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Chipfabriken im Dresdner Norden: Wie Klotzsche vor dem Verkehr geschützt werden soll

Dresdens Grüne freuen sich über die Ansiedlung der TSMC-Chip-Fabrik im Dresdner Norden, fürchten aber massive Auswirkungen auf den Verkehr in Klotzsche. Was sie dagegen planen.

Von Andreas Weller
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Die Wohngebiete entlang der Königsbrücker Landstraße müssen geschützt werden, fordern die Grünen in Dresden. Sie befürchten mit der TSMC-Ansiedlung und der Infineon-Erweiterung mehr Autoverkehr.
Die Wohngebiete entlang der Königsbrücker Landstraße müssen geschützt werden, fordern die Grünen in Dresden. Sie befürchten mit der TSMC-Ansiedlung und der Infineon-Erweiterung mehr Autoverkehr. © René Meinig

Dresden. Der Branchenführer der Halbleiterindustrie, die Firma TSMC aus Taiwan, baut bis 2027 ein neues Werk in Dresden. Die Grünen wollen unbedingt ein Verkehrschaos und Frust durch Schleichverkehr in Klotzsche verhindern. Deshalb fordern sie ein Mobilitätskonzept für den Dresdner Norden. Es sollen auf keinen Fall mehr Autos auf Dresdens Straßen fahren, so die Forderung.

TSMC schafft rund 2.000 Arbeitsplätze, andere Firmen wie Infineon planen große Erweiterungen. Deshalb ist in den nächsten Jahren damit zu rechnen, dass deutlich mehr Menschen nicht nur im Berufsverkehr unterwegs sein werden - vor allem im Norden der Stadt.

Grünen-Stadträtin Ulrike Caspary berichtet bereits jetzt von Anwohnerbeschwerden, weil es vermehrt Schleichverkehr durch Wohngebiete in ihrem Wahlkreis gibt. Damit der Dresdner TSMC-Coup nicht zum Frust für die Menschen in Klotzsche wird, soll vorgebeugt werden.

Straßenbahn- und S-Bahn-Linie nach Rähnitz verlängern

"Wir müssen die Menschen vor Lärm schützen, für Sicherheit sorgen und unsere Klimaziele erreichen, also Alternativen zum Autoverkehr schaffen", so Caspary. "Es wird mehr Pendlerverkehr geben, der muss intelligent gesteuert werden. Wir dürfen das nicht auf dem Rücken des Stadtteils austragen."

Viele der künftigen TSMC-Mitarbeiter werden vermutlich im Umland wohnen, weil es in Dresden kaum noch Wohnungen gibt und die Mieten und Kaufpreise außerhalb der Stadt niedriger sind. Deshalb sollen die Stadt, der Investor TSMC, die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), die Deutsche Bahn (DB) und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) gemeinsam daran arbeiten.

Die Grünen denken an Bike-Sharing-Angebote, die TSMC selbst seinen Arbeitnehmern zur Verfügung stellen könnte. Das Radverkehrsnetz solle ausgebaut, das Bussystem erweitert werden. Eine Option sei die Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 der DVB über die Autobahn bis nach Rähnitz. "Man könnte auch die S-Bahn-Linie 2 zum Flughafen bis nach Wilschdorf verlängern", so Caspary. Die geplante S 7 nach Königsbrück solle schneller umgesetzt werden.

Tempolimit 20 im Klotzscher Ortszentrum gefordert

Mit den Umlandgemeinden solle Dresden eine Kooperation eingehen, um gezielt entlang von Bahnstrecken und Radwegen Wohngebiete zu entwickeln - beispielsweise auch mit Werkswohnungen. Es brauche "regelkonforme und komfortable" Radrouten. Straßen sollen hingegen "so schmal wie möglich" gehalten werden, wenn es nach den Grünen geht. "Es dürfen keine Kreuzungen oder Straßen verbreitert werden, denn sonst fahren auch mehr mit dem Auto", sagt Caspary.

Auch TSMC selbst solle darauf achten, dass die Gebäude so geplant werden, dass Mitarbeiter kurze Wege zu Bahn- und Busstationen und zu ihren Rädern oder den Leihrädern haben. "Ein Gebäude in der Mitte und ein riesiger Parkplatz drumherum, wie bei Infineon, ist heute nicht mehr zeitgemäß", meint Caspary. Das sei bei Bosch bereits anders gelöst.

Auch in Klotzsche selbst soll es eher ruhiger werden. Die Straßenbahnen sollen im Ortszentrum ein zweites Gleis bekommen, die Autos hinterherfahren und Tempo 20 vorgegeben werden.

Um die durchaus kostspieligen Verkehrsmaßnahmen umzusetzen, fordern die Grünen, dass der Freistaat Sachsen die Nahverkehrsvorhaben priorisiert und eine "Nutznießerfinanzierung" eingeführt wird. Dann könnten die Unternehmen an der Finanzierung beteiligt werden. Der Antrag der Grünen wird nun in den Ausschüssen beraten, am Ende entscheidet der Stadtrat darüber.