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So will Dresden der tödlich verunglückten "Fernsehturm-Pioniere" gedenken

Im Juli 2022 starben Eberhard Mittag und Klaus Martin bei einem Flugzeugabsturz. Ihr letzter Flug galt dem Fernsehturm. Jetzt soll an beide erinnert werden.

Von Dirk Hein
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Die "Fernsehturm-Pioniere" Klaus Martin (links) und Eberhard Mittag starben bei einem Flugzeugabsturz.
Die "Fernsehturm-Pioniere" Klaus Martin (links) und Eberhard Mittag starben bei einem Flugzeugabsturz. © Sven Eller/ Rene Meinig

Dresden. "Ohne sein Engagement für den Fernsehturm und ohne diesen Flug wäre er jetzt noch am Leben", sagte der Sohn von Klaus Martin, Chris Martin, kurz nach dem Absturz. Am Morgen des 26. Juli 2022 waren Eberhard Mittag und Klaus Martin in Großenhain in ein Ikarus-Ultraleichtflugzeug gestiegen. Die beiden wollten eigentlich nach Wels in Österreich, um sich neue Technik vorstellen zu lassen, die im wiedereröffneten Fernsehturm zum Einsatz hätte kommen sollen. Beide überlebten den folgenden tragischen Absturz nicht. Nun will der Fernsehturmverein an Mittag und Martin erinnern.

Was leisteten Mittag und Martin für den Turm?

Klaus Martin kannte den Fernsehturm wie kaum ein anderer: Nachdem er mit 26 Jahren von der Handelshochschule in Leipzig gekommen war, durfte er ab 1967 als Technologe des HO-Gaststättenbetriebs bis zu dessen Eröffnung 1969 mit an der Ausstattung des Fernsehturms arbeiten. Zudem entwarf Martin das Exposé des Fernsehturmvereins für die immer wieder geforderte Wiedereröffnung.

2004, als der Fernsehturm-Verein gegründet wurde, waren Mittag und Martin dabei. Eberhard Mittag war bis zu seinem Tod Vereinsvorsitzender. Jahrelang schrieb Mittag immer wieder Briefe an die Bundeskanzlerin, an die verschiedenen sächsischen Ministerpräsidenten, an die Chefs der Telekom. Viele Jahre kamen höfliche Absagen. 2017 stellte Mittag jedoch schlussendlich den Kontakt zum Bundestagsabgeordneten Thomas Jurk her, der bei der millionenschweren Finanzhilfe des Bundes vermittelte.

Wie könnte nun erinnert werden?

In den sozialen Medien hat der Fernsehturmverein einen ersten Entwurf für eine Gedenktafel vorgestellt. Darin wird an Eberhard Mittag und Klaus Martin als "unvergessene Pioniere des Fernsehturmes zu Dresden" erinnert. Die Plakette soll demnach zur Wiedereröffnung des Turmes "am, im oder in der Nähe des Turmes" angebracht werden.

"Die Idee dazu entstand bereits kurz nach dem tragischen Unfall. Beide, vor allem aber Eberhard Mittag als Gründer des Vereins, haben ihr ganzes Herzblut in die Wiedereröffnung des Turms gesteckt. Dem soll würdig gedacht werden", sagt Ulrich Dreßler, seit Herbst 2022 neuer Vorsitzender des Fernsehturmvereins. Die besondere Leistung beider im Zusammenhang mit der nun tatsächlich bevorstehenden Wiedereröffnung dürfe nicht in Vergessenheit geraten.

Der Verein hofft daher auf eine "deutlich sichtbare Erinnerung, zum Beispiel eine Gedenktafel". Details dazu seien aber noch nicht endgültig besprochen worden.

Was sagen Stadt und Betreiber dazu?

Lars Knüpfer vom künftigen Betreiber Fernsehturm Dresden GmbH sagt: "Wir können uns eine Erinnerung und Würdigung der beiden Verstorbenen gut vorstellen." Dies könne beispielsweise über eine Informationstafel geschehen, auf der zur Geschichte des Turmes und über wesentliche Akteure informiert wird. Konkrete Entscheidungen dazu sind aber noch nicht getroffen.

Der Fernsehturmverein sei bislang mit dem Vorhaben noch nicht an die Landeshautstadt herangetreten, heißt es dazu aus dem Rathaus. "Das Bürgermeisteramt steht dem Verein für Gespräche dazu gern zur Verfügung."

Wie laufen die Pläne zur Wiedereröffnung des Turmes?

Noch immer ist es das ehrgeizige Ziel von Stadt und den neuen Betreibern, 2025 eine Wiedereröffnung des Fernsehturmes möglich zu machen. Sicher ist dies noch nicht. Die Finanzierung dafür steht jedoch. 25,6 Millionen Euro kostet es insgesamt mindestens, den Fernsehturm wiederzubeleben, die Hälfte der Kosten trägt der Bund. Die restlichen 12,8 Millionen Euro teilen sich der Freistaat und die Stadt Dresden. Weitere mindestens 43 Millionen Euro kostet die Umsetzung des Verkehrskonzeptes, die Stadt hofft auf Fördergelder. Viele der Baumaßnahmen wären ohnehin geplant gewesen.

Der Rat hat 2021 Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) damit beauftragt "die Voraussetzungen für die schrittweise Revitalisierung des Fernsehturmes bis 2025" zu schaffen. Aus Sicht der Stadt hat die Planungsphase dafür mittlerweile begonnen. In einem ersten Schritt wurde ein Dresdner Planungsbüro damit beauftragt, einen Projektsteuerer und Generalplaner zu finden. Die ebenfalls geforderte Einwohnerversammlung hat im vergangenen November stattgefunden. Zwei Parkhäuser sollen kommen, ein Baumwipfelpfad könnte zum Turm führen. Hunderte Meinungen dazu gingen online ein. Viele davon äußerten sich ablehnend zur geplanten Wiedereröffnung. "Alle Anregungen und Hinweise werden aktuell ausgewertet und letztlich dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt", sagt dazu Hilbert.

Auch am Verkehrskonzept wird weiter gearbeitet. Ein wissenschaftlicher Beirat unter Leitung der TU Dresden hat beispielsweise über innovative Wege zum Turm gesprochen. "Als zu bevorzugendes innovatives Verkehrsmittel wurde das autonome (elektrische) Busshuttle-System bestimmt", so Hilbert weiter. Für ein Seilbahnsystem, wie es der Fernsehturm-Verein immer wieder fordert, erfolgten demnach mehrere Untersuchungen. "Die Seilbahn hat eine eingeschränkte verkehrliche Wirkung. Die Genehmigungschancen sind ebenfalls eingeschränkt. Zudem ist die Finanzierung fraglich. Daher wird die Seilbahn derzeit nicht weiterverfolgt", sagt der OB.

Transparenzhinweis: Die Fernsehturm Dresden GmbH besteht aus drei lokalen Akteuren - der DDV-Mediengruppe, zu der auch Sächsische.de und die Sächsische Zeitung gehören, der Dresdner Tourist-Information (eine DDV-Tochter) und der Kommunikationsagentur Avantgarde Sales & Marketing. Diese "teilen" sich den Turm zu je einem Drittel - und konnten im Juni 2021 mit ihrem Konzept für die Wiederbelebung ab 2025 überzeugen.