andrea Mühle meint, die Bürgermeisterwahl, die vier mal scheiterte, habe den Stadtrat in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Die Grünen sahen parallel zu den Debatten um einen neuen Haushalt keine Kapazitäten, einen Antrag einzubringen.

Die Idee: Raketen könnten zum Beispiel an vorab genehmigten Orten gezündet werden. Denkbar wäre laut den Grünen ein Verbot von "Böllern und anderen pyrotechnischen Gegenständen mit ausschließlicher Knallwirkung". Stadträtin Andrea Mühle: "Das ist ein Wunsch aus der Bürgerschaft und von unseren Mitgliedern. Es gibt das Bedürfnis, Silvester anders zu feiern."

Louise Hummel-Schröter und Ronny Geißler stören sich nicht nur am Lärm während Silvester, sondern auch an der Umweltverschmutzung, die am nächsten Tag sichtbar wird. Die beiden engagieren sich für die Initiative "Wir lieben Elbe". Diese ruft jährlich zum Neujahrsputz der Elbwiesen in Pieschen auf. Die Gruppe trifft sich auch nächstes Jahr am 1. Januar um 11 Uhr, sowie am 7. Januar um 14 Uhr an der Molenbrücke, um dort die Überreste von Silvester einzusammeln.

Louise Hummel-Schröter und Ronny Geißler von "Wir lieben Elbe" säubern die Molenbrücke im Januar 2022.
Louise Hummel-Schröter und Ronny Geißler von "Wir lieben Elbe" säubern die Molenbrücke im Januar 2022. © Sven Ellger

"Tiere werden aufgeschreckt, sie können Knalltraumata erleiden, sie können verletzt werden, die Winterruhe wird gestört", begründet Louise Hummel-Schröter ihre Ablehnung von Pyrotechnik an Silvester. Bei ihr spielt aber auch ein persönlicher Aspekt mit. "Ich habe Angst vor Feuerwerk. Neujahr war für mich daher immer mit Sorgen behaftet."

Für Louise Hummel-Schröter geht es bei der Debatte nicht um Freiheit. Stattdessen gehe es um die Verteidigung der Privilegien der Böller-Fans, welche in Deutschland jedoch nicht in der Mehrheit seien. In einer Umfrage der "Welt" hatten 51 Prozent der Deutschen ein Böller-Verbot an Silvester gefordert.

Mehrheit der Sachsen ist gegen ein Böllerverbot

Die meisten Sachsen hingegen sind gegen ein Feuerwerksverbot. Das ergibt eine repräsentative Umfrage von Sächsische.de und den Meinungsforschern von Civey. Demnach sagen 49 Prozent der Befragten, sie seien gegen ein Feuerwerksverbot. 42 Prozent hingegen wünschten sich harte Einschränkungen und mehr Ruhe zum Jahreswechsel.

Eine weitere Umfrage von Sächsische.de und Civey zeigt allerdings, dass die Sachsen mehrheitlich keine Feuerwerkskörper kaufen.

Demnach haben nur 28 Prozent der Menschen in Sachsen vor, sich mit Böllern und Raketen zu versorgen. Mehr als zwei Drittel hingegen will lieber die anderen zündeln lassen oder bevorzugen einfach einen stillen Jahreswechsel.