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Staus, Baustellen, Tempolimits: So lange brauchen Dresdens Autofahrer zur Arbeit

Der Großraum Dresden gehört zu den verkehrsbelastetsten Regionen Deutschlands, zeigt eine neue Studie. Welche Zeiten Autofahrer meiden sollten.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Halbleere Straßen wie zur Corona-Pandemie? Sind Geschichte. Dresdens Autofahrer stehen wieder häufiger im Stau.
Halbleere Straßen wie zur Corona-Pandemie? Sind Geschichte. Dresdens Autofahrer stehen wieder häufiger im Stau. © René Meinig

Dresden. Autofahrer im Raum Dresden gehören zu den geduldigsten in ganz Deutschland. Müssen sie, wenn man sich den neuen Traffic Index des Verkehrsdaten-Dienstleisters Tomtom anschaut. Für eine zehn Kilometer lange Strecke brauchten PKW-Insassen 2023 im Schnitt 17 Minuten und 50 Sekunden. 2022 waren es noch 15 Minuten. Länger saßen nur Fahrer und Mitfahrer in den Regionen Frankfurt, Aachen, Wiesbaden und Berlin im Wagen.

Dichter Verkehr: Dresden auf Platz 4 der belastetsten Regionen

"Die Entwicklung im Jahr 2023 zeigt einen allgemeinen Rückgang der Durchschnittsgeschwindigkeiten in fast 60 Prozent der untersuchten Städte weltweit", wie Tomtom am Mittwoch mitteilte. In Deutschland ging es demnach in 13 der 27 untersuchten Städte langsamer voran, in zehn Städten blieb alles beim Alten. Nur in vier Städten kamen Autofahrer im vergangenen Jahr schneller an ihr Ziel.

Die Fahrzeit ergebe sich einerseits aus Straßengröße, Straßenzustand oder Tempolimit, andererseits aus dynamischen Faktoren wie Staus, Baustellen oder schlechtem Wetter. Allein Stau und dichter Verkehr haben 2023 in der Region Dresden zu einem Zeitverlust von 3 Minuten und 53 Sekunden auf einer zehn Kilometer langen Strecke geführt, so Tomtom in seinem Traffic Index. Damit schafft es Dresden auf Platz 4 der verkehrsbelastetsten Metropolregionen Deutschlands. Betrachtet wurden Dresden und das dazugehörige Umland.

Schaut man nur auf den Stadtverkehr (bis zu fünf Kilometer um das Zentrum), so schneidet Dresden im Ranking etwas besser ab. Mit Leipzig (Platz 3) befindet sich allerdings wieder eine sächsische Großstadt unter den Top 5 der "langsamsten Städte".

Berufsverkehr: Besser vor 7 Uhr oder nach 8 Uhr fahren

Wer kann, sollte den Berufsverkehr meiden. In Dresden und dem Umland war dieser im vergangenen Jahr morgens von 7 bis 8 Uhr sowie nachmittags von 15 bis 17 Uhr am dichtesten, so die Messungen. In weniger als 20 Minuten waren zehn Kilometer meist nicht zu schaffen. Wer ausschließlich im Stadtgebiet unterwegs war, musste dagegen noch einmal zwei, drei Minuten pro Fahrt mehr einplanen. Oft blieb es bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 30 km/h.

Hin und zurück saßen Autofahrer somit durchschnittlich 40 Minuten am Steuer. Davon waren laut Tomtom fast 13 Minuten dem dichten Verkehr geschuldet. Auf das ganze Jahr gesehen, summierte sich die Stau- und Stop-and-Go-Zeit auf stolze 49 Stunden – mehr als zwei volle Tage, an denen Geduld gefragt war, anstatt später aufstehen oder sich vom Arbeitstag ausruhen zu können.

Homeoffice: Ein Tag pro Woche spart über 100 Euro im Jahr

Nun ist Homeoffice nicht in allen Berufen möglich. Wer von daheim aus arbeiten kann, sollte aber zumindest darüber nachdenken: Wer 2023 zum Beispiel nur donnerstags – der verkehrsreichste Tag in der Woche - nicht in den Betrieb gefahren ist, konnte laut Tomtom 133 Euro Benzin, 35 Stunden Fahrzeit und 168 Kilogramm CO2-Emmission sparen. Wer dienstags, mittwochs und donnerstags zu Hause blieb, hatte 106 Stunden und 398 Euro mehr für andere Dinge zur Verfügung. Zur Bewertung der Kraftstoffkosten ermittelte Tomtom den durchschnittlichen Tagespreis.

Alternative Fahrrad: Kaum länger unterwegs

Für viele Pendler ist das Fahrrad durchaus eine Alternative zum Auto, um zur Arbeit zu kommen. Der Elberadweg verbindet zum Beispiel Dresden mit Radebeul, Heidenau, Pirna und Coswig. Tatsächlich sind Radfahrer im vergangenen Jahr nur unwesentlich länger unterwegs gewesen als Autofahrer. Im morgendlichen Berufsverkehr lag das durchschnittliche Tempo bei rund 30 km/h. Damit schaffte man die zehn Kilometer lange Strecke in etwa 20 Minuten. Das Fahrrad schaffte auf derselben Distanz im Schnitt 17 bis 24 km/h. Fahrtzeit: 25 bis 35 Minuten.

Fazit: Weniger Schadstoffausstoß muss das Ziel sein

Das Absinken der Durchschnittsgeschwindigkeit führe in der Regel zu längeren Fahrzeiten. Und längere Fahrzeiten führten im Stadtverkehr normalerweise zu einem höheren Kraftstoffverbrauch. Deswegen seien Staus und Verkehrsbehinderungen und ihre wirtschaftlichen, ökologischen und gesundheitlichen Folgen zu einem Problem geworden, das dringend angegangen und gelöst werden müsse. Tomtom vermarktet Verkehrsdaten, auch an Kommunen.

Der Traffic Index des niederländischen Unternehmens basiert auf anonymisierten Verkehrsdaten von über 600 Millionen vernetzten Fahrzeugen und mobilen Geräten weltweit. So senden zum Beispiel Navigationsgeräte bzw. -apps Informationen zu Route, Position und Geschwindigkeit. Dadurch kann die Fahrzeit bei optimalen Verkehrsbedingungen berechnet werden und wie sich diese zu verschiedenen Tageszeiten und an Wochentagen verkehrsbedingt verändert. Eigenen Angaben zufolge sind 70 Prozent der in Europa verkauften Autos mit einem vernetzten System von Tomtom ausgestattet.